Granatspitze, 3086 m - Sonnblick, 3088 m - Fürleg, 2943 m
Verborgene Traumabfahrten in Westalpenformat.
Granatspitzgruppe, Uttendorf. Salzburg. Aufstieg 900 Hm, Abfahrt 2100 Hm.
Enzingerboden – Seilbahn zum Alpinzentrum Rudolfshütte – kurze Abfahrt zum Weißsee – Sonnblickkees zu den einzelnen Gipfeln und Abfahrten. Vorteilhaft für die Rückkehr ist ein zusätzliches Auto in der Schneiderau, hinteres Stubachtal. –
Am einfachsten die Fürleg. Viel besucht auch der Sonnblick. An der Granatspitze Kletterei am O-Grat, kann je nach Verhältnissen heikel sein; N-Grat noch schwieriger. Die außergewöhnlichen W-Abfahrten siehe unten.
Über das Gebiet um das Alpinzentrum Rudolfshütte zu schwärmen, hieße Eulen nach Athen tragen - entsprechend groß ist der Andrang auf die ringsum verteilten Traumberge. Birgit und Peter, fit wie noch nie, sind zum ersten Mal auf Schitour. Sie machen auf der Granatscharte noch einen guten Eindruck, daher beschließen wir, das Sonnblickkees durch die Hintertür zu verlassen.
Der bekanntere unserer beiden Vorschläge - immerhin finden wir drei Abfahrtsspuren vor - verläuft nach kurzer, steiler Einfahrt von der Sonnblickscharte in einer Folge von wunderschönen Karen und Mulden nordwestl. hinunter zur Schwarzen Lacke. Hier wendet man sich scharf rechts (nordöstl.), zuletzt ein paar Schritte die Schwelle hinauf, und schwingt dann die etwas steileren Hänge des zweiten Teils der Abfahrt bis in den Talschluss der Dorfer Öd hinunter. Werden die entrückten Kessel zu Beginn noch von den schroffen Wänden des Sonnblick und der Landeckköpfe dominiert, so nehmen weiter unten immer wieder die großflächigen, schillernden Eisfälle der Gamsleiten (Hoher Beil) unsere Blicke gefangen. Eindrucksvoller kann man Neulinge in die Welt des Tourengehens kaum einführen.
Und noch etwas treibt hier den Puls in die Höhe, allerdings an der gegenüberliegenden Talseite: Ein ellipsenförmiges Kar, hoch oben eingebettet in unnahbare Felsflanken, findet in der Literatur keine Erwähnung. Im Februar 2000 fahren wir, nach ausführlichem Kartenstudium, von der Hohen Fürleg auf Verdacht nach Westen ab. Über eine verschneite, steilere Plattenzone stapfen wir kurz zu Fuß auf die Reste des Rabenkees hinunter und fahren auf die Kanzel des Kitzkarköpfl hinaus, dann in elegantem Bogen über Ost nach Nordwest ins Kitzkar hinab. Dieser gewundene Geheimgang ist weder von oben noch von unten einsehbar und verleiht dadurch dem Abenteuer besondere Würze. Die herrschenden Verhältnisse sind hier natürlich noch entscheidender als in unserer „Einsteigertour".
Wenn uns die Saligen Fräulein besonders lieb haben, treffen wir weiter draußen im Tal auf eine vernünftig geräumte Forststraße, sodass die 5 km wie im Flug vergehen; ansonsten könnten sich unsere Einsteigerfüchse leicht Gute Nacht sagen.
(26.12.2007)
Literatur: Stadler/Philipp: Schitourenführer Hohe Tauern. Köngen: Panico 2017