Traunstein, 1691 m. Ostgrat, 2
Rund herum und oben drüber.
Oberösterreichische Voralpen, Salzkammergut, Gmunden. Aufstieg 1300 Hm.
P beim Gasthof Hoisn am Traunsee-Ostufer - Wanderweg übers Radmoos zum Laudachsee (WH. Laudachseealm) - Hohe Scharte (versichert, A) - Ostgrat auf den Pyramidenkogel (Traunsteinkreuz), Kletterstellen bis II, tlw. ausgesetzt - Ü Fahnenkogel (Gmundner Hütte) - Ü Traunkirchnerkogel (Traunsteinhaus) - Abstieg SW-Flanke zur Mairalm - Lainautal - Forststraßentunnels oder Miesweg - Gedenkstein Traunsteinopfer - Hoisn.
Seit einem halben Jahrhundert schon will Erich den Ostgrat am Traunstein machen - neben dem Südgrat die letzte große Unbekannte am Berg. Der Südgrat liegt mittlerweile in einer Ruhezone fürs Wild, hier sollte nicht mehr geklettert werden. Der Ostgrat, erstbegangen vor exakt 110 Jahren, ist jüngst durch eine Servus-TV-Filmdoku mit Gerlinde Kaltenbrunner wieder ins Blickfeld gerückt und vielleicht deshalb auf dem Wunschzettel ganz nach vorne gerutscht.
Sein Einstieg liegt quasi auf der Rückseite des Massivs. Um hinauf zur Hohen Scharte zu gelangen, muss man erst einmal die Hälfte der bei Wanderern äußerst beliebten Traunstein-Umrundung bewältigen. Dafür hat man dann - schon hoch über dem Laudachsee - bereits die halbe Gipfelhöhe geschafft. Wanderer mit Gipfelambitionen können ihre Runde mit dem nahen Katzenstein aufwerten. Wir hingegen folgen dem gut erkennbaren, aber - gleich wie die Anstiege über Zirla und Hochkamp - nicht markierten, teilweise steilen und ausgesetzten Schrofensteig in Richtung des schon vom Tal erkennbaren, mächtigen Traunsteinkreuzes. Bis auf einmal - bei einem niedrigen, breiten Wandl ziemlich weit oben, wo deutliche Steigspuren nach rechts auf ein steiles, breites Grasband in der Schattseite locken - ist der Steig kaum zu verfehlen. Dennoch ist die Route nichts für Wanderer: Auf einigen wenigen Steilstufen im unteren Teil, an den scharfen Sägezähnen des flacheren Gratteils im Bereich der Hochkamp-Einmündung und an der kurzen Ausstiegskante wird der 2. Grad erreicht, ungesicherte Abstürze werden dort zumeist tödlich verlaufen. Zudem ist die berühmt-berüchtigte „Grüne Gasse“ bei Nässe besonders gefährlich.
Oben am Gipfel kann man die zu Recht gelobte Aussicht und die Schmankerl von gleich zwei bewirtschafteten Hütten genießen. Wenn man das Plateau über die SW-Flanke verlässt, auf dem leichtesten der drei markierten Gipfelwege hinunter zur Mairalm, muss man das Lainaubachtal hinaus zurück zum See und lässt bei der eingangs erwähnten Traunstein-Umrundung insgesamt nur ein kleines Segment aus. Kurz bevor sich der Kreis schließt, wird uns beim Gedenkstein für die Traunsteinopfer wieder bewusst gemacht, dass der meistbestiegene Berg Oberösterreichs auch seine Tücken haben kann.
Eine Übersicht mit Verlinkungen zu weiteren Salzkammergut-Touren auf nature-classic findet ihr im Anhang zur Bergwerkskogel-Rettenkogel-Überschreitung.
Literatur: Pichler/Stieb: Wander- und Kletterführer Traunstein und Umgebung. Naturfreunde Österreich. Linz: Oberösterreichischer Landesverlag 1977.