Kreuzspitze, 2624 m

Gunggige Genusshänge für geile Schmuggler und Mosesjünger??

Villgratner Berge, Kalkstein, Osttirol. Aufstieg 1000 Hm.

P Kalkstein, 4,5 km westl. Innervillgraten - Forststraße Rosstal - Lipperalm - W-Flanke auf die Kreuzspitze.

ÜbersichtKarteunser Ausgangspunkt Kalkstein von NO gegen das Alfental Aufstieg ins Rosstal mit Ronja in ihrem Tourenschlitten

Die Villgratner Berge, manchmal auch Deferegger Alpen genannt, sind ein Gebirge wie für den Tourengeher geschaffen. Arktische Dimensionen durchzogen von wenigen, dünn besiedelten Talschaften, Hunderte von attraktiven Bergen bis knapp 3000 m Höhe, weite Idealhänge durchsetzt von scharfen Felsbergen, die im Winter nach der vollen Alpinausrüstung verlangen. Schon das Kartenstudium zaubert so manches Schmunzeln in die erwartungsvollen Gesichter - und verleitet uns zu dem leicht verwirrten Untertitel.
Nach etwa der Hälfte unseres Anstieges durchs Rosstal zweigt links übers Kalksteiner Jöchl der Schmugglerpfad hinüber ins italienische Gsieser Tal ab. Seit dem Ende des 1. Weltkrieges bis herauf in die 70er-Jahre zwang die Not viele Talbewohner auf beiden Seiten der neuen Grenze dazu, die beachtlichen Preisunterschiede bei verschiedensten Waren durch illegale Tauschgeschäfte im schwer zu überwachenden Hochgebirge für sich zu nutzen: etwa Polenta und Reis, Schuhe oder Stoffe aus Südtirol gegen Zucker, Petroleum und Tabak aus dem Villgratental. -
Gleich hinter dem Kalksteiner Jöchl eine herausfordernde, spitz zulaufende Flanke - der Hang sieht nicht nur geil aus, der ganze Berg heißt so (Geil, 2494 m). Die schwarze Felskuppe, die einen Kilometer weiter das gesamte Tal abschließt und sogar unsere Kreuzspitze um mehr als 50 m überragt, hat (auf der Karte) gar keinen Namen.
Dafür entschädigen uns die Villgratner mit jeder Menge anregender Bergnamen (wie z. B. Rappler oder Gumriaul) sowie - einem ganzen Haufen von Gunggen. Eine Pürglesgungge dort, eine Innerrodelgungge da, oder darf's vielleicht eine Mosesgungge am Südende unseres Gipfelkammes sein? Zweifellos alles tolle Schiberge, aber was in Gottes Namen sind Gunggen? In Mandschu bedeutet gungge so viel wie eine besondere Leistung, eine Großtat - na ja, da haben wir uns aber woanders schon mehr geplagt. -
Auf dem Almerhorn jenseits des Staller Sattels hat's uns schließlich ein Local aus dem Defereggental verraten: Eine Gungge ist einfach eine kleine Hügelkuppe mit rundlich abgeflachter Form, wie weiter im Osten ein Riedel, ein Bühel oder eine Koppe. Da sieht man wieder einmal die Bescheidenheit der Osttiroler: Sogar die ganz kleinen unter diesen kolossalen Gunggen (wie etwa das Rote Ginggele gleich gegenüber unserer Kreuzspitze) können sich weit über 2700 m gegen den Himmel strecken ...
Schluss mit dem etymologischen Geschwafel; die Kreuzspitze ist ein feiner, problemloser Schiberg, den man sehr selten für sich alleine hat. Besonders wenn in der weiteren Umgebung Schneemangel herrscht, ist der Parkplatz in Kalkstein oft zum Bersten voll - er liegt auf über 1600 m Seehöhe, und die hinteren Villgratner Täler gelten ohnehin als Schneelöcher.

hinter der Lipperalm erhebt sich der mächtige Geil, links davon das Kalksteiner Jöchl mit dem Schmugglerpfadder Talschluss gegen NNO, die Kreuzspitze noch rechts außerhalb des Bildrandesdie weite, sanfte Westflanke der Kreuzspitze; im Vergleich zum übrigen Südösterreich liegt hier zur Zeit relativ viel SchneeRückblick ins Rosstal, rechts oben die Kärlsspitzedas Gipfelkreuz ist bereits sichtbar; Ronja ist auf die Polar-Rückentrage umgestiegenim SW zeigen sich die ersten Spitzen der Sextener Dolomitenzwischen dem Ostkamm des Toblacher Pfannhorn und der Dreischusterspitze schiebt sich eine Wolkenbank heranzwischen dem Ostkamm des Toblacher Pfannhorn und der Dreischusterspitze schiebt sich eine Wolkenbank heranGipfelpanorama von der Kreuzspitze: im N links der Rotlahner; die kleine Schanze halbrechts ganz hinten ist der Großvenedigerim NO das Arntalknie und die höchsten Erhebungen des Gebirges; wundert euch bei der Storten-/Storfenspitze ...... nicht über die t/f-Verwechslung - in Literatur und Kartenwerken finden sich beide Namensgebungen; rechts anschließend eröffnet sich immer mehr vom Villgratner Tourenpotenzial; sofort springt uns die verlockende Diagonalwanne des Gr. Degenhorn ins Auge, der Anstieg durchs gesamte Arntal über die Arntaler Lenke auf die Hochgrabe (rechts außerhalb des Bildes) gleicht schon einer kleinen Expedition ...im O die zentralen Villgratner Berge mit dem Haupttalim S die Kronen der Sextener Prominenzim SW verblassen für Ronja angesichts ihrer höchst privaten Milchbar selbst die Juwelen der Dolomitenim NW beeindruckt der höchste und trotzdem namenlose Gipfel der Rosstal-Umrahmung; links anschließend folgen Hochgall und Wildgall der Rieserfernergruppenachdem wir rechts anschließend wieder zum Rotlahner zurückgekehrt sind, gleitet Ulli in die pulvrigen Prachthänge ...... mit der gebotenen Vorsicht für den kostbaren Passagierwer guckt denn da heraus?etwas weiter unten steigen wir wieder auf den Tourenschlitten umso gestaltet sich die lange Talabfahrt sehr entspannend für unsere Schultern und einschläfernd für Ronja; unten am Parkplatz gibt's großes, aber sehr leises Hallo, als wir unser kleines Mädchen samt ihrem Himmelbett ins Auto schieben ...

Eine weitere empfehlenswerte Unternehmung ab Kalkstein: unsere 4-Gipfel-Runde überm Alfental mit dem Toblacher Pfannhorn als Höhepunkt.
Nähere Details über den selbst gebastelten Tourenschlitten sowie seine Einsatzmöglichkeiten im Anhang unserer Tour auf den Kuhberg.
(02.01.2012)

Literatur: Mariacher: Schitouren in Osttirol, Band 1. Tristach: Bookz 2011.
Weiss: Skitourenführer Pustertal. München: Rother 2007.
Schall: Genuss-Schitourenatlas Südtirol und Österreich Süd. Wien: Schall 1998.
Draxl, Anton: Über die Jöcher – Natur und Kultur in Gsies und Villgraten. Innsbruck: Deltagrafik; erhältlich auch in den Tourismusbüros vor Ort.

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