Tsaranoro, 1910 m

Grand Tour auf und um die imposantesten madagassischen Kletterwände.

Andringitra-Gebirge, Provinz Fianarantsoa, Andonaka, Madagaskar. Aufstieg insgesamt 1400 Hm.

ÜbersichtKarte Andringitra-NationalparkSkizze Camp Catta - Umgebung Skizze Tsaranoro; türkis unser Versuch am Tsaranoro Normalweg und die unvollendete Grand Route, orange x nicht vorhandene/zugewachsene Steigedie vorderen Tsaranoro-Wände, rechts abgeschnitten die Lemur Wall; auf der Rückseite sind wir bis knapp unterhalb des Kl. Tsaranoro (Kely) gekommen, auf der Grand Route haben wir in der engen Dschungelschlucht knapp unterhalb des Karambony kehrtgemacht; die Vollendung der Grand Tour de Tsaranoro vermuten wir über den Pfeil ganz rechtsAuflistung der einzelnen Routen an den verschiedenen Wänden, der Dondy an der gegenüberliegenden Talseite, nicht angeführt die Routen am Caméléondas Massiv aus einiger Entfernung von NNW, mit unserem Versuch am Normalweg des Tsaranoro und der Grand Route

Das Camp Catta – Anreise und nähere Infos s. in unserem Bericht über seinen Hausberg, das Caméléon - wird überragt von den berühmten, bis zu 800 m hohen Granitwänden des Tsaranoro und seiner Trabanten. Das ausreichend komfortable Camp kann als Alpinkletterzentrum Madagaskars gesehen werden. Bei Kletterern schärferer Richtung ist der extrem raue Granit begehrt, manche Seilschaften ziehen ihre Rucksäcke auf kleinen Rollwagen hinter sich her, damit sie bis zum Gipfel nicht aufgerieben werden. An die drei Dutzend meist schwieriger Kletterrouten existieren in der majestätischen Wandflucht, dazu kommen noch einige wenige an der gegenüber liegenden Talseite, hauptsächlich am Dondy. Die längste dieser Routen weist immerhin 23 Seillängen auf. Genaue Karten oder Führerliteratur existieren bislang nicht. Im Speisesaal des Camps hängen ein paar handgezeichnete Skizzen der Umgebung, in der Leseecke liegt ein Ordner mit ebensolchen Topos, meist von den Erstbegehern. Über Normalwege ist kaum etwas zu finden, gezeichnete Übersichten stimmen oft nicht wirklich mit den natürlichen Gegebenheiten überein. Hat man wenig Zeit und ein bestimmtes Ziel vor Augen, das man tatsächlich auch erreichen möchte, sollte man sich besser einen (eigentlich obligatorischen) Führer nehmen. Das Führerbüro befindet sich im Dorf Andonaka gleich unterhalb des Camps – vom Vortag her können wir den sympathischen, sehr gut Englisch sprechenden Emmanuel wärmstens empfehlen.
Den spärlichen Aufzeichnungen im Camp haben wir die Existenz einer „Grand Tour“ rund ums ganze Massiv entnommen, auf der wir nach Möglichkeit den Hauptgipfel mitnehmen wollten. Wir sind führerloses Gehen gewohnt, außerdem lockt das Ungewisse an der ganzen Unternehmung, deswegen starten wir in aller Früh, um uns „nur die Einstiege zu den Kletterrouten anzusehen“. Was wir auf dieser „Unvollendeten“ alles gesehen und erlebt haben, zeigt die Bilderfolge. Ob man das Ganze als prickelndes Abenteuer oder als Misserfolg werten möchte, bleibt jedem Einzelnen überlassen – für uns war es auf alle Fälle ein aufregender, erlebnisreicher Tag.
Zwei Monate später, nach genauerem Studium der vorhandenen Skizzen und Auswertung des Fotomaterials, glauben wir das Rätsel um die „Grand Tour“ doch noch gelöst zu haben …
Nächste Etappe: Anja-Reservat und Ranomafana-Nationalpark. Kurze Wanderungen im Hochland und im Regenwald.
Weitere Touren auf Madagaskar im Anhang unseres Artikels über Antsirabe.

in aller Früh stapfen wir vom Camp Catta durch den Heiligen Wald aufs Caméléon zu (dessen Überschreitung und das Campleben mit der Affenbande s. Archiv)in der Mitte die vier kompakten Gipfel des Tsaranoro: von links Atsimo, Be (Gr.), Kely (Kl.) und Norddie beiden einzigen Wegweiser finden sich in Reichweite des CampsBlick vom Waldrand gegen die Nordwestwände des Caméléonin der 450 m hohen Wand des Karambony gibt es bislang ein halbes Dutzend Routen (5c/A3+ bis 7c+)gleich links davon der Tsaranoro, der Einschnitt zwischen ihm und dem Karambony ...... ist das Petit Couloir, durch welches angeblich ein Steig führt (?)die gewaltigen Fluchten mit bis zu 800 m Wandhöhe bieten recht weit eingebohrte Abenteuerrouten, ...... Bergrettung: Fehlanzeigeknapp vor dem Wandfuß werden auch die hinteren Wände von Mitsinjoarivo und Vatovarindry sichtbar, an denen es noch einmal ein halbes Dutzend Routen gibt (Wandhöhe gut 300 m, 6b bis 7b+))gegenüber das Caméléon, links hinten der Dondyam Wandfuß hält uns der raue Granit in Atem: ...... Erich fühlt, ...... Ulli checktverführerisches Zeug aus Europawir umrunden den Kantenfuß des Tsaranoro Atsimo ...... und steigen das anschließende Kar hinauf, eine der ganz wenigen Schwachstellen des MassivsTiefblick ins Kar und zum Gipfel des Mitsinjoarivolange Plattenhänge führen immer weiter empor, ...... bis wir in den Sattel auf der Rückseite des Tsaranoro sehenknapp unterhalb der Kammhöhe queren wir in den Sattel hinunter; gut sichtbar das folgende lange Band links hinab zum Fußpunkt der dunklen Schlucht; die ebene Schulter darüber ist der Kl. Tsaranoro (Kely)der Sattel selbst ist stark verwachsen, ...... drüben am Band ist es wieder feindas Band wird immer schmäler - Beginn der Bohrhakenreihe kurz vor dem Erreichen der Schlucht ...... ein kurzer glatter Steilabbruchin der tiefer liegenden Hauptschlucht soll laut Skizze vom Petit Couloir herauf ein Steig existieren - davon ist allerdings im stark verwachsenen Canyon nichts zu erkennenin unserer Nebenschlucht hinauf Richtung Kely hat aber auch vor uns schon jemand gerupftwo oben der Schluf zuwächst ...... versuchen wir es rechts hinaus, ...... was auch wieder recht abenteuerlich istwir landen auf einer runden Kante - und sind tatsächlich am richtigen Wegdie Kante ist relativ flach, ...... aber sie endet an einem glatten Wulst, ...... an dem wir ungesichert in Turnschuhen nicht mehr weitermachenUlli am Abseilstand des lustigen Normalwegs, ...... Erich schon wieder am Abstieg in die Schluchtder heikle Wiederaufstieg aufs BandRückblick in die Schlucht -  viel hat nicht mehr gefehlt auf den Kelydas Band wird wieder zahmer ...... und auch die Leguane ...... fühlen sich in der Sonne wohlübers Band zurück in den Sattel und rechts hinauf ...... auf den breiten Kammscheitel gegenüber des Tsaranoro, ...... der hier eine Art Hochfläche bildet, über den die Grand Tour rund ums Massiv verlaufen müsste; vorne der höchste PunktAusblick vom höchsten Punkt (ein Gipfelname war nicht herauszufinden) gegen Westen, wo die Berge an Höhe verlierenwir aber steigen auf der Grand Tour den absteigenden Kamm entlang nach Norden und queren unten wieder über glatte Platten hinein in den mit dichtem Dschungel bewachsenen Canyon; damals waren wir noch der Meinung, die Runde würde das folgende Tal hinunter um die Lemur Wall herum zurück zum Camp führen, heute würden wir der gepunkteten Linie folgen, da sich in den ostseitigen Wänden eine vom Camp aus nicht einsehbare Schwachstelle befindetwir steigen gut 300 Hm ab; Blick nach Osten aufs Caméléon (s. Archiv), ganz links der Dondy mit dem interessanten Grat, der gegen Süden ins Herz des Nationalparks ziehtscharfer Beobachter am Abstiegüber einen Rasenhang queren wir in einen weiteren Sattel, rechts unten ...... das Petit Couloir; hier hinunter war kein Steig zu erkennenlinks gräbt sich unsere schmale, stark verwachsene Schlucht tief in die steilen Wändedie letzten Meter in den Sattel werden recht steil. oben der soeben beschrittene Kammvom Sattel bietet sich ein guter Blick auf unseren gescheiterten Versuch am TsaranoroUlli steigt in den Canyon hinunternoch sind wir am Weg - ziemlich verwachsen, ...... aber immerhin erkennbarRückblick im Canyon, oben der höchste Punkt der Grand Route, den wir vorhin überschritten haben; sobald der Pfad im Gehölz endet und die Platten auf der Ostseite etwas an Neigung verlieren, versuchen wir ...... rechts hinaus ins Freie zu gelangen; hier beginnt auch die nächste Bohrhakenreihe, einer ist überm Rasenspitz erkennbar. Wir überwinden den glatten Plattengürtel links hinaus irgendwie in unseren Turnschuhen und erreichen das flache Gipfeldach des Karambony, wollen aber wegen der gewaltigen jenseitigen Abstürze und in Unkenntnis der Schwachstelle wieder zurück in den Urwald, ...... was uns über ein gewagtes Klettermanöver an einem abgestorbenen Baumstamm tatsächlich gelingt. Jetzt sind wir wieder im weglosen Dickicht; ein geschnittener Ast legt die Vermutung nahe, dass hier einst ein längst aufgegebener Steig existiert hat. Da die Zeit für eine gesicherte Rückkehr ins Camp knapp wird und die Vegetation kaum zu durchdringen ist, beschließen wir ...... vorsichtshalber am uns bekannten Weg den Großteil der Grand Route in Gegenrichtung wieder zurückzumarschieren; auch von hier wären wir theoretisch in einer guten Stunde wieder im Camp - durchs Petit Couloir soll laut Skizze ein Weg führen. Da aber absolut nichts erkennbar ist, wollen wir uns nicht auf gut Glück ins nächste Dschungelabenteuer stürzen ...... und steigen über bekanntes Terrain wieder auf zum höchsten Punkt zum Greifen nahe der Gipfel des Tsaranoro Be, der Hauptgipfel des Viergestirnsauf dieser Position wird uns klar, dass die berühmt-berüchtigten, fotogenen Tsaranorowände am nodwestlichen Auslauf des Andringitra-Gebirges eigentlich nur die vorgeschobene Kulisse eines Nebenarmes sind - das eigentliche Kerngebiet mit dem Nationalpark und den höchsten Gipfeln liegt links hinten; Ulli steigt wieder hinunter ins Kar zwischen Tsaranoro Atsimo und Mitsinjoarivoim Kar geht's auf gebahntem Pfad endgültig in Richtung Camp Catta ...... und wir können uns wieder ganz dem Reiz der Landschaft widmenschon tief im Schatten steigen wir am Wandfuß von Atimo und Be zurück ...... ins Tal zum Camp
(22. 08.2025)

Literatur: Hooge: Madagaskar. Reise-Taschenbuch. Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2023.

Rechtliche Informationen

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.