Hohe Wand

Sag niemals nie - wintertaugliche Sonnenwände vor den Toren Wiens.

Gutensteiner Alpen, Wiener Neustadt, Niederösterreich. Zustieg 0-200 Hm + Touren bis zu 11 Seillängen (240 Hm).

Von der Südautobahn A2 bei Wiener Neustadt nach etwa 15 km eine ganze Reihe von möglichen Ausgangspunkten, etwa die Ortschaften Oberhöflein, Zweiersdorf, Meiersdorf, Stollhof oder Dreistetten; Parkplätze am Wandfuß (Seiser Toni ganz im SW, Sonnenuhr-Parkplatz an der ersten Kehre der Mautstraße; Gebühr nur an Sonn- und Feiertagen) oder auch oberhalb der Wände (mehrere Hütten und Gasthäuser).

ÜbersichtKarteUlli mit Miro und Raphael unter der Sonnenuhrwand, auf deren Spitze der Skywalk zu erkennen ist

Die Hohe Wand ist ein sonniges, geschichts- und traditionsreiches Klettergebiet am Alpenostrand, 40 km südwestlich von Wien, welches auf jeden Fall auch eine weitere Anreise lohnt. Beinahe südländisches Flair, erstklassige Felsqualität, Hunderte gute Routen aller Schwierigkeitsgrade, viele von oben abseilend erreichbar; auch etliche lohnende Klettersteige. Besonders an Wochenenden wegen der umfassenden Aussicht (Blick bis nach Ungarn; Skywalk über der Sonnenuhrwand) nicht nur von Kletterern und Paraglidern gern besucht.

Das Angebot an der 5 km breiten Wandflucht sowie den zahlreichen benachbarten kleineren Klettergebieten reicht für Jahre, Führerliteratur ist unerlässlich. Regelmäßig sind in den Routenbüchern Eintragungen von Kletterern aus Graz, Linz oder den östlichen Nachbarstaaten zu finden. Wir geben ein paar Tipps über relativ neue Touren, beschrieben von Ost nach West.

Bergfreundesteig neu, 5 (4 A0), 4 SL. Östlich der Mautstraße im Bereich Teufelsgrat. Die 1. SL gilt wegen der Tropflöcherrampe als eine der schönsten 4er-Längen des Gebietes. Nach der 2. SL wird die bereits 1930 erschlossene Route ziemlich erdig, seit 2002 existiert ein viel lohnenderer Direkter Ausstieg – zwei weitere genüssliche Längen in gutem Fels. Unsere Zwillinge waren an ihrem 14. Geburtstag in der Tour und haben sich nachher sehr erwachsen gefühlt.

Auf der Suche nach dem Wunderkuchen, 8, 5 SL. An der „Pyramide“ unterhalb der Mautstraße, Einstieg 30 m links des Leiterlsteiges. Topo  ungenau. Schon die 2. SL ist nicht einfach, dem Gipfelpfeiler mit der Achterstelle kann man rechts über die leichte Backblechvariante entkommen. Bei unserer Begehung Anfang März 2015 (nach Sturmschäden) ein erdiges Unterfangen, wäscht sich hoffentlich wieder aus.

Ulli am steilen, glatten unteren Pfeiler des Wunderkuchen - mit 6+/7- hart bewertetdie kurze Abwärtsquerung zur Elfenstaubkreuzung; die leichte Variante Backblech 3+ (links im Schatten) war Anfang 2015 voller Erde, auch die Baumleiche wird sich irgendwann verabschiedenAusstieg hinterm Pyramidengipfel, Wunderkuchen gefunden (rote Gugelhupfform)
Gleich links anschließend noch ein paar weitere Touren von Brigitte und Walter Dolezal: Elfenstaub, Sonne, Mond und Sterne.

Betty und Paul, 6 (5+ A0), 5 SL. Perfekte, mühsam erputzte Route aus dem Jahr 2006, für Kleine manchmal schwer einzuhängen mit etlichen ziemlich lästigen 5er-Stellen.

Miro, 13, am Einstieg zu Betty und Paul; seine allererste Seillänge am FelsRaphael als  alter Routinier am Ende der 1. SLMiro und Erich am 1. Standbei aufziehendem Gewitter seilen wir wieder ab; eingezeichnet der Routenverlauf der 1. SLMiros erstes Abseilen in freier Wildbahn

Osterhasi, 7- (6 A0), 6 SL. Auch hier am Totenköpfl ist nach aufwendiger Putzerei eine schöne Tour zum Vorschein gekommen. Zu Beginn der 5. SL schnellen die Anforderungen sprunghaft in die Höhe, wer sich deshalb dem benachbarten Handler-Ausstieg, 6, zuwendet, findet sich in einem herrlich alpinen Verschneidungsriss wieder und hat alle Hände voll zu tun, nicht in klassisches Ruacheln abzudriften.

Legoland, 7 (7- A0), 7 SL. Eine der schönsten unter den neuen Touren (9/2008) im Bereich zwischen Totenköpfl und Sonnenuhrwand, selbst die hier obligaten schrofigen Passagen sind noch nett. Vorsicht unterm Einstieg - der Steinbockalarm ist nicht weit! Die Namensgebung mag einerseits von den durchwegs netten Strukturen herrühren, andererseits von den aufgeklebten Steinchen. Aber keine Angst, in dieser Tour werden sich auch Moralapostel kaum daran stoßen; die adretten kleinen Helfer finden sich lediglich auf gut 10m am Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Seillänge, fügen sich eher unauffällig ins Bild und ermöglichen die virtuose Erkletterung des verdammt glatten Einstiegspfeilers. Wirklich empfehlenswert!

Steinbockalarm, 7- (6 A0), 9 SL. Sehr schöne, ebenfalls brandneue (4/2008) Genusskletterei gleich östl. der Sonnenuhrwand.

Wüde Posteline, 6 (5+ A0), 8 SL. Gleich rechts (östl.) des Postlgrates. Schön die 1. Und 7. SL, Rest eher gemischt, teilweise schrofig-splittrig-staubig, dann wieder ganz nett. Zu empfehlen erst, wenn man sonst schon viel kennt auf der Hohen Wand.

Erich in der plattigen 1. SL der Wüden PostelineThomas im Quergang zu Beginn der 7. SL (ident mit der ebenfalls neueren Route „Schlüsselerlebnis“ 7-

Puzzle für Fortgeschrittene, 7 (6+ A0), 7 SL. Führt über den Pfeiler, der die Sonnenuhrwand rechts (im O) begrenzt. Super Route, homogen, besonders die 3. SL anhaltend anspruchsvoll.

die Sonnenuhrwand mit den beiden zuletzt erwähnten RoutenUlli in der 1. SL des Puzzles für Fortgeschrittene; der nette Pfeiler bildet eine Art Vorbauder Stand unterhalb der 2. SL auf bequemer Wiesenstufe - das durchsetzte Gelände östl. der kompakten Sonnenuhrwand ist bevorzugtes Revier zahlreicher Steinböcke, die manchmal starken Steinschlag auslösen können (daher auch der Routenname „Steinbockalarm“)Ulli in der Löcherplatte am Beginn der 2. SL ...... und beim Vorstieg der anhaltend anspruchsvollen 3. SL

An den linken (westlichen) Ausläufern der Sonnenuhrwand, wenige Meter links des HTL-Klettersteiges (D-E, 210 m, gilt in Kombination mit der Blutspur (E) im oberen Teil als der schwierigste Klettersteig im Wiener Raum) findet sich am Fuß eines schlanken Pfeilers der Einstieg zu

Sag niemals nie, 8- (7 A0), 5 SL. Die anspruchsvollste der hier vorgestellen Touren, aber auch die mit dem kürzesten Zustieg. Die ersten drei SL bewegen sich zwischen 4 und 5, die 3. SL hat durchaus Ähnlichkeit mit der viel gerühmten Einstiegs-SL des Bergfreundesteiges (s. oben). Dann wird’s allerdings schlagartig steiler und glatter.

die westlichen Ausläufer der Sonnenuhrwand mit dem HTL-Klettersteig und der neuen Sportkletterroute „Sag niemals nie“in wenigen Minuten erreicht man vom Sonnenuhr-Parkplatz den EinstiegUlli steigt gerade auf die Tropflöcherrampe der 3. SLErich folgt ihr - noch hat er Schonfristab der 4. SL nehmen die Anforderungen drastisch zuErich in der Ausstiegsseillänge

Auf Wildenauers Spuren, 7- (5+ A0), 8 SL. Alois Wildenauer ist der lokale Kletter-Urvater, welcher an der Hohen Wand im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts in abenteuerlicher Manier zahlreiche noch heute beliebte Routen eröffnet hat. Diese Tour hat uns – trotz einiger neidlos anzuerkennender Traumpassagen – am meisten gehunzt. Bohrhaken sind oft schlecht zu finden, insgesamt nicht recht homogen. In etlichen Gesprächen mit anderen (an sich ortskundigen) Kletterern, die vor uns ergebnislos am Wandfußsteig hin und her geirrt sind, haben wir Trost gefunden für unsere vergeudete Stunde auf der Suche nach dem Einstieg – hier ein wirksames Rezept für alle, die es auch wissen möchten: Wandfußsteig westl. des Tirolersteiges – Tafel Geotrail „Perlsinter“(wichtig!) – 35 m westlich davon, nur 5 m über dem Wandfußsteig ist der E unter einer kleinen Rampe, 2 BH sind sichtbar.

Tirolergrat, 3, etliche schwierigere Varianten, 11 SL. Dieser klassischen Kletterei mit unserer 5-jährigen Ronja haben wir einen eigenen Beitrag mit Videoclip (Reihe Kiddie climbs mountains) gewidmet.

Tiwaz, 7- (6+ A0), 5 SL. Die neue Route (2007) im südwestlichsten Teil der Hohen Wand überzeugt mit traumhaftem, kompaktem Charakter.
(08.03.2015)

Literatur: Behm: Kletterführer Hohe Wand. Wien: Behm.
Schall: Genuss-Kletteratlas und Sportklettern Österreich Ost, jeweils Band 1 (Auswahl). Wien: Schall.

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