Böses Weibele, 2521 m
Ein Lienzer Hausberg mit vielen Gesichtern.
Villgratner Berge, Lienz, Bannberg, Osttirol. Aufstieg je nach Route 600 - 1900 Hm.
P für Russenweg/Hochstein oder Liftauffahrt: bei der Talstation am nordwestl. Rand von Lienz;
für den Aufstieg von Süden: Bannberg an der Pustertaler Höhenstraße (Auffahrt von Leisach; die Hochstein-Straße ist von 1. November bis 1. Mai für den öffentlichen Verkehr gesperrt, in der Kehre vor der Mautstelle darf nicht mehr geparkt werden).
Bei Bergfreunden gilt Lienz als geniale Drehscheibe für Unternehmungen aller Art. Eingebettet in gleich vier Gebirgsgruppen verfügt es über zwei Schigebiete: Das berühmtere Zettersfeld in sonniger Höhenlage ist schneesicher, hat aber keine Talabfahrt. Ganz anders der Hochstein, vom Zentrum in wenigen Minuten fußläufig erreichbar, mit Sommerrodelbahn und Streichelzoo vielleicht etwas familiärer. Hier hat man viel härter mit dem Klimawandel zu kämpfen, nicht zuletzt, weil der Zieleinlauf der alljährlichen FIS- Ski-Weltcuprennen Ende Dezember auf 680 m Seehöhe liegt.
Vom nahen Schloss Bruck – einstige Residenz der Grafen von Görz, heute Museum mit wechselnden Sonderausstellungen zu Kunst, Geschichte und Natur der Region – beginnt weitab vom Schizirkus der lange, aber romantische Waldaufstieg über den sogenannten Russenweg zur Hochsteinhütte der ÖAV-Sektion Lienz auf 2023 m. Das gastliche Refugium ist ohne Schweiß in wenigen Minuten von der Bergstation erreichbar, zwischen Mai und Oktober auch über die Mautstraße von Bannberg an der Pustertaler Höhenstraße. Von der Südseite führt auch der eher selten unternommene Anstieg durch eine im Winter höchst einsame, walddurchsetzte Almenlandschaft, den man am besten von der Mautstraße aus in Angriff nimmt. Hält man sich bei der Abfahrt vom langen Gipfelkamm nicht mehr an die Aufstiegsspur, findet man sich allzu bald in einem Waldabenteuer für Orientierungsprofis.
Am relativ flachen, ab Hochsteinhütte fast fünf Kilometer langen Gipfelkamm fühlen sich übrigens auch ambitionierte Schneeschuhgeher wohl.
Hochstein und Böses Weibele halten also Leckerbissen für jeden Geschmack bereit. Am Gipfelkreuz belohnt eine umfassende Aussicht vom Glockner bis weit in die Dolomiten hinein, ganz Lustige folgen dem manchmal abgeblasenen Kamm weiter und wagen sich je nach Können und Laune an die 2000-m-Abfahrt ins Iseltal.
Dieser Gratzug ist übrigens auch die erste Etappe unserer sommerlichen Längsüberschreitung der Villgratner Berge über alle Gipfel des Hauptkamms von Lienz nach Welsberg in Südtirol.
Literatur: Mariacher: Schitouren in Osttirol, Band 2. Tristach: Bookz 2012. Beschreibt den Russenweg auf den Hochstein.
Baumgartner: Schitouren von den Hohen Tauern bis zu den Julischen Alpen (Bd. 1). Klagenfurt: Carinthia 1994. Behandelt die Aufstiege von Ost und Süd mit Überschreitung bis Schönbergspitze und Abfahrt ins Iseltal.