Böses Weibele, 2521 m - Mundsalspitzen, 2682 m
Überschreitung der „Schlaitner Berge“.
Villgratner Berge, Lienz, Osttirol. Aufstieg 1500-2000 Hm.
P Pedretscherkaser im hintersten Wilfernertal, 20 km westl. von Lienz über Thal und Assling; von hier über den Pustertaler Alm(höhen)weg zum Hochstein, mehrere, meist weglose Abkürzer hinauf zum Kamm möglich, etwa vom Waldhuberkaser auf die Schönbergspitze oder vom Mairkaser über den markierten SW-Rücken aufs Böse Weibele.
Oder - 3 h kürzer, dafür mit zweitem Auto - gleich P Hochsteinhütte, Mautstraße von Bannberg an der Pustertaler Höhenstraße, 18 km von Lienz.
Oder direkt ab Lienz mittels Schlossbergbahn/Doppelsessellift H2 bis zur Sternalm und über den Märchensteig 520 Hm zur Hochsteinhütte. - Hier Beginn der Kammüberschreitung:
Hochstein - Blößeneck - Rastl - Böses Weibele - Vordere Lavantspitze - Hintere Lavantspitze - Schönbergspitze - Lavantegg - Schlaitner Kofel - Rotstein(berg) - Gelenkschartenkopf - Gelenkscharte - Obere Mundsalspitze - Untere Mundsalspitze - SO-Grat zum Jakoberjoch - SSO-Flanke zum Gamperkaser - Pedretscherkaser.
Der Hauptkamm der Deferegger Alpen - seit 1982 laut Neueinteilung der Gebirgsgruppen durch den Österreichischen Alpenverein Villgratner Berge - erstreckt sich über eine Länge von ca. 80 km Luftlinie von Lienz bis ins südtiroler Rienztal zwischen Toblach und Bruneck. Er ist über weite Teile ohne Schwierigkeiten zu begehen, an den wilderen Gratabschnitten, vornehmlich im Bereich der höchsten Gipfel vom Degenhorn bis zur Roten Spitze, trifft man aber immer wieder auf Kletterpassagen bis knapp gegen den 4. Schwierigkeitsgrad. Zu dieser großartigen Gesamtüberschreitung bildet unser mehr oder weniger problemloser Gratgang vom Hochstein bis zur Unteren Mundsalspitze den Auftakt. Je nach Zeit, Lust oder Verhältnissen gibt es viele Varianten für Einstieg, Abbruch oder Aufteilen der Tour. Wie auch immer man sich entscheidet, die Überschreitung der Schlaitner Berge, wie der östliche Ausläufer dieses geheimnisvollen Gebirges auch genannt wird, bietet ein über viele Stunden währendes Crescendo von landschaftlichen Eindrücken: Hinter einem viel besuchten, stadtnahen Höhenkamm wird es bald einsamer und schmäler, einzelne ausgesetztere Stellen und die immer näher rückenden, vergletscherten Kronjuwelen des Alpenhauptkammes beleben die Sinne. Am Rotsteinberg haben wir den höchsten Punkt erreicht. Während die Markierungen nach Norden hinunter zurück in die Zivilisation führen, biegt unser Hauptkamm im rechten Winkel nach Südwesten ab und verschärft sich zur ersten Kletteretappe. Wer die Hände nicht gebrauchen möchte, hält sich ab südlichem Vorgipfel auf Schafsteigen links unterhalb der Schneide, eine gutmütige Grasrinne lässt wieder den folgenden zahmeren Grat erreichen. Hinter der Gelenkscharte warten die beiden harmlosen Mundsalspitzen. So zahm ihre Kämme auch zu begehen sind, so aufregend sind die Ausblicke auf die schillernden Ochsenalmseen und die zerklüfteten Zarspitzen - ein kleiner Vorgeschmack auf die romantisch-dramatischen Bilder im Herzen der Villgratner.
Literatur: Poleschinski: Villgratner Berge - Deferegger Alpen. Gebietsführer für Bergsteiger, Kletterer und Wanderer. Bad Ischl: Poleschinski 2016, ISBN 978-3-200-04464-7.