Eisgrubenturm, 2110 m. W-Kante, 3+ und N-Wand, 6-8
Dunaweda, is der Emmentaler guat!
Dachstein, Gosaustein, Filzmoos, Salzburg - Oberösterreich. Zustieg 800 Hm + 4-7 Seillängen (150 Hm).
P Aualm, 5 km nördl. von Filzmoos, Mautstraße – Hofpürglhütte – Steiglpass – Steig zu den Einstiegen. Abseilen über die Routen oder an der W-Kante (Kettenstände).
Heinz Sudra, Hüttenwirt der Hofpürglhütte, ursprünglich der Sektion Linz des ÖAV entsprossen, ist mittlerweile Wahl-Filzmooser geworden – kein Wunder angesichts dieser einzigartigen Bergwelt. Zusammen mit seiner Regina führt er die einladende Hütte und hat während all der Jahre bemerkenswertes Gespür für die bizarre Natur vor seiner Haustür entwickelt. Mit sicherem Blick interpretiert er die unvergleichliche Landschaft und gestaltet sie seit Jahren eigenhändig mit Fleiß, Können und Einfühlungsvermögen. Die von ihm geschaffenen, hüttennahen Klettergärten verteilen sich auf zwei Dutzend Sektoren, bei den alpinen Routen beschränkt er sich nicht nur auf sanfte Sanierung diverser Klassiker, sondern erschließt mit wechselnden Partnern nach wie vor auch bestens abgesicherte Sportklettertouren. Dabei hat er im teils als schrofig verschrienen Fels des Gosaukammes wiederholt kompakte Plattenzonen entdeckt, die selbst Kennern das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Einige dieser modernen Klettereien finden sich am Eisgrubenturm, gleich wenige Minuten hinterm Steiglpass, relativ schnell und problemlos von der Hütte zu erreichen. Ähnlich wie sich, fast in Rufweite gegenüber, der kühne SO-Grat des Niederen Großwandeck zu Beginn mit seinem dolomitenhaften Finger über dem Unteren Armkar auftürmt, so hat auch der Ansatz des zersägten N-Grates des Steiglkogel einen fotogenen Wächter – eben die schlanke Keule unseres Eisgrubenturmes.
Zurzeit gibt es neben dem Normalweg (erstmals begangen 1910, durch die schaurige Rinne parallel zur W-Kante und dann schrofig von S auf den Gipfel, Vorsicht, ein waschechter Gosaukamm-1+!) vier ansprechende Routen von 3 - 8, allesamt sehr gut abgesichert. Die Westkante, 3+, sieben kurze Seillängen, bestens geeignet für Neulinge im alpinen Gelände, auch als Abseilpiste eingerichtet, und drei Nordwand-Routen: Eine Fahrt nach Emmental, 6, vier Seillängen, haben wir schon vor 10 Jahren unternommen; fast Klettergartencharakter in toller Umgebung steht im Tourenbuch. Zuletzt sind wir durchs Dunaweda gezogen, 8 (7- A0), sechs Seillängen; die Verschneidung der 4. Länge ist ein besonderer Leckerbissen.
Gleich links daneben duftet noch Emmentaler extrem, 8, 5 SL; wahrscheinlich gibt’s auch hier eine Chance für A0-Kletterer.
Alle Routen sind überschaubar, meist bleibt noch Zeit für eine zweite Tour oder für den Gang auf einen der aussichtsreichen Nachbargipfel, etwa den Steiglkogel oder die noch seltener besuchte Armkarwand. Und weil man von der Hofpürglhütte ohnehin nicht so schnell wegkommt, solltet ihr euch für morgen gleich das Niedere Großwandeck anschauen.
(18.08.2009)
Literatur: Sudra/Herzog: Kletterführer Hofpürglhütte; erhältlich direkt auf der Hütte.