Konavle - Klettergärten südlich von Dubrovnik
Das Konavle (ital.: Valle dei Canali) ist eine schmale, langgezogene Ebene zwischen Bergen und Meer, die südlichste Region Kroatiens nahe dem Dreiländereck mit Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Auf den Anhöhen über der Adria findet der Sportkletterer interessante Felsformationen, die bedeutendsten an den Südflanken des Sniježnica-Massivs, keine 10 km vom Hauptort Cavtat entfernt. Natürlich wird niemand nur zum Klettern in diese für uns entlegenste Region des jüngsten EU-Mitgliedslandes reisen. Neben den drei Klettergebieten mit ihren knapp 50 interessanten Touren bieten die malerischen Küsten und natürlich die unmittelbare Nachbarschaft zur Weltkulturerbestadt Dubrovnik genügend Anlass für einen längeren Besuch. Allerdings ist uns ganz im Süden auch eine etwas seltsame Entwicklung aufgefallen ...
Žarkovica - Gornji Brgat
Keine fünf Kilometer oberhalb der Stadtmauern von Dubrovnik erhebt sich auf einem Plateau diese kleine Wandflucht, eine Art natürlicher Steinbruch mit vorgelagertem Blocklabyrinth. Vom P in der Kurve beim Bauernhof die Straße 250 m nach NO; hier rechts die rote Eisentür eines Privathauses, links beginnt der kurze, meist ausgeschnittene Steig zu den Felsen. Nett und problemlos, ein Dutzend gut eingerichtete Wandklettereien zwischen 4b und 7a.
Konavle
Das größte und lohnendste der drei Klettergebiete, 30 Routen zwischen 4b und 7b verteilen sich auf 5 Sektoren hoch über den Dörfern Mihanići und Pridvorje. Die Gegend ist sehr ansprechend, weit reicht der Blick über Ebene und Meer. Das haben mittlerweile auch vermögende Stadtleute erkannt, welche die veraltete oder abgewanderte einheimische Bevölkerung nach und nach zu ersetzen scheint. In der Nähe ihrer schicken Hideaways legen sie nicht unbedingt Wert auf Kletterer („some strange people“) und verscheuchen sie höflich aber direkt („everything belongs to somebody“). Die Auffahrt durch den Ort Mihanići ist steil und eng, oben an der alten Tunnelstraße am Wandfuß ist aber genug Platz zum Parken. Dummerweise wurde auch die Konoba am Zugang zu den Sektoren B bis E geschlossen und verkauft - unten an der Hauptstraße prangen aber nach wie vor einladende Schilder, niemand demontiert sie, und so bescheren sich die neuen Mihanićis weiteren - sinnlosen - Zulauf. Überhaupt wären die Sektoren B bis E viel einfacher aus dem Ort - auf der unteren der beiden alten, gemauerten Militärstraßen - zu erreichen; ein massives Eisengatter versperrt den Weg. Noch kürzer ging's vom Nachbarort Pridvorje aus, die Wandfluchten liegen direkt über dem Ort - auch hier scheint es Unstimmigkeiten mit den Grundbesitzern zu geben.
Noch ein Tipp zum „Originalzustieg“ ab ehemaliger Konoba: vom Tunnelportal 20 m leicht abwärts(!) queren, dann 20 Hm gerade hinunter und scharf nach links über Felsbänder teils etwas verwachsen und unübersichtlich zum Wandfuß hinüber; die schwarz-rötlich überhängende Sinterwand ist Sektor B.
Irgendjemand mit diplomatischem Geschick sollte dort einheiraten, eine Konoba aufmachen, sich ein bisschen um kaltes Bier und den Wandfußsteig kümmern - dann wäre das Gebiet wirklich top.
Pićete
Der kleine Felsen an der montenegrinischen Grenze ist so gut wie abgeschrieben. An seinem Fuß wird soeben ein Privathaus errichtet und es existiert kein Zugang mehr. Wer sich dennoch durch die extreme Vegetation quält, findet in den fünf Routen, 4a bis 7a, Höhe bis 17 m, zwar erstklassige Absicherung, aber komplett verwachsene Einstiege vor. Niemand wird sich wegen des Verlustes eines winzigen Klettergebietes das Leben nehmen, aber immerhin hat sich hier einmal jemand viel Mühe beim Einrichten gegeben. Vielleicht besinnen sich ja die Anrainer eines Tages.
Literatur: Čujić, Boris: Croatia Kletterführer, viersprachig. Zagreb: Astroida 2014.
Weitere kroatische Klettergebiete auf nature-classic:
Kroatien - Klettergärten 1. Istrien
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Kroatien - Klettergärten 6. Der Norden und Osten