Gr. Laserzwand, 2614m. SW-Wand „Laserzgeischt“, 6
Moderner Klassiker durch eine berühmte Mauer der Lienzer Dolomiten.
Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Tristach bei Lienz, Osttirol. Aufstieg 1000 Hm, davon Zustieg ca. 600 Hm + 10 (11) Seillängen (400 Hm).
P Lienzer Dolomiten Hütte (Mautstraße ab Gasthof Kreithof, knapp 8 km sö. oberhalb von Lienz; Steigung bis 14 %, Maut 7,50 €, wird kassiert von Anfang Mai bis Mitte Oktober von 07:00 - 18:00 Uhr) - entweder Rudi Eller Steig über Zellinschartl und Hohes Törl (kürzer) oder Insteinhütte - Gedenkstein - Rudi Eller Steig von hinten (schneller) zum Einstieg - Laserzgeischt, event. in Kombination mit der Direkten SW-Wand - W-Grat Gr. Laserzwand - Abstieg zum Laserzwandsattel - Steig zur Karlsbader Hütte - Lienzer Dolomiten Hütte.
Der Laserzkessel in den Lienzer Dolomiten ist eine kleine Kletterwelt für sich, mit ganz speziellem Gepräge und eigener Geschichte - ähnlich etwa dem Haindlkar im Gesäuse. Als perfekte Einstiegsdroge in die Lienzer Kletterarena hat sich die fantastische Bügeleisenkante auf die Kleine Laserzwand seit Generationen bewährt, gleich gegenüber - jenseits der wilden, bereits 1899 von L. Patéra erstmals durchkletterten Westschlucht - zieht die um drei Grade schwierigere, moderne Linie des Laserzgeischt (2006) kompromisslos durch die steile Plattenflucht der großen Schwester. Die Tour ist als Gesamtkunstwerk nicht zu unterschätzen: Bewertung zutreffend, nicht überbohrt, wenn man keine Keile oder mittlere Friends mitführt, muss man mit sehr langen Runouts im 4. Grad rechnen; zudem ist die richtige Linie für Zugereiste aufgrund der Routendichte manchmal nicht ganz einfach zu finden. Vom Ende der leichten Schrofenlänge in Wandmitte (Schlaghaken mit Schlinge) quert man fast horizontal nach rechts bis 10 m vor den Südwandturm, dort findet man 2 gebohrte Standhaken. Von hier ganz hinauf in den hintersten Winkel, kurz vor den ersten Klemmblöcken der Notausstiegsschlucht - am Fuß des markanten Risses (Direkter SW-Wand-Ausstieg) - geht's weiter. Im Banne dieses superalpinen 50-Meter-Risses vergessen wir glatt aufs Ausqueren und beamen uns erst oben vom 2. Rissstand mittels 5-Meter-Quergang (6-) in die 8. Seillänge des Laserzgeischt zurück. Dieser unfreiwillige „Verhauer“ bescherte uns innerhalb weniger Minuten tatsächlich einen unerwarteten alpinhistorisch/klettertechnischen Zeitsprung von 50 Jahren - „alle Varianten des richtigen Lebens auf engstem Raum“. Zur Nachahmung empfohlen!
Literatur: Messini: Osttirol. Alpinklettern, Klettergärten und Klettersteige. Mailand: Edizioni Versante Sud 2018.
Zlöbl: Klettern in den Lienzer Dolomiten. Tristach: Bookz 2013.