Triest und Umgebung.
Klettergärten im Nahbereich der Hauptstadt Friaul-Julisch Venetiens.
Die bedeutende Hafenstadt an der obersten Adria war immer schon ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Sprachen und Ethnien. Die großartige Lage, die lange Küstenlinie und das interessante Hinterland mit seinen farbigen Dörfern verleihen Triest Dimensionen, die man in vielen anderen Klettergebieten vergeblich suchen wird. Besonders erfrischend finden wir das nahtlose Wechselbad zwischen dem großstädtischen, südlichen Flair der Straßen und Plätze und den reizvollen Klettergärten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Das Val Rosandra etwa weist eine alpinhistorisch bedeutsame Vergangenheit auf - ähnlich dem Peilstein bei Wien: Auch hier versuchten bereits vor vielen Jahrzehnten weit über die Landesgrenzen berühmte Kletterer - wie beispielsweise Enzo Cozzolino oder Emilio Comici - die Grenzen des Menschenmöglichen vor sich herzuschieben. Für die meisten Menschen auch heute noch unmöglich erweisen sich die stark überhängenden Routen in der Grotta Caterina, wo von Könnern quasi unterirdisch, d. h. bei selbst an heißen Sommertagen angenehm kühlen Temperaturen, bis 9a (UIAA 11) geklettert wird. Großartige Tiefblicke auf Küste und Meer garantieren die Gebiete Napoleonica und Costiera, Spürnasen können unterhalb der landschaftlich hervorragenden Küstenstraße nicht immer ganz leicht zugängliche Fels- und Kiesstrände entdecken, an denen man selbst im Hochsommer höchstens auf ein paar Einheimische treffen wird.
Etwas weiter nordwestlich liegen noch zwei weitere eingerichtete Felsen: Die beiden Sektoren Panza dell'Elefante und Panza del Mus von Sistiana mit zwei Dutzend schöner Touren von 4a bis 7b+ (Schatten am Nachmittag) liegen sehr reizvoll am Meer, leider wurde in unmittelbarer Nähe eine Kläranlage errichtet, welche den Gesamteindruck doch etwas trübt. Noch 12 km weiter im Landesinneren - schon näher an Gorizia als an Triest - findet man nördlich des Sees das kleine, aber feine Gebiet Doberdò del Lago mit an die 30 Routen bis 20 m Höhe im Bereich 4a bis 7c. Badefreuden kommen allerdings keine auf, das Gewässer ist eher ein Sumpfbiotop, der Alpe-Adria-Trail vom Fuß des Großglockners bis nach Muggia, einem südlichen Vorort von Triest, führt hier vorbei.
In den unzähligen Routen rund um die Stadt kann man sich wochenlang beschäftigen, darüber hinaus sind von Triest aus noch zahlreiche andere Klettergebiete in Slowenien und Kroatien mit geringem Fahraufwand erreichbar. Weitere Klettergärten in Friaul - Julisch-Venetien werden in einem gesonderten Beitrag behandelt.
Literatur: Bucco: Sul Confine. Falesie del Friuli-Venezia Giulia e delle terre confinanti di Slovenia. Italienisch und Englisch. Milano: Versante Sud 2013.
Neumann: Arrampicare in Friuli – Klettern in Friaul. Schiefling am See: Edition Neumann.
Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.