Zwölferkogel, 2102 m. O-Wand „Ulli, da Tanzbodn is insa!“, 4-
Nicht mehr allein am Parkett.
Totes Gebirge, Grünau im Almtal. Zustieg 1150 Hm + 14 Seillängen (350 Hm, 530 Klettermeter).
Almsee – Röll – bez. Grieskarsteig, oberhalb des Urban-Bandes rechts über Schutt in Kürze zum Einstieg, kleines Aluschild.
Von Ulli aus der Poseidon-Terrasse (Rotgschirr NW-Wand) erspäht und als Abenteuerspielplatz für unsere Kinder geplant, erfreut sich der „Tanzbodn“ seit seiner Veröffentlichung wachsender Beliebtheit. Offenbar lässt der Mangel an leichten, alpinen Genusstouren den geschmalzenen Zustieg leichter verschmerzen, als wir dachten, selbst wochentags finden sich manchmal mehrere Seilschaften in der „Ulli-Tour“.
Für uns bildet das Grieskar einen Höhepunkt alpiner Landschaft: Geheimnisumwitterte Riesenwände umrahmen mosaikartig verschachtelte Plattenfluchten, in Jahrmillionen währender Arbeit hat hier das Wasser die verspieltesten Formen geschaffen.
Die ersten Seillängen sind beinahe freihändig zu begehen. Zwei längere Querungen, darunter der sensationelle Radlweg der 3. Seillänge, leiten rechts in die Gipfelfalllinie hinüber. Von hier geht es bei zunehmender Steilheit schnurgerade aufs grüne Ausstiegsplateau. Kurz zuvor kann man auf einer Rampe nach rechts in den Sattel zwischen Haupt- und Nordgipfel aussteigen. Die letzte Seillänge aber, nochmals eine höchst eigenartig strukturierte Platte, sollte man sich nicht entgehen lassen.
Der Nordgipfel des Zwölfer verlangt nur ein paar Minuten, verschenkt aber einen tollen Tiefblick auf den Almsee. Über Hauptgipfel und Südgipfel (lässt sich westl. umgehen, Steigspuren und Steinmänner) gelangt man wieder zum Wanderweg nahe der Grieskarscharte. Wer gut zu Fuß und in der Zeit ist, der kann auf dem Umweg über Pühringer Hütte und Röllsattel erleben, wie unglaublich saftig grün das Tote Gebirge sein kann. Und wer gar auf der Hütte übernachtet, kann anderntags die Nordwest-Abstürze des Rotgschirr unter die Lupe nehmen, auch dort finden sich einige Überraschungen.
(08. 06.2007)
Topo (pdf 1,16Mb)
Anfang März 2008 hat uns Axel Jentzsch (www.bergsteigen.at) auf zwei Neutouren in der Ostwand hingewiesen: Bergwerk, 5+, 15 SL, E im Grießkar rechts unterhalb des Urbanbandes; und: Lauf, Forrest, lauf!!!, 6, 14 SL, kreuzt den Tanzbodn in der 6. SL (was die neue Lasche in der Mitte des Geröllbandes erklärt). Wir haben uns sehr über die neuen Nachbarn gefreut, der Einstandsbesuch im August 2008 verlief aber nicht ganz wie vorgesehen: Die Einstiege sind länger nass als beim Tanzbodn. Den Einstiegsbolt zum Bergwerk haben wir nicht gefunden und die vermutliche 1.SL (nicht abgesichert) war uns bei der Nässe einfach zu heikel.
Bei Lauf, Forrest, lauf! ist Erich die 1. SL ohne Sicherung bis zur flachen Platte geklettert, diese war aber ebenfalls zu nass und der Haken nicht sichtbar. Deswegen sind wir dann den Tanzbodn bis zur Kreuzung gegangen und in die 7. SL von Forrest eingestiegen. Generell wunderschöner Fels, die wenigen Stand- und Zwischenhaken sind aber (nicht nur von uns!) kaum zu finden, auch das Wandbuch nicht. Die vorletzte SL ist an sich super, liegt aber eigentlich außerhalb des Genußkletterbereichs: Entgegen der Angaben im Topo des Jentzsch-Führers lassen die Schwierigkeiten nach dem einzigen gebohrten Zwischenhaken nicht nach, und in den nur halb eingeschlagenen Normalhaken möchte man aus ca. 10 Meter Höhe lieber nicht fallen. Im Führer findet man zwar einen warnenden Hinweis, dennoch werden vermutlich viele den Rückzug antreten oder auf den Tanzbodn ausweichen, solange die Erstbegeher nicht noch ein bisschen nachsanieren. Mit mobilen Sicherungsgeräten allein muss man im Forrest derzeit noch zaubern können. Schön aber irgendwie wild!
Die Route ist mittlerweile saniert und kann 4+ A0 geklettert werden; der Wegverlauf in der 4. SL wurde geändert.
Literatur: Jentzsch, Genußklettern Österreich Mitte, Alpinverlag, 2. Auflage 2008