Sengsengebirge - Überschreitung

Überraschend alpine Akzente in einem vergessenen Gebirge.

Oberösterreichische Kalkalpen. Windischgarsten. Aufstieg 2200 Hm.

Rettenbach nö. v. Windischgarsten – Hinteres Rettenbachtal – Mehlboden – Gasserrinne – Mayrwipfel – Brandleck – Giereranger – Wagenradkogel – Gamsplan (Ost- und Hauptgipfel) – Hoher Nock – Schneeberg – Rohrauer Größtenberg – Grataufschwung vor dem Gamskogel – Kogleralm – Forststraße Koppen – Rettenbach.

ÜbersichtKarte OstKarte West

Dank der Biwakschachtel in der Scharte zwischen Gamskogel und Hochsengs ist eine Teilüberschreitung des relativ unbekannten Sengsengebirges auch in der warmen Jahreszeit eine lohnende Sache für Wanderer, im Frühsommer speziell für Botaniker.
Während man in den ausgedehnten Latschenzonen der Westhälfte im Sommer dank markierter Steige flott vorankommt, wird der Kamm östl. der Gamsplan wegen der widerspenstigen Vegetation umso seltener aufgesucht. Dieser unberührte Bereich war im schneearmen Winter 2007 auch auf Schi kein Honiglecken.
Überlegenswert ist bei der Gesamtüberschreitung auch die Zuhilfenahme eines zweiten Fahrzeuges oder der Bahn. Unsere Version mit Start und Endpunkt im Rettenbachtal ist zwar einerseits praktisch, andererseits aber mit kilometerlangen Forststraßenmärschen verbunden.

Wir konnten oberhalb des Mehlbodens in die Bindung steigen. Die Gasserrinne ist im untersten Teil etwas verwachsen, entpuppt sich aber bald als gut befahrbar und wird nach oben zu immer romantischer.
Die erste Etappe des Kammes überrascht mit bizarren Felsgipfeln, die nach Norden zu steil abbrechen. Bei geschickter Spurwahl kommt man überall gut durch. Vorsicht bei starker Tageserwärmung: Die ausgedehnten Südhänge, deren obere Ränder man beständig queren muss, sind teilweise ganz schön steil.
Ab Gamsplan geht es dann flott voran, am höchsten Gipfel des Sengsengebirges, dem Hohen Nock, 1963 m, wechselt der Charakter und man fühlt sich fast ein wenig aufs Plateau des benachbarten Toten Gebirges versetzt. Nach der schönen Abfahrt vom Schneeberg in den Rottalsattel, beim Gegenanstieg zum Größtenberg, können sich langsam die bereits absolvierten Höhenmeter in den Beinen melden.
Die geplante Gesamtüberschreitung von Ost nach West mit Übernachtung in der Biwakschachtel haben wir im Latschendickicht östl. unterhalb des Gamskogels abgebrochen. Da von hier aus selbst das Erreichen der Kogleralm wegen des ungenügend zugeschneiten Krummholzes sehr zeitaufwendig war - ganz zu schweigen vom langen Forststraßenrückmarsch ins Rettenbachtal - erreichten wir unser Auto erst gegen 20:30 Uhr. Fazit: landschaftlich und alpinistisch großartige Unternehmung, die man in diesem Randbereich der Alpen nicht suchen würde. Empfehlenswert jedoch nur in schneereichen Wintern, da die weiten Latschenstrecken (besonders zwischen Mayrwipfel und Giereranger sowie westl. des Rohrauer Größtenberges) unbedingt ausreichend eingeschneit sein sollten.

Blick vom ersten Gipfel unserer Überschreitung nach NWGiereranger - einer der bizarren KammgipfelAufstieg zur Gamsplan (Hauptgipfel)Gamsplan gegen NW (Nock)Blick nach W auf die zweite Hälfte der ÜberschreitungRottalsattel gegen O (Schneeberg)

Für Individualisten hält die Südseite dieses überregional wenig bekannten Gebirges einige Leckerbissen bereit (ähnlich wie das gleichfalls im Dornröschenschlaf liegende Höllengebirge weiter westlich), besonders im Bereich Hagler–Nock–Gamsplan. Für die noch abgelegeneren, rassigen Nordabfahrten wie Engadin oder Hengstkar sollte man bei Ambitionen auf die krönenden Gipfel auf alle Fälle Pickel und Steigeisen dabei haben, dann steht außergewöhnlichen Abenteuern (fast) nichts mehr im Weg.
(11.03.2007)

Literatur: Mörth/Potuschak: Schitouren zwischen Enns- und Steyrtal. Steyr: Ennsthaler 1990.
Heitzmann: Schitouren vom Gesäuse bis zum Salzkammergut. Graz: Steirische Verlagsgesellschaft, Edition Gutenberg 2002.

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