Trögerwandhöhlen – Bärenfall – Silberbachfall
Vergessene Oberdrauburger Naturwunder.
Kreuzeckgruppe, Gailtaler Alpen, Drautal, Oberdrauburg, Kärnten. Aufstiege 200- 600 Hm.
Da sich heuer im Süden bis zum Jahresende noch immer kein nennenswerter Schneefall eingestellt hat, wollen wir am Altjahrstag ohne Tourenschi ein paar talnahe Geheimnisse lüften.
Die gute Nachricht: Die Gemeinde Oberdrauburg hat innerhalb eines Radius von nur zwei, drei Kilometer etliche wirklich tolle Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Die schlechte: Sämtliche Zugänge zu unseren drei Entdeckungen – außer dem zur romantischen Ruine Hohenburg – sind gesperrt oder nicht mehr existent.
Nach einem Unfall mit Rechtsfolgen wollen weder Wegebauer noch der ortsansässige Alpine Verein noch die Gemeinde weiterhin die Haftung übernehmen, denn das kann trotz noch so guten Willens und aufwändigen Arbeitseinsätzen mitunter sehr teuer werden. Jenseits des Gailbergs beispielsweise, in Kötschach, beschäftigt seit mehr als fünf Jahren (!) ein ähnlicher Fall in der Mauthner Klamm die Gerichte. Es steht zu befürchten, dass dieses vorprogrammierte Ausdünnen der touristischen Infrastruktur, welche in unseren Augen oftmals sogar altes Kulturgut darstellt, durch solche Vorkommnisse in Zukunft - ähnlich dem Klimawandel - noch Fahrt aufnehmen werden. Immer weniger Leute wollen die teils mit großen Mühen verbundene und kaum bezahlte Schwerarbeit des Wegebaus und -erhalts auf sich nehmen. Und solange die Gesetzeslage nicht vermehrt auf eine gewisse Eigenverantwortung baut, darf sich jeder Landwirt zu Recht fürchten, wenn ein Fremder durch seinen Wald geht. Sollte nämlich dem Gast zufällig ein Ast auf den Kopf fallen, muss der Grundeigentümer möglicherweise damit rechnen, von findigen Anwälten quer durch die Instanzen gejagt zu werden.
Wir sind der Meinung, dass man sich am Berg dezidiert im individuellen Verantwortungsbereich befindet und typische Risiken deshalb auch von den Sportausübenden selbst zu tragen sind.
Der folgende Bericht wendet sich also ausdrücklich nicht an Schmerzensgeldjäger (für sich selbst oder die Hinterbliebenen), sondern an „unentwegte“, aber verantwortungsbewusste Abenteuerlustige, die ihre Fähigkeiten im Gelände realistisch einschätzen können und bei persönlichen Fehlentscheidungen oder auch naturgegebenen Missgeschicken nicht sogleich auf die Idee kommen, bare Münze daraus zu schlagen und die Schuld bei anderen suchen.
Gleich drei ansprechende Ziele, welche wie gesagt offiziell längst aus dem Verkehr gezogen sind, haben wir noch auf der Homepage eines Oberdrauburger Hotelbetriebs gefunden. Zeitaufwand jeweils zwischen zwei Stunden und einem halben Tag, auch die Höhenmeter fallen nicht wirklich ins Gewicht. Jede einzelne Unternehmung hat aber ihre eigenen Reize.
Schon allein der Zugang zu den beiden Trögerwandhöhlen, welche bereits 1902 ausführlich beschrieben wurden, ist anregend: Der ehemals markierte schmale Steig verläuft lange Zeit waagrecht durch extremes Steilgelände. Wo in Resten noch alte Seilversicherungen vorhanden sind, sollte man diese - wenn überhaupt – nur nach eingehender Prüfung antasten. In der von Sturmschäden in Mitleidenschaft gezogenen Gipfelflanke des Trögerwandkopf, 972 m, kann man etwa 30 Hm unterm Gipfel nach rechts direkt in den Sattel zwischen den beiden Höhlen queren; schöner und ausgesetzter jedoch links hinauf an den Kamm und mit kurzer, ganz leichter Kletterei an der kleinen Felswand links vorbei an deren Rückseite; auf der Höhe wenige Meter darüber zwei Rastbänke und schöner Blick auf die bizarren Kulissen der Trögerwand und das Hochstadelmassiv. Kurzer Abstieg in den Sattel.
Der zu Beginn absteigende Weiterweg zur Großen Höhle (in der AMap etwa 100 Hm zu weit oben eingezeichnet) führt über schmale Felsbänder, alle Versicherungen wurden entfernt, Vorsicht, Absturzgefahr! Schönes Ambiente in der Höhle („Wohnung“) selbst, sie erinnert uns an die Elefantenfriedhöfe von in Afrika angesiedelten Abenteuerfilmen.
Die wenigen Meter zur Kleinen Höhle, die vom Sattel bereits sichtbar ist, sind harmlos.
Die anschließende Besteigung des Rabantberg ist kein absolutes Muss: Der steile Waldsporn zwischen den Höhlen ist bis auf ein paar Wildfährten weglos, die Aussicht von den beiden bewaldeten Gipfeln eingeschränkt, am besten noch vom SO-Gipfel gleich überm Jagdhaus, s. Fotos. Abstieg auf Forstwegen bzw. die asphaltierte Schrottenbergstraße. Am Rückweg keinesfalls die Ruine Hohenburg auslassen!
Der Zugang zum Bärenwasserfall am Saubach oberhalb des Bergdorfs Zwickenberg (5 Straßenkilometer nö. von Oberdrauburg) ist zunächst ausgeschildert und markiert (Simmerlach/Stresweg), kurz vor der Tobelbachbrücke auf 900 m Seehöhe ein gut begehbarer Felssturz vom linken Hang. Ab Brücke keine Bezeichnung mehr, man folgt dem Ziehweg nicht ganz bis zum Bach, sondern vorher etwas linkshaltend den steilen, etwas verwachsenen Waldsporn hinauf (am Einstieg zwei Steinmänner, weiter oben stößt man auf zwei Markierungsreste) und flacher die nicht aufgeräumte Käferbaumschlägerung querend bis auf eine Rippe vor dem Wasserfall. Pfadfinder werden zurzeit die leicht ausgeputzte Trasse unschwer erkennen können. – Die am wenigsten spektakuläre der drei Unternehmungen, dennoch ein kleines Waldabenteuer, wenn man sonst schon alles kennt.
Eindrucksvoller ist der Silberbachfall südlich der Drau, an der Nahtstelle zwischen Östl. und Westl. Gailtaler Alpen (letztere als Lienzer Dolomiten bekannt). Die Wasser stürzen durch eine Steilschlucht in den Silbergraben - in Luftlinie lediglich gut eineinhalb Kilometer von der Oberdrauburger Kirche und nur wenige Meter von der Gailbergstraße entfernt, von dort aber nicht einsehbar. Am Ausgangspunkt zwei Tafeln: „Privatweg“ und „Wanderweg gesperrt“. Bis zur Geröllsperre harmloser Ziehweg, dann nach der Felskanzel eine ausgerissene Seilverankerung und in der Folge zwei Murengänge, deren Querung auf sehr schmalen, manchmal unterbrochenen Steigspuren erfolgt, Abrutschgefahr! Bald danach erreicht man kurz über ein Geröllfeld absteigend den Fuß des Falles im hier flachen Bachbett; den einst markierten Weiterweg (Steilaufstieg zur Gailbergstraße) haben wir nicht erkundet.
Ausgangspunkte und Details auf den jeweiligen Kartenbildern, weitere Infos wie gewohnt in den Bildtexten. Begehung auf eigene Gefahr, aktuelle Beschreibung vom Jahreswechsel 2024/25.
Bleibt zu hoffen, dass der kurzweilige Oberdrauburger Kletterpark gleich hinter der Kirche nicht auch bald gesperrt wird!