Fäustling (Edlakogel), 1919 m - Jakobinermütze, 1997 m
Die Überschreitung der Hetzaukögel.
Totes Gebirge, Hetzau, Almsee, Grünau im Almtal, Oberösterreich. Aufstieg ca. 1700 Hm.
Den ersten Teil des hier üblichen Steckbriefes (Aufstieg Fäustling) haben wir aus verschiedenen Gründen aus dem Netz genommen (s. unten). -
... und zum Gipfel des Fäustling - Ü Pyramidenkogel (lt. ÖK 1961 m, im Gipfelbuch „Hetzaukogel“) - Ü zum höchsten der Hetzaukögel, lt. AV-Karte 1982 m, von uns „Hinterer Hetzaukogel“ genannt) - Abstieg am obersten SW-Grat, dann links auf der überraschend einfachen S-Rampe - Plattendach und NW-Flanke auf die Jakobinermütze - Abstieg Büchsenkar - Jagdsteig in die hinterste Hetzau - Almtaler Haus.
Der vom Almseekamm in der Gegend des Rotgschirr abzweigende und nach N streichende, in seinem Mittelteil wild zerklüftete Hetzaukamm trennt mit seiner mächtigen Schneide die schönsten Talschlüsse an der Nordseite der Prielgruppe, die innere Hetzau und die Röll. Die lockenden Bergziele im O und W des Kammes standen seiner Erschließung zumindest ebenso im Wege wie der völlige Mangel an bezeichneten Steigen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieser Teil der Prielgruppe bis heute einer der unbekanntesten und unberührtesten geblieben ist. Von den fast durchwegs mühsam erreichbaren Gipfeln des Kammes bieten sich jedoch überraschend schöne Einblicke in die benachbarte, wilde Felsenwelt. (Krenmayr, AV-Führer Totes Gebirge, 1. Auflage 1968)
Viel hat sich in den letzten 50 Jahren nicht geändert am Hetzaukamm. Auch heute könnte man die rassige Gipfelkette nicht deutlicher charakterisieren, die einschlägigen Reizwörter fürs einschlägige Publikum besser platzieren. Man mag dem längst vergriffenen, alten Krenmayr-Führer (und auch seiner Neuauflage) in weiten Teilen himmelschreiende Ungenauigkeit nachsagen, aber eins kann er: Neugierde wecken, Motivation schaffen für Expeditionen mit ungewissem Ausgang, die oft genug bereits in den Wand- und Latschenlabyrinthen der Grundmauern scheitern können. Dessen ungeachtet häufen sich in letzter Zeit Internetpostings zum Thema Hetzaukögel, auf drei dieser wirklich entlegenen Zacken finden sich Gipfelbücher, die Einträge darin nehmen auffällig zu. Es scheint, dass der Hetzaukamm trotz aller großen Fragezeichen bei ambitionierten Extremwanderern in Richtung Kultstatus unterwegs ist. Das ist einerseits erfreulich, gibt aber auch Anlass zur Sorge.
Der Fäustling sollte kein zweiter Traunstein werden! - Dieser Wunsch eines kompetenten lokalen Bergphilosophen deckt sich mit unseren Vorstellungen, den Status dieses Edlen Kogels nicht zu untergraben, und so haben wir uns entschlossen, die detaillierte Aufstiegsbeschreibung für uns zu behalten. Die Bilder sprechen ohnehin für sich, durch das Ausdünnen der Infos sollten nur noch Bergsteiger mit ortskundigen Freunden oder solche, die sich vor zerkratzten Waden oder Misserfolgen nicht scheuen, auf diesen stolzen Gipfel gelangen.
Unserer Meinung nach ist die unten vorgestellte Runde das problemloseste und im Vergleich müheloseste Rezept zur Überschreitung dieser verwunschenen Zinnenreihe, zumal man sich auf ihr am wenigsten in den Latschen verheddern kann und ohne nennenswerte Hindernisse wieder zum Almtaler Haus zurückfindet. Zuvor aber noch ein paar Bemerkungen zu möglichen Alternativrouten und zur teils verwirrenden Namensgebung.
Die Sicherungen im Grund des Karlgrabens lassen den glücklichen Finder anfangs zwar frohlocken, ungerupft rausgefunden hat er aber damit noch nicht.
Den Aufstieg v. N über die Heilige Stieg' und den Langtalsattel haben wir im Jänner 1999 mit dem Abstieg am heute öfter begangenen W-Kamm übers Föhrengrabeneck kombiniert (will man nicht zum Almsee hinunter sondern zum Ausgangspunkt zurück, wird man beim direkten Abstieg in den Föhrengraben durch die hohen, latschendurchsetzten Abbrüche mindestens zweimal abseilen, 50-m-Seil gerade ausreichend). Am Gratturm oberhalb des Föhrengrabenecks sind wir tatsächlich auf eine Schispur gestoßen - wie man sieht, sind einer gnadenlosen Selbstverwirklichung am Fäustling kaum Grenzen gesetzt.
Apropos Fäustling: Selbst in den neuesten Ausgaben der Kartenwerke ist man sich immer noch nicht über die Namensgebung einig. Wir ziehen den handfesten Fäustling dem Edla- oder Erlachkogel vor, weil er (vor allem von N) einfach so ausschaut, genau wie der (in der ÖK und dem AV-Führer alteingesessene) Pyramidenkogel von S wie ein perfektes ägyptisches Grabmal wirkt. Für das weite Kar zwischen Fäustling und Scheren gibt es die Bezeichnungen Hinterer Schernberg und Seemauern, richtig ist Bumsenkar. Auch die Interpretationsmöglichkeiten für die Hetzaukögel selbst sind vielfältig. Wenn man auch nicht so weit geht, alle Erhebungen zwischen Fäustling und Hochplattenkögel so zu bezeichnen, bleiben noch immer mindesten sechs. Wir bezeichnen den letzten und höchsten dieser Gratzacken und Türme als Hinterer Hetzaukogel (lt. AV-Karte und Führer 1982 m, von hier ziehen gegen W die wilden Scheren hinunter).
Jetzt aber Schluss mit der grauen Theorie und auf zu dieser fantastischen Tour.
Der Weiterweg über die Hochplattenkögel und das Rotgschirr (besonders schön die Überschreitung Ostgrat-Südgrat!) zur Pühringer Hütte ist zwar möglich, jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wir sind im Sommer 1994, als Draufgabe nach der „Entdeckung“ des noch schlafenden Schlossgespenstes in der Schermberg Nordwand, vom Östl. Hochplattenkogel in die Scharte südlich der Jakobinermütze abgestiegen. Auszug aus unserem Tourenbuch:
Abstieg nach N erst über gutartige, dann lästige Schrofen in die oberste Schluchtrinne, die von der Scharte nach W in die Röll hinunterzieht. Direktes Anqueren der Scharte wegen glatter Steilplatten schwierig; ihre Umgehung, d. h. die letzten Meter in die Rinne hinab, sind die unangenehmsten, gefährlich! Aus der Rinne ca. 30 m hinauf in die schmale Scharte, jenseits problemloser Abstieg ins Büchsenkar.
Noch ein Tipp für Liebhaber großzügiger Überschreitungen: die Almtaler Sonnenuhr, die wir heute stundenlang vor Augen hatten.
(18.08.2012)