Pailkopf, 2524 m
Rätselhafter Unbekannter im Schatten des Graukogel.
Venedigergruppe, Hollersbach, Pinzgau, Salzburg. Aufstieg 1700 (1900) Hm.
P Seestube, sw. Ortsende v. Hollersbach - Forststraße Hollersbachtal ca. 2,5 km bis zur Materialseilbahn vor der Leitneralm - Steg über den Hollersbach - Jagdsteig durch den Scharrnbachgraben bis vor die große Wildfütterung auf ca. 1250 m - neue Forstraße zur Scharrn-Grundalm.
Erich erreicht diesen Punkt auf einem gehörigen Umweg: Hollersbach-Überquerung bereits auf Brücke, 904 m, Forststraße Brand-Wehrwald - Mühlbacher Schlag bis unterhalb Geralm - neue Forststraße und anschließend Jagdsteig nach S zur Achselalm - Abfahrt Hinterflecktruhealm - Scharrn-Grundalm (s. gepunktete Linie auf der Karte).
Scharrn-Hochalm - Kühkar - direkte N-Flanke/oberer NNW-Grat. - Abfahrt ab Scharrn-Grundalm auf der neuen Forststraße zur Brücke, 904 m.
Unsere Touren auf den Breitkopf und besonders auf den Mahdleitenkopf bestätigen die längst gehegte Vermutung auf ein verborgenes Tourenparadies rund um die abgelegene Scharrn-Hochalm. Seit 2009 führt eine Forststraße mit unzähligen Kehren in diesen verschwiegenen Winkel (in der neuesten ÖK bereits verzeichnet). Über häufigen Besuch würde sich die Jägerschaft dennoch nicht freuen, führt sie doch im Grabengrund unmittelbar an einer riesigen Wildfütterung vorbei. Wirklich großräumig umgehen kann man sie nur auf Erichs extravaganter Irrfahrt über die Achselalm - ob die allerdings viele Anhänger finden wird, sei dahingestellt. Ulli und Ronja haben nach der gestrigen Geige (und all den super Touren in der Woche zuvor) endlich einen Rasttag eingelegt, und so macht sich Erich ausnahmsweise allein auf, das Rätsel zu lüften. Landschaftlich lässt die lange Traverse (die erste Hälfte ebenfalls neuerdings auf einer Forststraße) nichts zu wünschen übrig. Die am Jagdsteig zu querenden Steilrinnen waren gerade noch ohne Steigeisen zu machen, wegen der Zwischenabfahrt vermehren sich die ohnehin nicht zu knappen Höhenmeter abermals. Ein Kompromiss ist der Direktaufstieg über den Jagdsteig unter der Materialseilbahn: Wenn man früh genug links ausquert, kann man ausreichend Abstand zur Fütterung halten. Der Steig war überraschenderweise bis hinauf zur Hochalm gespurt, dahinter hat man das Gefühl einsamster Entlegenheit.
Von der Hochalm fächern sich die lohnenden Optionen in beeindruckender Weise auf. Richtung Karscharte zu Mahdleitenkopf, Breitkopf oder Schafkopf. Geradeaus hinauf in die gewaltige Schneegrube, aus der hinter dem Pailgrat noch ein weiterer Karschlauch zum Graukogel zieht und ein ultimatives Schiabenteuer verspricht. Erich entscheidet sich für das naheliegende Kühkar, perfekt geneigt zwischen dem düsteren Pailgrat und den wilden Häuptern der Kühköpfe. Lange bleibt unklar, welcher Zacken jetzt eigentlich der Pailkopf ist. Am Fuß der höchsten Gipfelflanke ist Schidepot, in tiefem Schnee werden bei bis zu 50 Grad Neigung noch einmal jede Menge Kalorien verheizt. Letztendlich führt ein kurzes Schneeband rechts hinaus auf den Grat, noch eine heikle, ausgesetzte Stelle, und man steht auf dem außergewöhnlichen Gipfel. Der zum Greifen nahe Graukogel ist noch um mehr als 300 m höher und verstellt die Sicht auf den Großvenediger, die Eindrücke rund herum lassen sich aber auch so kaum mehr überbieten.