Platteck, 1855 m - Leiterkopf, 2322 m

Himmelsstiege auf den Rauriser Mitterkamm.

Goldberggruppe, Salzburg, Rauris. Aufstieg 1400 Hm.

P Schütterbauern-Brücke, 1 km westl. von Wörth - bez. Steig N-Flanke/NO-Kamm aufs Platteck - unbez. Pfad zum Schodenkopf - Wildfährten zum Leiterkopf.

ÜbersichtKarteder nördliche Ast des Rauriser Mitterkammes im Hochwinter, gesehen von SO (Abfahrt vom Rührkübel)

Der mächtige Rauriser Mitterkamm, der von der Ortschaft Wörth weg das belebtere Seidlwinkltal vom einsameren Krumlbachtal scheidet, ist trotz seiner 15 km Länge einer der unbekanntesten Gratzüge der Ostalpen. Seine 15 benannten, zum überwiegenden Teil anspruchsvollen Gipfel, 10 davon zwischen 2500 und 3000 m hoch, werden kaum besucht, selbst im AV-Führer finden sich neben Formulierungen wie touristisch überhaupt nicht bekannt und vermutlich noch nicht erschlossen kaum brauchbare Hinweise. Signifikant sind hier die dramatischen Szenerien der zum Greifen nahen Gletscherberge des Tauern-Hauptkammes, aber auch große Höhenunterschiede und sehr alpine Ansprüche an den schneidigen Kämmen. Von festem Grünschiefer über brüchige Bratschen bis hin zu steilstem Gras tastet man sich durch alle Höhen und Tiefen angewandter Bewegungskunst. Die Überschreitung des höchsten Gipfels, des nahe an der 3000-m-Grenze kratzenden Edlenkopf, der sich neben rassigen Nachbarn wie Ritterkopf oder Hocharn keinesfalls zu verstecken braucht, zählt sogar zu unseren ausgesprochenen Lieblingsschitouren. Der vorliegende „Wandervorschlag“ ist die günstigste Eintrittskarte in diese zwiespältige Hochgebirgswelt; jeder mag für sich entscheiden, wo sein persönlicher Wendepunkt liegt.

am NO-Kamm des Platteck; im S der Talschluss des Hüttwinkltales (Kolm Saigurn, links Schareck))Platteck, Gipfelblick gegen NOder grüne Kamm zum Schodenkopf

In der Tat steigen die Anforderungen auf dem langen Weg zum Leiterkopf langsam, fast unmerklich aber konsequent. Zu Beginn der einzige markierte Steig des gesamten Gebirgszuges (ab Schütterbauern-Brücke, keine Hinweistafel; der früher markierte Hohlweg direkt aus dem Ort ist völlig verwachsen), teilweise steil, schmal und erdig endet er auf einem richtigen Hausberg mit Kreuz und Bank. Die Fortsetzung am grünen Kammscheitel bedarf keiner Markierung. Wie sich die bewältigten Höhenmeter mehren, so verschmälern sich die Steigspuren. Am namenlosen Gipfel (P. 2185) hinter dem Schodenkopf sind sie nur mehr fußbreit, besonders bei Nässe bilden die steilen Grasflanken perfide Rutschbahnen über Hunderte von Höhenmetern. Der Leiterkopf, der ja schon von Weitem an die supersteilen Grasberge der Höfats im Allgäu erinnert, dreht knapp hinterm Gipfel für Wanderer endgültig die Daumenschrauben zu. Der Rasenkamm wird zum rassigen Grat, das Leiterkar darunter ist auch nicht gerade einfach erreichbar. Der an sich einladende NW-Sporn mündet an seinem Fuß in großflächigem Erlengestrüpp, in das sich wahrlich nur Hirsche verirren. Wir raten zur rechtzeitigen Umkehr, der Tag war schön genug. Wer sich dennoch, wie auch immer, bis hinüber zur Edweinalm durchgeschlagen hat, den erwartet eine Nationalpark-Überraschung der anderen Art ...

Rückblick vom Schodenkopf aufs Rauriser Talab dem Schodenkopf verschärft sich der Kammverlauf zusehendsam Leiterkopf NO-Grat; links P. 2185, rechts Schodenkopfgleich hinterm Gipfel des Leiterkopf verschärft sich der Grat zur schmalen Felsschneidebeim weglosen Abstieg nach NW löst sich die Bewölkung langsam auf, der Blick auf die ersten großen Gipfel des Rauriser Mitterkamms wird freiBlick nach W ins Seidlwinkltal; die Edweinalm ist verlockend nah, aber nicht leicht zu erreichen

Will man anderntags einmal nicht so hoch hinaus, sollte man seine Nase ins schöne Seidlwinkltal stecken, wo sowohl Wanderlust als auch kulinarische Bedürfnisse gestillt werden können.
(09.08.2010)

Literatur: lediglich wenige Anhaltspunkte über den Rauriser Mitterkamm in:
Buchenauer: Alpenvereinsführer Ankogel- und Goldberggruppe. München: Rother 1975.

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