Keiservarden, 384 m

Ein Wanderweg für Wilhelm II.

Digermulen, Insel Hinnøya, Vesterålen , Norwegen. Aufstieg 400 Hm.

P Tankstelle Digermulen am Raftsund, gut 200 km westl. von Narvik, 70 km nö. von Svolvær - WSW-Kamm/S-Flanke zur Keiservarden.

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Digermulen ist nur ein kleiner Ort am gewaltigen Vestfjord und hat dennoch erstaunlich viele Superlative anzubieten. Im südlichsten Ort Hinnøyas, der größten Insel Norwegens, nahm sozusagen der Lofoten-Tourismus  seinen Ausgang. Lange Zeit konnte man nur mit dem Schiff hierher gelangen, erst seit 1998, mit Eröffnung der 298 m langen Raftsundbrücke (damals die längste freitragende Betonbrücke der Welt), ist Digermulen auf dem Landweg erreichbar.
Der Raftsund trennt die Lofoten vom Rest Norwegens, die über 20 km lange und bisweilen nur 200 m breite Wasserstraße ist eine der Höhepunkte der berühmten Hurtigrute von Bergen entlang der Westküste hinauf nach Kirkenes an der russischen Grenze. 1898, sechs Jahre nach Eröffnung der legendären Postschifflinie, landete ein besonderer Gast in dem 200-Einwohner-Dorf, allerdings mit eigener Jacht: der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. In seinen jungen Jahren als Prinz „legte er eine starke sexuelle Entwicklung hin“ (Reichskanzler Otto von Bismarck), nördlich des Polarkreises verliebte er sich auf der Stelle ins entzückende Digermulen und sollte immer wieder hier oben aufkreuzen. Der reiselustige Kaiser galt als regelrechter Norwegenfan; nur wenige Stunden nach der verheerenden Feuersbrunst, der im Winter 1904 in der Stadt Ålesund 850 Gebäude zum Opfer fielen und die über Nacht 10.000 Menschen obdachlos machte, schickte er Schiffe mit Hilfsgütern aus Hamburg und Bremerhaven. Heute findet auf den Digermulkollen (so der frühere Name) alljährlich der „Kaisermarsch“ statt, mit reger Beteiligung aus dem In- und Ausland.
Die relativ kurze und einfache Wanderung führt zu einem der besten Aussichtspunkte zwischen Narvik und den Lofoten, schmalere Wegstellen und Granitplatten sind mit Seilen abgesichert. Von den beiden Gipfelsteinmännern mit Gedenktafeln kann man die Tour weiter nach Norden auf den Snøtind, 640 m, fortsetzen. Bei klarem Wetter saugt ein unglaublicher Berg weit drüben jenseits des Vestfjordes die Blicke an sich: der Stetind, dem wir übermorgen aufs Dach steigen werden.

ein Schiff der legendären Hurtigruten im Raftsund; bei schönem Wetter machen die riesigen Fähren oft einen Abstecher in den berühmten Trollfjord, einer teilweise nur 100 m breiten Wasserschlucht (vor dem Bug des Schiffes)Hedi und Peter am Aufstieg zur Keiservarden; die Plattenwand wird rechts umgangenVorgipfel gegen SW; jenseits des Raftsundes die wilde Gebirgswelt von Austvagøya, der östlichsten Lofoteninseleine der Gedenktafeln am Gipfelgleich zwei Steinmänner zieren den Gipfel der Keiservarden180°-Panorama von der Keiservarden gegen Wbeim Abstieg nach Digermulen passiert das Hurtigrutenschiff soeben den Ulvågsund; seine nächste Station ist Svolvær, rechts ums Eckeiner unserer Übernachteplätze im menschenleeren Hinterland von HinnøyaFreunde behaupten, dass unsere Reisen eher einem Fremdenlegions-Trainingscamp ähneln als einer Urlaubsfahrt; zumindest die aktuellen Fotos werden allabendlich geordnet und beschriftet, sonst würden wir die Nachbearbeitung zu Hause kaum in den Griff bekommendas im zweiten Weltkrieg heiß umkämpfte Narvik von SW; der gute Ruf, den Wilhelm II. in Norwegen für sein Heimatland aufgebaut hat, wurde kein halbes Jahrhundert später allerdings von einem anderen Deutschen gründlich zerstörtim Winter kann man auf Schipisten direkt ins Zentrum von Narvik abfahren - ansonsten bietet die nach Kriegsende neu errichtete Stadt keine außergewöhnlichen Attraktionen; das Hinterland dafür aber umso mehr
(12.08.2013)

Allgemeine Reise-Infos sowie Links zu weiteren Touren in Norwegen findet ihr zu Beginn bzw. am Ende unserer Nordkap-Wanderung zum Knivskjellodden.

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