Anja-Park und Ranomafana-Nationalpark

Durchs Hochland zurück in die Hauptstadt.

Südl. Hochland, Fianarantsoa, Madagaskar. Aufstiege 100-400 Hm.

ÜbersichtKarte Camp Catta - Anja Park - Ranomafana Nationalparküber die gut 30 km lange Piste fahren wir vom Camp Catta im Andringitra-Gebirge zurück auf die N7, die Hauptverkehrsader Madagaskarscirca 200 km weiter nördlich machen wir in den Regenwäldern des Ostens im Ranomafana-Nationalpark den ersten Zwischenstopp auf unserem Weg zurück nach Antananarivo; bis dorthin gibt es eine Menge zu erleben

Wir begeben uns auf die letzte Etappe unserer abenteuerlichen Runde durch den Süden Madagaskars – vom Andringitra-Gebirge durchs südliche Hochland zurück in die Hauptstadt. Die Sehenswürdigkeiten auf diesen letzten 500 km sind für sich genommen sehr lohnend, obwohl sie im Vergleich zu den Erlebnissen der vergangenen Wochen leicht verblassen.
Das kleine Dorf Anja in der Nähe von Ambalavao kümmert sich um den Schutz eines landschaftlich außergewöhnlich ansprechenden Waldgebiets zwischen pittoresken Granitfelsen. Das Geld, das durch die moderaten Eintritts- und Führerpreise erwirtschaftet wird, kommt dem ganzen Dorf zugute. Lokale Führer begleiten auf verschiedene Trails, von gemütlichen Waldspaziergängen mit Tierbeobachtungen bis hin auf einen der beiden dominanten Gipfel, dem Iandranbaky, 1475 m.
Ambalavao selbst ist die erste größere Stadt, wenn man von Süden aufs Hochland kommt. Die hier lebenden Antaimoro waren die ersten Menschen auf Madagaskar, die von arabischen Einwanderern Lesen und Schreiben sowie das Herstellen von Papier lernten.
Das auf 1100 m gelegene Fianarantsoa ist mit 200.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt der Insel und steht wegen seiner erhöhten Altstadt auf einer Liste der 100 schützenswerten und bedrohtesten Städte der Welt.
Der Ranomafana Nationalpark liegt etwas abseits unserer Route auf der Ostabdachung des Hochlandes mit ihren dichten Regenwäldern. Nach all den Tierbeobachtungen der vergangenen Wochen fällt die „Ausbeute“ hier etwas mager aus. Vielleicht waren wir aber auch nur zu kurz in diesem Gebiet mit seinen vielen Wandermöglichkeiten, die man auch über mehrere Tage ausdehnen könnte.
Ambositra, mit etwa 35 000 Einwohnern auf über 1300 m gelegen, war im 18. Jh. Königssitz der Betsileo. Heute lohnen vor allem die hervorragenden Holzschnitzereien einen Zwischenstopp auf dem langen Weg in die Hauptstadt.
In der Umgebung von Antsirabe machen wir noch einen Abstecher zu zwei Kraterseen, die restlichen 170 km zurück nach Antananarivo kennen wir bereits vom Beginn unserer Reise.
Weitere Touren auf Madagaskar im Anhang unseres Artikels über Antsirabe.

Landleben auf dem südlichen Hochland: Waschtag am Flussdie unverzichtbaren Zebus helfen beim Bearbeiten der Reisfelderimmer wieder ragen imposante Berggestalten aus den landwirtschaftlich genutzen Flächen; am Fuß dieser steinernen Riesen liegt der Anja Naturpark, ...... in welchem man in Begleitung eines Führers aus dem gleichnamigen Dorf auf einer Reihe von Trails Flora und Fauna erkunden kann; die längste Route führt auf den linken Gipfel, den 1475 m hohen Iandranbakyda wir heute noch ein reichhaltiges Programm absolvieren werden, begnügen wir uns mit einer kurzen Wanderung durch das gewaltige Boulderfeld am Fuß der Bergeauch im Anja Park jede Menge der geselligen Ringschwanzlemuren, den KattasRonja entdeckt eine Schlange - von den 80 Arten auf Madagaskar ist keine für Menschen gefährlichder Trockenwald zwischen den Felsblöcken beherbergt auch etliche Chamäleon-Artennoch ein neugieriger Burscheauf abwechslungsreichem Pfad ...... durch die wilde Felslandschaft ...... auf einen riesigen Aussichtsblock mit Blick übers Tal eines der Quellflüsse des Mangoky, welchen wir eine Woche zuvor auf einer abenteuerlichen, händisch betriebenen Fähre überquert haben (s. Archiv: Madagaskar - die Südwestküste)wir erklimmen noch einen letzten Riesenblock; der Berg dahinter ist der Iandranbaky, auf den ebenfalls ein Steig führtdurch etliche höhlenartige Passagen ...... und vorbei an einem der typischen, schwer erreichbaren Stammesgräbern treten wir der Rückweg anein Leguan kreuzt unseren Wegeine Horde Kattas verabschiedet unsnur 12 km Fahrt durch anmutige Landschaft sind es bis zum nächsten Stopp ...... in der Kleinstadt Ambalavao, wo uns unser Fahrer Adolphe eine traditionelle Papierfabrik zeigtdie Leute des Antaimoro-Stammes erlernten als erstes Volk Madagaskars von arabischen Einwanderern die Herstellung von Papier; die glatte Rinde einer Maulbeerbaumart wird abgezogen, ...... in Wasser weich gekocht und anschließend ...... mit Holzhämmern zu Brei geklopftder Rindenbrei wird in einem Holzrahmen mit Leinenboden in Wasser aufgelöst und geglättet; nachdem das Wasser abgelassen worden ist ...... wird die abgesetzte Rindenmasse dekoriert ...... mit Blüten aus dem betriebseigenen Garten ...die noch nassen, schmucken Papierblätter ...... trocknen in der Sonne ...... und werden zu verschiedenen Produkten verarbeitet, etwa zu Fotoalben ...... oder Lesezeichenein paar Türen weiter wird Rohseide hergestellt: die Seidenkokons ...... werden ebenfalls ausgekocht, ...... die breiigen Fasern in die Länge gezogen, getrocknet ...... und zu Fäden gesponnengefärbt wird mit Naturfarben, welche aus der einheimischen Flora gewonnen werdenauf dem Webstuhl entstehen sodann Kleidung, Schals, Decken etc.wir fahren weiter in Richtung Norden, vorbei an gepflegten, philippinisch anmutenden Reisterrassen ...... durch das auf 1100 m gelegene Fianarantsoa, der fünftgrößten Stadt Madagaskars ...... auf die Ostseite der Insel; der Fluss Namorona ...... bricht vom Hochland über mehrere Steilstufen ...... mit teils ansehnlichen Wasserfällen gegen die Ostküste hin abrund um den Ort Ranomafana erstreckt sich auf gut 40.000 ha immergrünen Regenwalds der gleichnamige Nationalparkinmitten des ländlichen Ambientes ...... liegen einige heimelige Hotelanlagen, wie etwa das Centrest in einer schönen Gartenanlage ...... mit reicher tropischer Vegetationwie jeden Abend laden wir unseren Fahrer-Freund zum Dinner ein, ...... mit seiner 30-jährigen Erfahrung weiß er ganz genau, wo man am besten isstanderntags machen wir eine Schnuppertour im Park, in welchem auf den vielen Trails auch mehrtägige Touren möglich sindauf der Aureus-Brücke nahe dem Parkeingang ...... überschreiten wir den Namorona ...... und dringen tiefer in den Regenwald vorvorbei an einer Gedenkstätte für die Ahnen der Stammesangehörigen ...... sind wir auf gut gebahnten Wegen unterwegs im Dschungel und treffen immer wieder auf interessante Tiere ...... wie dieses Rotbauchmakiweibchen ...... oder den schwer erkennbaren Satanischen Blattschwanzgecko (Uroplatus phantasticus), der nur auf Madagaskar und den vorgelagerten kleineren Inseln zu finden istnach dem Besuch des Ranomafana Nationalparks geht es weiter in Richtung Hauptstadt; unser nächstes Ziel ist die Stadt AmbositraKaffeepause am Straßenrand: für umgerechnet 12 Cent bekommt man eine Tasse ausgezeichneten starken Kaffeeweiter im Norden wird die vormals teils bizarre Landschaft sanfterAmbositra, mit etwa 35 000 Einwohnern auf gut 1300 m Seehöhe gelegen, war im 18. Jh. Königssitz der Betsileo, der drittgrößten Bevölkerungsgruppe Madagaskarswieder sind wir in einer entzückenden Anlage untergebracht, dem Hotel Artisanwir bewohnen ein kleines Häuschen ...... mit eigenem Oberstock für Ronjaauffallend sind die detailreichen Holzschnitzereien, seien es die Sonnenstühle auf dem kleinen Balkon ...... oder auch das gepflegte Interieurauch im Restaurant des Hotels ...... treffen wir wieder auf feine Holzschnitzarbeiten; verantwortlich dafür ist das kleine Volk der Zafimaniry, welches in den umliegenden Bergwäldern beheimatet ist und diese Kunst über Jahrhunderte hinweg verfeinert hatSonnenaufgang über Ambositra - der letzte Tag unserer 3000-km-Runde durch den Süden Madagaskarseine lange Fahrt steht uns bevor - durch ansprechende, kurzweilige Landschaften, ...... kleine bunte Straßendörfer, ...... betriebsame Kleinstädte ...... und ländliche Idylleimmer wieder trifft man auf Szenen, die bei uns undenkbar wären: Der Inhalt dieser mit Gräsern verschlossenen Säcke ist Holzkohle, die in den größeren Orten verkauft wirdin Antsirabe schließt sich der Kreis unserer Runde durch den Süden Madagaskars; rechts im Bild einer der vielleicht fünf Wegweiser auf 3000 Straßen- und PistenkilometernBrotauslieferung auf madagassischetwas westlich der Stadt füllen zwei Gewässer die Krater längst erloschener Vulkane: der ausgedehnte Andraikibasee ...... und der versteckte, intimere Tritrivasee, umgeben von Nadelwald auf 1880 m SeehöheStraßenverkehr in Antsirabe - typisch für madagassische Städte; der Rückweg nach Antananarivo ist uns bereits von der Herfahrt bekannt (s. unseren Pilotbericht „Antsirabe-Stadtrunde“ im Archiv)uns erstaunen die beginnenden Instandhaltungsmaßnahmen auf der N7 - seit 2009 ist in dieser Richtung auf der Insel nichts passiert; dieser Dienst am Volk kommt für den amtierenden Präsidenten allerdings zu spät, nur wenige Wochen nach unserem Besuch wird er durch landesweite Demonstrationen besonders von der jungen Bevölkerungsschicht zum Verlassen des Landes gezwungenam Flughafen von Antananarivo: tief beeindruckt und viel gelassener als der ehemalige korrupte Präsident verlassen wir diese großartige Inselein letzter Blick aufs Hochland
(21. 08.2025)

Literatur: Hooge: Madagaskar. Reise-Taschenbuch. Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2023.

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