Hoher Bolz, 2421 m
Lustspiel in vier Akten über dem Teuchltal.
Kreuzeckgruppe, Teuchl, Kärnten. Aufstieg 1300 Hm.
P Gasthof Alpenheim, am Ende der Fahrstraße ins Teuchltal, 4 km westl. Teuchl, 11 km aus dem Mölltal (B106 bei Napplach) - Forststraße Gasarnalm - Geistlacke - Bolzlacke - SW-Flanke auf den Hohen Bolz - Abfahrt wie Anstieg mit Abstecher auf den Kl. Bolz.
Schon bei der Auffahrt aus dem Mölltal in den kleinen Weiler Teuchl fühlt man sich beinahe in den Osthimalaya versetzt. Gigantische Steilflanken stürzen in schmale, tief eingeschnittene Gräben. Mindestens seit dem 15. Jh. wurde hier Silber abgebaut, das Erz brachte man im Winter auf abenteuerliche Weise mittels Schlitten durch den engen Schluchtgrund ins Tal hinab. Die dafür errichteten Notbrücken wurden jeweils kurz vor der Schneeschmelze wieder abgebaut. Heute wohnen noch etwa 100 Menschen hier heroben; man fragt sich, wie die Kinder im Winter bei 3 m Schnee in die Schule ins Tal kommen. - „Kein Problem, unsere eigene Schneeräumung funktioniert besser als bei denen da unten!“ meint Sven, der Wirt im Gasthof Alpenheim. Bei der Ankunft haben wir das Gefühl, als seien wir soeben auf eine „old and very remote“ Lodge in den kanadischen Rockies eingeflogen worden. Die Wirtin persönlich kommt uns auf dem Vorplatz entgegen, großer Andrang scheint hier nie zu herrschen. 14 Leute kann sie unterbringen, nicht übertrieben luxuriös, dafür aber mit allem, was für einen Tourengeher wirklich relevant ist. Die (teils saftigen) Schitouren beginnen direkt vor der Haustür, die Betten sind gut, es fließt immer heißes Wasser in der Dusche und das Essen in der traditionellen Gaststube schmeckt vorzüglich (Villacher Bier).
Als Premiere im Teuchltal haben wir uns den Bolz vorgenommen, einen der östlichsten Gipfel der Kreuzeckgruppe oberhalb des Salztörls, am Übergang zur Salzkofelhütte. Die unnahbaren Steilwaldflanken lassen sich bequem auf der Forststraße überlisten, oberhalb der Gasarnalm überrascht jede der folgenden Terrassen mit unerwarteten landschaftlichen Variationen. Möchte man all den verlockenden Einladungen auf unserem Weg zum Gipfel nachkommen (etwa dem schlauchförmigen Stollental oder dem jungfräulichen Geistlackenkar), so könnte man die erforderlichen Höhenmeter locker verdoppeln.
Anderntags geht's tief hinein in die zentrale Kreuzeckgruppe, auf den Striedenkopf.
(08.03.2011)
Literatur: Zink: Schitouren in den Südalpen I. Bildband mit Tourenheft. Wien/Graz/Klagenfurt: Carinthia 2007.
Sagmeister/Wutte: Schitourenführer Kärnten West. München: Rother 2010.