Gamskarspitze, 2439 m - Waldhorn, 2702 m
Powertrekking zwischen Prebertörl und Klafferkessel.
Schladminger Tauern - Hauptkamm, Kleinsölk, Steiermark, Salzburg. Aufstieg 4200 Hm (1. Tag: 2900 Hm/Biwak – 2. Tag: 1300 Hm).
1. Tag: P Breitlahnhütte, Kleinsölker Obertal, ca. 20 km ssw. von Stein an der Enns - Grafenalm - Schwarzensee - Putzentalalm - Lemperkar - Prebertörl - SW-Kamm Gamskarspitze - Prebertörl - ONO-Kamm Hasenhöhe (Hintere Alpkarspitze) - NW-Kamm Weittor - SO-Kamm Schöneck - SO-Flanke - Oberer, Mittlerer und Unterer Landschitzsee - Landschitzscharte - W-Grat Landschitzschartenkopf - Weitkar. Biwak.
2. Tag: Kaiserscharte - Angersee - Waldhorntörl - W-Grat/S-Flanke aufs Waldhorn - Ü Kieseck - NO-Grat in die Rettingscharte - Stell - Steinigboden - Schwabalm - Schwarzensee - Breitlahnhütte.
Auf der Längsüberschreitung der Niederen Tauern - beginnend an ihrem Ursprung nahe der steirischen Marktgemeinde Seckau mit seiner berühmten Benediktinerabtei - beschreiten wir auf den ersten knapp 100 km Luftlinie des Kammscheitels mit seinen 85 Gipfeln überwiegend wanderbares Gelände. Vereinzelt eingestreute Kletteretappen sind relativ kurz und nirgends jenseits des 3. Grades angesiedelt, überdies punkten sie meist mit verlässlichem Gestein. Hinter dem Sölkpass, beim Betreten der Untergruppe der Schladminger Tauern, wachsen mit den landschaftlichen Kontrasten auch die technischen Schwierigkeiten. Auf unserer 4. Etappe längs des Dachfirsts der Schladminger ist knapp nach der Landesgrenze zu Salzburg auch die rote Linie für Wanderer (und lustiger Weise für die meisten Kletterer) erreicht. Hinter dem Schöneck unterbrechen nur mehr wenige Übergänge die langen, teils messerscharfen Grate. Eine ganz eigene Spezies von Alpinisten ist hier gefragt, die in unseren Tagen immer seltener wird. Dabei macht weniger der Schwierigkeitsgrad zu schaffen als die teils scharfe Exposition im abgelegenen, oft heimtückischen und schrofig-brüchigen Steilgelände. Wenn im Alpenvereinsführer Niedere Tauern am langen Grat zwischen Schöneck und Kieseck von 2er-Stellen die Rede ist und der Zischken SO-Grat nicht einmal den 1. Grad verdient, dann ist dies nur die halbe Wahrheit. Knapp unterhalb des Waldhorn findet sich trotz bombenfesten Gesteins in solch einer 2er-Stelle neuerdings ein Bohrhaken mit meterlanger Reepschnur. Erst an diesem grandiosen Gipfel regen sich endlich auch im AV-Führer leise Bedenken:
... vom N-Grat des Berges besteht für dem Gelände nicht souverän gewachsene Seilschaftsteilnehmer keine Abstiegs- oder andere Rückzugsmöglichkeit! ...
Oder an der W-Rippe:
... jedoch nur anzuraten, wenn alle Seilschaftsteilnehmer den unteren steilen Grashang seilfrei bewältigen können (keine Möglichkeit einer Standplatzsicherung dort - unter dem Grashang eine steile Felswand!) ...
Oder in der W-Schlucht:
... neben Klemmkeilen 2 gewöhnliche H und ein Profilhaken sehr anzuraten ... bei Unvermögen kaum Rückzugsmöglichkeit ... die Route wird von Einheimischen gemieden.
Es handelt sich hier nicht um Kreationen von Micheluzzi oder Maestri, sondern um Touren im Grad III und II.
Nicht nur Einheimische halten die Schladminger Tauern für eins der schönsten Gebirge der Erde, vielleicht besonders die Südseite birgt visuelle Schmankerl von unglaublichem Farben- und Formenreichtum. Wir haben an einigen Stellen die Nase auf diese „zweischneidigen“ Grate gesteckt, uns zusätzlich aber auch die Durchschlupfmöglichkeiten für beherzte Normalsterbliche ohne Todessehnsucht angesehen. Herausgekommen ist dabei die folgende Extremtrekkingrunde. Besonders auf der letzten Etappe - der Überschreitung von Waldhorn und Kieseck - werden viele (mit Familie zu Hause) vielleicht den Begriff „markierter Wanderweg“ in einem neuen Licht sehen. Auf alle Fälle kennt man hinterher die zentralen Schladminger besser, als wenn man sich stur an den Gratscheitel gehalten hätte.
Literatur: Holl: Alpenvereinsführer Niedere Tauern. München: Rother.