Nesselbergkar
Bezaubernde Kletterarena für Einsteiger und Experten.
Tennengebirge, Scheffau, Salzburg. Zustieg zur ehemaligen Stefan-Schatzl Hütte (nunmehr privat!) 800 Hm, weiter zu den Einstiegen 400 bzw. knapp 300 Hm.
P südl. oberhalb Bernhof, Oberscheffau, B162 gut 5 km östl. Golling - Schönalm - Nesselbergkar. Laut Info durch den Vorsitzenden der Salzburger Naturfreunde vom 2.9.2015 wird „die vormalige Stefan-Schatzl Hütte nicht mehr von den Naturfreunden betreut, da der nunmehrige Weideberechtigte die Hütte nicht mehr den Naturfreunden überlassen will. Mit dem Verlust der Hütte wird auch der Aufstiegsweg durch die Naturfreunde nicht mehr gewartet. Die Gemeinde hat auch dessen Betreuung abgelehnt.“ - Wir bedauern, die in den folgenden Karten- und Bildtexten aufscheinende Bezeichnung „Stefan-Schatzl Hütte“ nur mehr aus historischem Blickwinkel sehen zu können.
Das Tennengebirge – ein stilles Wander-, Kletter-, Schi- und Jagdrevier; einsame Kare und Wände von urzeitlicher Schönheit – und in letzter Zeit ein Hotspot in Sachen Rangelei um menschliche Freiräume und mehr oder weniger private Nutzungsrechte. Bereits getätigte oder geplante Verkäufe beträchtlicher Areale an finanzkräftige Private aus dem In- und Ausland. Versuchte Aussperrungen, gerichtliches Vorgehen gegen idealistische Erschließer, „Abflexen“ zahlreicher Kletterrouten, die in jahrelanger mühsamer Knochenarbeit unentgeltlich zum Wohle der Allgemeinheit abgesichert wurden (Schildkar – Wirreck). Die Justiz scheint unschlüssig, die Politik sowieso, die Weltsicht integrer, engagierter Bürger gerät ins Wanken. Eigenartige Urteile zeugen von der bemühten Suche befasster, aber nicht immer ausreichend sachkundiger Richter nach tauglichen Leisten, über die man die ganze Problematik irgendwie biegen könnte. Ganz Schlaue verschanzen sich hinter der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes. Schleichend legitimierte Taktiken machen Schule und werden auch anderswo erfolgreich praktiziert (z.B. Hochschwab, Präbichl, Hochturm). Wenn in der aufgeklärten Gesellschaft des 3. Jahrtausends immer noch widerspruchslos der Besitz ganzer Talschaften mit dem einer Briefmarkensammlung gleichgesetzt werden darf, möchten Normalverdiener zu Recht nicht in den Schuhen ihrer Enkelkinder stecken …
Es wird schwerfallen, nicht in Albert Prechts Liebeserklärung an das Nesselbergkar einzustimmen. Der Zustieg über die Schönalm und der blumenreiche Knallsteinboden am Fuß einer ganzen Reihe von einladenden Plattenwänden – tatsächlich ein Bergparadies!
Sommereck, 1983 m. W-Wand „Wasserrillenwelt“, 4-, 7 SL
Eine ideale Tour, um interessierte Bekannte ins Klettern in alpiner Umgebung einzuführen. Abwechslungsreicher, flacher Zustieg, perfekter Fels. Lediglich die steile Platte der 3. Seillänge ist gar nicht so einfach. Der Abstieg eine nette Plateauwanderung in romantischer Umgebung, empfehlenswert auch die Besteigung des dominanten Knallsteins.
Platteneck, 1946 m. O-Pfeiler „Schatzlpfeiler“, 7- (5+ A0), 13 SL
Diese mittlerweile sehr bekannte Genusskletterei bildet die gegenüberliegende, westliche Begrenzung des weiten Kares. Bereits der Einstiegspfeiler ein Gedicht, die Traumplatte der 7. SL schon beim Zustieg besonders auffällig und verlockend. Die kurzen Wanderstrecken zwischendurch betonen den spielerischen Charakter der Route. In der Schlüsselseillänge (12.) allerdings wird das Eis etwas dünn, es prechtelt ein bisserl und ein drehbarer „Sigi-Bolt“ erhöht kurz Ullis Atemfrequenz; der Nachsteiger hat wieder leicht lachen. Der Abstieg wie am Sommerstein wanderbar, orange-rote Punkte helfen weiter, am besten zum Einstieg zurück und nicht zum Knallsteinboden hinüber queren.
Mittlerweile (Stand Juni 2008) wurden die Standplätze mit je einem Verbundanker nachgerüstet.
Bei Aufkeimen individuellen Winterambitionen in dieser Ecke des Tennengebirges erinnern wir uns gerne an die Schitour auf die Wieselsteine.
Literatur: Precht: Tennengebirge Kletterführer. Köngen: Panico.
Jentzsch: Genussklettern Österreich Mitte. Bad Häring: Alpinverlag.