Cellon (Frischenkofel), 2241 m - Kollinkofel (Pizzo Collina), 2691 m

Vier Klettersteige (A-D) mit alpiner Fortsetzung.

Karnischer Hauptkamm, Plöckenpass, Kärnten, Friaul-Julisch Venetien. Aufstieg 1600 Hm.

P Plöckenpass (Passo di Monte Croce Carnico, 12 km von Kötschach-Mauthen, 34 km von Tolmezzo) - wahlweise Cellonstollen (A/B) oder Oberst Gressel Gedenkweg (B/C) auf die Cellonschulter; hier möglicher Abstieg auf Militärweg (kurze Tunnel) zur Malga Collinetta di sopra und zurück zum Plöckenpass - weiter Klettersteig Senza Confini (D) oder Steinbergerweg (B/C) auf den Cellon - Ü Grüne Schneide (Cresta Verde) - O-Flanke/NO-Grat Kollinkofel, bezeichnet, stellenweise ausgesetzt, I-II, an den neuralgischen Passagen Bohrhaken; Gipfel auch in der AV-Karte 2020 noch falsch dargestellt. - Abstieg zurück auf die Grüne Schneide - S-Flanke zur Casera Collinetta di sopra - Plöckenpass.

ÜbersichtKartePlan von Südenunsere Überschreitung aus Nordostder Cellon vom Plöckenhaus

Während im östlichen Teil des Karnischen Hauptkammes mit wenigen Ausnahmen sanftere Bergformen vorherrschen, ziehen gleich hinter dem Plöckenpass die Kronen der bedeutendsten Wandfluchten dieses Grenzgebirges gegen Westen. Hier war im Ersten Weltkrieg ein Brennpunkt des Kampfgeschehens: Ein unfassbares Netz von Militärwegen und Stellungen im extremen, hochalpinen Gelände zeugt noch heute von sinnlosen, durch Falschinformation losgetretenen blutigsten Auseinandersetzungen, in denen sich erzwungenermaßen oft Verwandte und Freunde gegenüberstanden. Selbst angesichts dieser kostspieligen Vernichtungsmaschinerie behielt die Natur die Oberhand - in schneereichen Wintern kamen mehr Menschen durch Lawinen ums Leben als durch die angestrengten Kampfhandlungen.
Mehr als hundert Jahre später steht der Plöckenpass wieder im Rampenlicht, allerdings in einer menschenwürdigeren Art: Für Paläontologen, Geologen oder Botaniker war das Gebiet ja immer schon hochinteressant; nun wurden die ehemaligen Kriegsanlagen in vorbildlicher Art zu Freilichtmuseen, Lehrpfaden, Wanderwegnetzen und Klettersteigen umgestaltet. Gleich an unserem ersten Gipfel gibt es vier davon, welche sich in zwei Etagen beliebig kombinieren lassen. Auf dem Weiterweg an der Gratschneide zwischen Österreich und Italien tun sich wieder Abgründe auf - diesmal von uns Bergsteigern erwünschte. An der Ostseite des Kollinkofel, Eckpfeiler des mächtigen Kellerwandgrates, müssen wir selbst für unsere Sicherheit sorgen. Der ausgesetzte, typisch „karnische“ Anstieg ist zwar markiert und in den heiklen Quergangspassagen mit Bohrhaken versehen, die alpinen Ansprüche und Gefahren liegen hier aber gleich um Klassen höher als auf den hinter uns liegenden Wander- und Eisenwegen. Weiter oben gegen den Nordostgrat zu wird es wieder gemütlicher. Im Gipfelbereich hatte die Kartografie schon immer ein Problem - auch in der neuen AV-Karte (Ausgabe 2020) ist das Kreuz wieder zu den Kellerspitzen hinüber gerutscht. Außerdem ist es im einsetzenden Nebel unmöglich, den markierten SO-Sporn-Abstieg zur Scaletta (Weg 171) zu finden, weshalb wir die bereits bekannte Route zurück zur Grünen Schneide und weiter auf die Collinetta-Alm wählen.

der halbstündige Zustieg zum ersten Klettersteig, dem „Cellonstollen“, ist bis zu den Felsen als Lehrpfad mit Infotafeln ausgestattet; der Hauptanteil des weitläufigen Freilichtmuseums zum Ersten Weltkrieg findet sich am Kleinen Pal östlich über dem Passder Eingang zu diesem Ferrata-Unikumder schräg nach oben führende Stollen hat eine Gesamtlänge von 185 m ...... und mehrere Öffnungen nach außen, hier mit Blick zum Polinik (s. Archiv)der unterirdische Steig ist nirgends schwierig, einst wurden hier Tonnen von Kriegsmaterial auf die Cellonschulter geschlepptauf ca. 1700 m gelangen wir wieder ans Tageslichtdurch einen gleichfalls von Menschenhand geschaffenen Felskamin steigen wir hinauf zur Einmündung des Oberst Gressel Gedenkweges auf der Cellonschulterden Einstieg zum Oberst Gressel Klettersteig erreicht man schon nach zehn Minuten ab Plöckenpass; die Ferrata empfängt uns gleich mit einem frei am Stahlseil baumelnden Felsbrockenam Oberst Gressel haben wir den schlechtesten Tag der Woche erwischt - immerhin bis 10 Uhr regenfrei, das hat genügtder Steig ist eindeutig schwieriger als der benachbarte Cellonstollen und führt oftmals über kompakte Plattenzoneneine anregende Folge von Steilstufen, Querungen und begrünten Absätzen; Oberst Gressel war übrigens ein auch jenseits der Grenze angesehener Einheimischer, der im Ersten Weltkrieg allein kraft seiner Autorität kurzzeitig die italienischen Truppen vom Kleinen Pal verscheuchtevorbei an der Einmündung des Stollensteiges gelangen wir zur zweiten Kreuzung, wo man entweder ins Tal absteigen oder sich noch einen der Klettersteige in der oberen Etage vornehmen kannder vorzeitige Abstieg führt auf altem Kriegssteig die Steilwand entlang ...... durch mehrere kurze Tunnel ...... hinunter zur Casera Collina di sopra und zurück zur Passhöhe; etwas oberhalb der Bildmitte erkennt man die Querung mit den kleinen Höhlendurchschlüpfenzwei Tage später streben wir bei schönerem Wetter dem schwierigsten und schönsten der vier Klettersteige am Cellon zu: Senza Confini (C/D); der Einstieg befindet sich an der linken Seite des plattigen Mittelpfeilers ...... am Fuß der beiden auffallenden VerschneidungenUlli arbeitet sich zur linken, höheren Verschneidung hoch, ...... wo bombenfester Fels vorherrscht; an den zahlreichen Bohrhakenlaschen kann man erkennen, dass die Linie ursprünglich als Klettertour eingerichtet warim Mittelteil ...... und gegen Ende der schönen Verschneidungnach einer Kantenpassage folgen links oben ...... ein paar abdrängende Schritte unterm Überhangdurch eine flache Verschneidungswanne erklimmen wir einen ersten Gratgipfeleine abwechslungsreiche Folge von kleinen Aufschwüngen, ...... eingelagerten Scharten ...... und malerischen Gratstrecken ...... lässt uns auf angenehme Weise schnell an Höhe gewinnen; ganz hinten wird schon das Kreuz am Cellon sichtbarder Blick auf Plöckenhaus, Polinik und Gailtalan einem letzten Steilaufschwung ...... heißt es kräftig zupacken (C)zuletzt - vorbei an einer Kriegskaverne - auf schmalem Band ...... in einen grünen Sattel, wo die Schrofenrinne des Steinbergerweges heraufkommtam verbleibenden, kurzen Wegstück zum Cellon kommen wir an einer weiteren Stellung ...... aus dem Ersten Weltkrieg vorbei; hier wurde der Gipfelgrat durchstochen, sodass man beide Seiten kontrollieren konnteGipfelkreuz am Cellon, hinten unser nächstes Ziel der noch 450 m höhere KollinkofelGipfelblick übers Valentintal auf den Mooskofelkamm (s. Archiv)auf der anderen Seite der Ausstiegsrücken des Senza Confine Klettersteigs, ganz hinten die Julischen Alpenunser Weiterweg verläuft genau über der Staatsgrenze; das Eiskar ist übrigens der südlichste Gletscher Österreichs, der dem Klimawandel relativ hartnäckig trotztzunächst queren wir die Südflanke des Cellon ...... auf einem weiteren Kriegssteig horizontal ...... auf italienischem Staatsgebiet hinüber zur Cresta Verde, der Grünen Schneideauch hier im Rückblick wieder Stellungsrestevom Flachstück der Grünen Schneide ...... existiert nach Norden zu ein Direktabstieg durchs Hohe Tal zur Unteren Valentinalm - nur für erfahrene, ortskundige Kraxler, I-II, lt. Holls AV-Führer „Vertrautheit mit steilem, grasdurchsetztem Gelände erforderlich“(!)die Schneide wird zur Gänze überschrittenan ihrem westlichen Ende der Einstieg in die Felsen des Kollinkofel, auf den uns noch über 600 Hm fehlentrotz der Markierungen sind die Steigspuren durchs steile, durchaus absturzgefährdete Gelände manchmal recht dürftig; weniger Geübte, wenn überhaupt, dann nur mit Seilsicherung, Bohrhaken an den besonders heiklen Stellen vorhandenLeontopodium nivale, das Alpenedelweiß, trifft man auf anspruchsvolleren Routen der Karnier häufiger an als nördlich des Alpenhauptkammesab Flankenmitte lässt die Exponiertheit merklich nach, durch eine schluchtartige Rinne führen die roten Punkte ...... hinaus auf ein Wiesendach ...... und schließlich auf den Nordostgrat mit Blick ins Eiskar und auf die Kellerspitzenauf dem Gratfirst in Richtung Gipfeles dominiert der Blick auf Mooskofelkamm und Lienzer DolomitenSüdalpenfauna auf weit über 2500 m Seehöhehinterm Kollinkofel gäbe es noch den alten Kriegssteig hinüber auf die Kellerspitzen, doch von Süden ziehen wieder dichte Wolken aufam Gipfelkreuz des Kollinkogel, der auch in der neuesten AV-Karte nicht korrekt eingetragen istGipfelblick durchs Wodnertörl auf die Lienzer Dolomiten, rechts der beschattete Gamskofelda wir im mittlerweile dichten Nebel am Gipfel den Abstieg über den SO-Sporn nicht finden können, beschließen wir, am bekannten Weg wieder abzukletterndiese Quergangsstelle im unteren Teil der Ostflanke ...... sowie auch die folgende, längere Passage sind mit Bohrhaken ausgestattetin der kleinen Scharte über der Grünen Schneide sind wir auch wettermäßig wieder aus dem Schneider; von der Cresta steigen wir rechts hinunter ...... über einen blumenreichen Wiesenhang ...... zur Casera Collinetta di sopra ...... und weiter auf dem schon vom „Oberst Gressel“ bekannten Abstieg zum Plöckenpass
(06.08.21)

Literatur: Holl: AV-Führer Karnischer Hauptkamm. München: Rother.
Wurzer: Karnisch Alpin Climbing Guide. Kötschach-Mauthen: Tourismusverein 2010.

Rechtliche Informationen

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.