Noespitze, 3010 m
Die Weißenbachrinne aus dem Seidlwinkltal.
Goldberggruppe, Salzburg, Rauris. Aufstieg 1900 Hm.
P Fleckweide, Seidlwinkltal, 2,5 km hinterm Gasthof Weixen, 10 km sw. Rauris – Gollehenalm – Palfneralm – Rauriser Tauernhaus – Diesbachalm (verfallen) – Weißenbachrinne bis kurz unter der Scharte östl. zu P. 2678 – NO-Flanke Hinteres Modereck – NW-Flanke Herbertturm oder Noespitze oder Krumlkeeskopf. Abfahrt wie Anstieg oder gleich nördl. beliebig hinunter ins Diesbachkar.
Besonders gegen Ende der Tourensaison fragt sich der uneingeweihte Besucher des Rauriser Tales, etwa am Parkplatz Lenzerheide, welches Großevent hier eigentlich am Laufen ist. Die herrlichen Schiberge um Sonnblick und Hocharn haben ihre treuen Stammgäste aus nah und fern, jährlich werden sie mehr. Umso ruhiger ist es in den beiden westlichen Seitentälern.
Das abgeschiedene Krumlbachtal sieht fast nur Einheimische, denen das großartige Hintertürl auf den Hocharn bekannt ist. Dass es hier auch lohnende Ziele für die durchschnittliche Kondition gibt, etwa den Goldlacklkopf überm Gamskar (im Archiv als Anhang des Berichts über eine unserer Jugendsünden am Ritterkopf zu finden), ist Wenigen bekannt. Eine unserer absoluten Lieblingstouren, die grandiose Überschreitung des Edlenkopf vom Hüttwinkl- ins Seidlwinkltal, wird so gut wie nie unternommen.
Das Tal der Seidlwinkler Ache trennt die Glockner- von der Goldberggruppe und ist auch historisch bedeutsam. Das Rauriser Tauernhaus im hinteren Tal wurde bereits vor über 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, es diente durch die Jahrhunderte als Stützpunkt für die Überquerung des Hochtors (ehemals Bluter Tauern) nach Heiligenblut. Der Tauernwirt durfte aufgrund seines Zapfrechts Getränke ausschenken, dafür musste er beispielsweise mittellose Reisende aufnehmen und verpflegen und den Saumweg über den Tauern instand halten. Knappe zwei Stunden braucht es vom Parkplatz Fleckweide bis hierher (oder gutes Organisationsvermögen; oder ein Fahrrad) – dieser Umstand bewahrt die fantastische Weißenbachrinne vor den Massen.
Es empfiehlt sich, von der verfallenen Diesbachalm nicht gleich ganz in die untere Rinne hineinzuqueren, sondern erst ca. 100 Hm an den diesseitigen Hängen anzusteigen. Dann ziehen die mäßig steilen Mulden fast schnurgerade zum Klagenfurter Jubiläumsweg am Tauernhauptkamm empor.
Erst hoch oben ist’s vorbei mit der Einsamkeit. Die geräumte Großglockner Hochalpenstraße und die damit leicht erreichbare Auswahl an attraktiven Schibergen an und knapp über der 3000er-Grenze lockt speziell im späten Frühjahr viele Enthusiasten auf den Plan, die einfach nicht wahrhaben wollen, dass der Winter endgültig vorbei ist. Je nach Laune kann man hier zwischen Rossschartenkopf und Krumlkeeskopf Gipfel sammeln oder gar übers Umlauft-Biwak den Hocharn anpeilen.
Für eine Abfahrtsvariante ins Diesbachkar ist es trotz des schneereichen Winters zu spät, in der Weißenbachrinne kommt man zu dieser vorgerückten Jahreszeit auf Schi dem Talboden einfach am nächsten.
Literatur: Stadler/Philipp: Schitourenführer Hohe Tauern. Köngen: Panico 2017
Baumgartner: Schitouren II. Bildband mit Tourenführer. Klagenfurt: Carinthia 1995.
Buchenauer: Alpenvereinsführer Ankogel- und Goldberggruppe. München: Rother 1975.