Hochgrabe, 2951 m
Die „Königin der Villgratner Schiberge“ von zwei Seiten.
Villgratner Berge, Außer- bzw. Innervillgraten, Osttirol. Aufstiege jeweils 1400 Hm.
Von SW durchs Ainattal und über den W-Kamm: P vor der letzten Kehre zum Hof Högge nnö. oberhalb Innervillgraten auf gut 1550 m - Taletalm - Schmidhoferalm - Sandkammer - Sieben Seen - W-Kamm.
Durchs Winkeltal und über die N-Flanke („Wilde Platte“): P im Bereich Niederbruggeralm im Winkeltal (je nach Schneelage und -räumung), ca. 7 km nnö. v. Außervillgraten - Lackenkammeralm - Volkzeiner Hütte - N-Flanke „Wilde Platte“.
Die Hochgrabe zählt nicht nur zu den höchsten Bergen im Villgratental, sie ist auch ein beliebter Schitourenklassiker in der Region. Während der Anstieg von Innervillgraten durch steile, sonnseitige Flanken führt, ist der Weg durch das in der Ortschaft Außervillgraten ansetzende, 12 km messende Winkeltal ein langwieriger und von Lawinen bedrohter. Sichere Verhältnisse sind hier absolute Voraussetzung.
Diese Charakterisierung aus Thomas Mariachers Führer können wir auf unserem Marsch durchs hintere Winkeltal in der ersten Aprilhälfte vorbehaltlos unterschreiben. Der kurze Warmlufteinbruch des vergangenen Wochenendes hat aus allen Hanglagen gewaltige Abgänge bewirkt, welche die vorhandene Schispur immer wieder metertief verschwinden lassen. In den letzten beiden Tagen hat es zwar wieder abgekühlt, dennoch bewegen wir uns im Zwielicht zunehmender Bewölkung wie in einem Endzeitszenario. Die erste Steilstufe über der Schluchtrinne des Schrentebachs (sie wurde vor Jahren einem einheimischen Bergführer zum Verhängnis) bewältigen wir noch problemlos. Weiter oben aber, unter der Schlüsselstelle des nordseitigen Anstiegs, der 150-Meter-Rinne zum Ausstieg auf die „Wilde Platte“, glauben wir, dem Teufel lang genug auf der Nase herumgetanzt zu sein. Wir treten den Rückzug an.
Zeitig am nächsten Morgen soll der zweite Versuch - diesmal von Südwesten aus dem Ainattal - Früchte tragen. Wieder mit Harscheisen stapfen wir - in einem Schönwetterloch exakt über unserem Berg - über die Sieben Seen und den Westkamm zur Höhe. Der Übergang vom niedrigeren Westgipfel zum höchsten Punkt ist in manchen Wintern schwer machbar. Wer unbedingt den Hauptgipfel braucht und sich auf keine Experimente an der von Wechten überladenen Gratschneide einlassen will, kann ab den Sieben Seen (wie früher üblich) durch die Ainatlenke die „Wilde Platte“ ansteuern und über die Nordseite den dritthöchsten Zacken der Villgratner sicherer erklimmen - vermeiden, dass die herrliche Hochgrabe zum hohen Grab wird.
Literatur: Mariacher: Schitouren in Osttirol, Band 1 (Ainattal) und 3 (Winkeltal). Tristach: Bookz 2011 bzw. 2013.
Globo-Alpin Bergführer: Skitouren im Hochpustertal. Südtirol & Osttirol. Lana (BZ): Tappeiner 2011 (aus dem Winkeltal).