Pielach

Tücken eines Voralpen-Wanderflusses.

Türnitzer Alpen, Kirchberg a. d. Pielach - Donauauen bei Melk, Niederösterreich.

Befahrene Strecken: 1) Oberlauf: Brücke Weißenbachmündung, nö. der Bahnhaltestelle Schwarzenbach (Flusskilometer 17) - Kirchberg - Unterbrechung im Bereich Steinklamm (Flusskilometer 30). -
2) Unterlauf: Wehr unterhalb der Albrechtsberger Brücke nw. von Loosdorf (Flusskilometer 70) - Ausbooten kurz vor der Einmündung in die Donau (Flusskilometer 76); insgesamt knapp 20 km.

Übersicht FlussverlaufKarte OberlaufKarte Unterlauf

Die Quellbäche der Pielach sammeln sich in den entlegenen Waldbergen ums Hennesteck nördlich von Annaberg. Cirka ab Schwarzenbach ist der Kleinfluss bei ausreichendem Wasserstand befahrbar (WW II). Wenige Kilometer später bringt der Nattersbach starken Zuwachs, es folgt eine enge Schluchtstrecke mit starken Richtungswechsel (WW III). Wegen einiger von der Straße aus sichtbarer Baumhindernisse beginnen wir die Befahrung etwas weiter unterhalb. Der Fluss führt durch ein landschaftlich reizvolles Tal und ist an sich unproblematisch. Alle Wehre sind von Weitem zu hören, das Umtragen ist nicht wirklich mühsam. Ab Kirchberg wird der Fluss bis auf ein paar kurze Gefällestufen noch zahmer, laut Flussführer keine nennenswerten Schwierigkeiten, ein netter Wanderfluss eben. Vermeintlich.

Eine ganz seichte, flache Treppe führt zu einer leichten Linkskurve, angesichts der unscheinbaren und harmlos aussehenden Stelle kommen wir gar nicht auf die Idee zu umtragen. Doch unvermutet nehmen wir auf der Treppe gewaltig an Fahrt auf und werden auf einen erst spät sichtbaren Baumverhau am rechten Ufer zugetrieben, aus dem ein abgebrochener Stamm ähnlich einer Lanze gegen die Strömung hinausragt. Die Lanzenspitze erwischt Erich gerade noch am hinteren Ende des Bootes und schubst ihn deftig aus dem Boot, gleichzeitig verkeilt sich die leicht aufgebogene Heckschnauze des Outside zwischen Lanze und und Wasserspiegel und bringt es so abrupt zum Stillstand. Keine schlechte Wendung, doch was passiert derweilen unter Wasser?
Erich wird ungefragt unterm Boot durch bis in den Baumverhau geschwemmt, die Brille ist sofort weg. Er findet sich in einer Art grundlosem Käfig wieder, nachdem Sekunden zuvor die Wassertiefe selbst für das extrem flach liegende Outside kaum für die Befahrung ausgereicht hat. Die Strömung drückt gnadenlos gegen die dichten Äste der versunkenen Baumkrone, unter Wasser beginnt die fieberhafte, systematisch Suche nach einem Ausweg nach oben. Der erste Versuch schlägt fehl, Erich hangelt sich unter Aufbietung aller Kräfte zum nächsten Ast, auch dort kein Weg nach oben. Die Luft wird knapp. Die Situation erinnert an den Eistaucher, der das Einstiegsloch nicht mehr finden kann. Nur einen guten Meter über ihm sitzt Ulli im fixierten Boot, beobachtet durchs kristallklare Wasser beinahe hautnah einen skurrilen Tanz mit dem Tod, hat in dieser Situation nicht die geringste Chance für eine sinnvolle Hilfestellung. Ein einziger Umstand spricht nicht gegen den unfreiwilligen Taucher: Die Baumkrone liegt schräg flussab im Wasser. Der unwiderstehliche Druck kann ihn deshalb nicht direkt in den zahlreichen Astgabeln festkeilen, nach einer knappen halben Minute gelingt der dritte Auftauchversuch und Erich rettet sich keuchend und prustend nahe dem Baumwipfel an die Oberfläche. Das Leben geht weiter, aufgrund eines unbedeutenden Zufalls. An einem Wanderfluss. Ohne nennenswerten Schwierigkeiten.

Über den mittleren Verlauf der Pielach ab Grünau/Hofstetten ist nicht viel bekannt, es geht ins Flachland hinaus und soll eher eintönig werden mit mühsamen Umtragungen. Landschaftlich ansprechend wird dann aber wieder der Unterlauf etwas nnw. von Prinzersdorf und Loosdorf. Den letzten Abschnitt vor der Mündung haben wir einige Tage zuvor befahren. Wie auf den Fotos ersichtlich, könnte man ihn - einschlägige Erfahrung vorausgesetzt - durchaus als kindertauglich einstufen.

 die oberste befahrbare Strecke der Pielach zwischen Schwarzenbach und der Einmündung des Nattersbach: an sich problemloses leichtes Wildwasser (bis WW II), ...... auf dem es zwischen den stark bewachsenen Ufern schon einmal eng werden kannab Pielachleiten steuert der Nattersbach (von links) bedeutende Wassermengen beiwenige Meter später beginnt die Schluchtstrecke des Oberlaufes mit engen Kurven und stellenweiser Verblockung (WW bis III); die Felswand („Gillus“) wird als Klettergarten genutztwegen Baumhindernissen beginnen wir die Befahrung etwas weiter unten bei der Mündung des Weißenbachein typisches Bild am Pielach Oberlaufunser Outside hat tatsächlich schon drei Jahrzehnte auf dem Schlauch - hin und wieder ist Nachpumpen angesagtBesichtigung des ersten Wehresdie Stelle ist schnell umtragen, ...... es folgt eine kurze leichte Blockstellevor Schwerbach ein weiteres Wehr, ...... die Verblockung gleich dahinter erinnert schon eher an eine Miniaturausgabe des Gesäuse-Eingangs hinter Admont - nur für Expertenauch diesmal ist die Portage keine große Sache ...... und wir genießen den Auslauf der grimmigen Stelledas dritte Wehr müssen wir links durch einen Privatgarten umtragen; der Besitzer ist angenehm überrascht, „dass einmal wer fragt“kurz vor Kirchberg öffnet sich das Tal, ...... und es wird Zeit auszubootendas sperrende Wehr im Zentrum von Kirchberg an der PielachFortsetzung der Fahrt unterhalb der Fußgängerbrücke in Kirchbergab hier bietet die Pielach laut Kanuführer „keine nennenswerten Schwierigkeiten mehr“ trotzdem ist manchmal von Weitem lautes Rauschen zu vernehmen - wir umtragen vorsichtshalber, ...... was manchmal zu überraschenden Begegnungen führen kannunsere Vorsicht hat sich vielleicht in zweifacher Hinsicht gelohntdie große Überraschung folgt aber in der sogenannten „Steinklamm“ kurz vor Rabenstein: bei diesem Anblick wird man nach 400 Flusskilometer nicht automatisch in Panik geratenauch die Vergrößerung deutet nicht unbedingt auf eine lebensgefährliche Falle hinlediglich ein abgerissener Baumstumpf ragt über die Strömung ...... aus dem Baumverhau am rechten Ufer heraus; was die Stelle wiklich kann, verrät der kursive Absatz im Textin unserer Bilderfolge überspringen wir den eher eintönigen Mittelteil des Flusses und setzen unterhalb des Albrechtsberger Wehrs bei Loosdorf erneut eines folgt eine ungemein reizvolle Flusslandschaft mit großteils ruhigem Wasser; Grasgassen, weidenden Kühen, ...... und idyllischen Biegungen, wie hier bei Flusskilometer 72nach etlichen romantischen Passagen ...... wird die Strömung deutlich langsamer; hier kurz vor der Spielberger Brückedas letzte Hindernis auf der Pielach folgt kurz hinter der Brücke: die historische Wehranlage Herrenmühle; sie steht mit einer Länge von 68 m schräg im Flussbett und ist  2 m hochrechtzeitig ans Umtragen denken, das Ausbooten über die fixierten Holzstämme ist sonst nicht ganz einfach; nach der Infotafel am linken Ufer führt dann der schmale Steig ...... zum Fluss zurückwir tragen das Boot die paar Meter zum Wehr hinauf, ...... weil sich die Mädels diese hübsche Grasgasse nicht entgehen lassen wollenab hier ist Ronja fast nur mehr im Wasserder letzte Flussabschnitt am Rand des Dunkelsteiner Waldes („Steinwand“) wird rechts von einem Wanderweg begleitetRonja will nicht gerettet werdendie Mündung in die Donau nahe bei Melk (Hinweis zum endgültigen Ausbooten)Ende gut, alles gut!
(05.2019)

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