Seekarspitze, 2914 m
Begeisternde Gipfelrunde hoch über den Krimmler Wasserfällen.
Zillertaler Alpen, Krimml, Salzburg. Aufstieg 2000 Hm.
P südl. Ortsende von Oberkrimml - Seebachgraben - Seekarhütten - Seekarsee - O-Wand-Klettersteig (A)/oberer SW-Grat auf den Arbeskopf, 2400 m - Übergang (NO-Rippe/N-Flanke) Seekarspitze. -
Abstieg durch die gesamte N-Flanke ins Seekar - P.
Der auf den ersten Blick unscheinbare Kamm vom Arbeskopf auf die 500 m höhere Seekarspitze entpuppt sich als einsamer, kontrastreicher und höchst anregender Gratgang für Extremwanderer, hoch über den berühmten Fällen der Krimmler Ache. Der erste, markierte Teil der Tour wird öfter unternommen: ein steiler Fantasy-Waldpfad über Wurzeln und Steine, weiter oben ein kühner Steg über die erstaunlich hohen Fälle des Seebachs. Zur alten Seekar-Jagdhütte hat sich mittlerweile ein Blockhaus der Krimmler Alpenvereinsjugend gesellt.
300 m höher sieht man sich an den Gestaden des Seekarsees im Frühsommer urplötzlich an einen grönländischen Fjord versetzt. Auf den Arbeskopf ist es von hier nur mehr ein Katzensprung, sattes Grün und dunkler, rauer Granit prägen den Charakter. 1300 Hm haben wir bis hier herauf geschafft und werden dafür u. a. mit einem sensationellen Blick auf die Gletscherriesen vom Großvenediger über die Dreiherrnspitze bis zur Rötspitze belohnt.
Unersättliche sollten sich aber keinesfalls das exquisite, wenn auch ausgedehnte Dessert entgehen lassen. Der grüne Verbindungskamm hinüber zum behäbigen Sockel der Seekarspitze wächst sich bald zum scharfen Felsgrat aus. Die steilsten Türme kann man problemlos und ohne viel Höhenverlust auf schmalen, absteigenden Rampen der Nordseite umgehen. Durch die folgende mächtige Schneeflanke zieht fast ohne Unterbrechung eine schmale Felsrippe hinauf, an der man in urcoolem Zillertaler Granit bis auf den hochflächenartigen Kamm emporturnt. Selbst wenn man die Schwierigkeiten sucht, wird man nicht weit über den 2. Grad gefordert - absolut empfehlenswert!
Ganz oben erklimmt man in leichter Kletterei die schwarze Blockpyramide unserer Seekarspitze, des bescheideneren (weil knapp unter der 3000er-Grenze liegenden) Zwillings der bei Schitourengehern so geschätzten Wildkarspitze; ständig vor Augen das tief unter uns gelegene Wildkarkees und der geheimnisvolle, zersägte Schönachkamm auf der anderen Seite des Wildgerlostales.
Wie schon erwähnt ist der Frühsommer die beste Zeit für diese außergewöhnliche Tour - die Fauna ist bereits voll erwacht, der Wasserreichtum lässt uns nie Durst leiden und an den perfekt geneigten, langen Schneefeldern können wir auf den Bergschuhen fast wie auf Firngleitern in Rekordzeit bis kurz vor den im Auftauen begriffenen Seekarsee hinuntergleiten.