Glanzgschirr, 2653 m
Vom Amertal auf den zentralen Ödkamm.
Granatspitzgruppe, Hohe Tauern, Mittersill, Pinzgau, Salzburg. Aufstieg 1300 Hm.
P Elisabethsee an der Felbertauernstraße (15 km südl. von Mittersill, 2,5 km vor dem Tunnel-Nordportal) – 500 m die Straße talaus – rechts Jagdsteig Glanzalm – Glanzkar – WSW-Flanke/NW-Grat aufs Glanzgschirr – Abstieg S-Grat Glanzscharte – Glanzalm – P.
Der gewaltige Gratzug des Ödkamms ragt als Nordast der Granatspitzgruppe seit eh und je in großer Einsamkeit unnahbar über die begleitenden Täler. An die zwanzig meist schwierig erreichbare und deshalb kaum bestiegene Gipfel wecken auf 15 km Gratlänge die Neugierde des ambitionierten Alpinisten. Der einzige markierte Gipfelweg führt auf den Zwölferkogel am Nordauslauf, unser Glanzgschirr wird ganz gern im Winter aus dem Stubachtal bestiegen. Ansonsten findet sich im alten AV-Führer Glockner- und Granatspitzgruppe von Lienbacher/Peterka lediglich ein Hinweis über eine Längsüberschreitung des Südteils von der Grünwinkelscharte zur Glanzscharte (III-, 8 h von Scharte zu Scharte, fester Fels, großzügige und anstrengende Kletterei, Klose/Liederer 1930), den Nordteil charakterisieren sie als vollkommen unbekannt, alpin nicht erschlossen. Unsere westseitige Tour soll etwas Licht auf den geheimnisumwitterten First werfen.
Der Beginn des schattigen Jagdsteigs, auf dem im Sommer offenbar noch immer Vieh aufgetrieben wird, verbirgt sich unmittelbar neben der ORF-Frequenzhinweistafel an der Felbertauernstraße zwischen Elisabethsee und Taimeralm (das Wirtshaus ist mittlerweile geschlossen). Nach 500 Hm erreicht man die Glanzalmhütte, von hier nicht am horizontalen Jagdsteig nach Süden unters Kar queren – damit würde man sich einen mindestens halbstündigen Latschendschungelkampf einhandeln -, sondern gleich vom Zaungatter ein paar Meter nordöstlich hinauf (s. Foto), wo man auf einen guten Steig trifft, der rechts aufwärts (südöstlich) zur Karschwelle führt. Die beiden großen Steinmänner sind für den Rückweg nützlich – gut einprägen. Von hier sind wir weglos in den Sattel zwischen Graulahnerkogel und Glanzgschirr, dem Knotenpunkt zwischen Amertaler und Dorfer Öd, angestiegen.
Beim Abstieg über den Südgrat umgeht man den unteren Gratabbruch zur Glanzscharte rechts, im Kar unten stellenweise viele knietiefe Löcher, die von Alpenrosengestrüpp verdeckt sind. Ab den Steinmännern geht’s wieder flott ins Tal.