Ligurische Ostküste

Längst hat es sich herumgesprochen, dass es in Ligurien in puncto Klettern nicht mit Finale allein getan ist. Allein im Kletterführer Onde di Pietra (s. Literatur) sind 30 weitere Klettergebiete aufgeführt. Wir steuern ein paar Bilder und Infos zu vier Locations am östlichsten Küstenabschnitt bis an die Grenze zur Toskana bei. Das weitaus bedeutendste Gebiet ist natürlich der Monte Muzzerone bei La Spezia mit Hunderten von Ein- und Mehrseillängenrouten zwischen Himmel und Meer, an denen man wochenlang klettern könnte. Aber auch kleinere Felsgärten wie La Sfinge bei Deiva Marina, La Castellana nahe den Cinque Terre oder La Rocchetta bei Lerici, manchmal nicht mehr als aufgelassene Steinbrüche in fantastischer Lage, werden liebevoll gepflegt und bieten neben meist tollem Ambiente Vielseitigkeit und gute Felsqualität.

wir beginnen unsere Bilderfolge über Klettergärten an der ligurischen Ostküste diesmal am Strand von Deiva Marina, etwa auf halbem Weg zwischen Rapallo und La Speziader Klettergarten La Sfinge versteckt sich nur gut 3 km landeinwärts in einem dicht bewachsenen Talgraben hinter dem gleichnamigen Zeltplatz mit Pizzeria und kleinem Supermarktschon der kurze Zustieg ist idyllisch; erst bei der zweiten Möglichkeit den Bach überqueren!wenige Schritte hinter dem Steg steht man vor der Sphinx: links die Südwand mit 20 Routen von 5a bis 7c+, rechts dahinter die Nordostwand (23 Linien 4a bis 7a+); der Block im Schatten davor gehört den 7 Zwergen (12 Touren 4a bis 6a+) und neuerdings ...... sind an der SW-Seite 8 kürzere Routen (5. und 6. Franzosengrad) im Zeichen des Herrn der Ringe entstandenUlli überlistet die glatten Platten von Equilibrio precario, 6cErich in der Sphinx-Südwand: Onde di Pietra, 5a - ein toll strukturierter Pfeiler über glatten Felswellen; gleich daneben hat sich noch eine Neue dazugesellt: Monique mon amour, 5cnoch eine Südwandroute: Ulli an der Placca batterica, 6anoch ein Blick in die schattige Nordostwand der Sphinx, dann wechseln wir an den östlichsten Zipfel von Ligurien, ...... an den „Golf der Dichter“ gleich hinter den Cinque Terre (s. Archiv Bergsteigen) bei La Spezia; drei Gebiete möchten wir euch ans Herz legen: eines davon weitläufig und weltberühmt, die beiden anderen nur kleine Steinbrüche (nicht die Nase rümpfen!)die Auffahrt zum ehemaligen Steinbruch La Castellana über 4 km Schotterstraße ist ruppig und schmal, der Blick vom Parkplatz über La Spezia, dem größten Militärhafen Italiens, entschädigt allemalnach dem Wahnsinnsrummel in den Cinque-Terre-Dörfern eine stille Oase, die alles bietet: 6 boulderartige Kurzrouten am Blocco del parcheggio, eine Menge leichter Plattentouren (auch 2 Seillängen) für Kinder und Einsteiger an der linken Wand, etwas härte 15-Meter-Linien bis 7a+ am Block rechts des Parkplatzes und 10 wirklich tolle Routen an der rechten Wand für fortgeschrittene Genussklettererder Steinbruch von Norden (vom Umlenker der Aurora, 6b)Blocco del parcheggio: Il ribaltamento, für 5c sehr „umkippanfällig“Parete sinistra: Ulli am Ausstieg der Routenkombination Daimon/Manolita, 4b; rechts davon 10 weitere einfachere Touren, ...... wie etwa die hübsche Non dirlo a coda di cavallo, 5a; nach rechts zu steigt der Schwierigkeitsgrad etwas anbesonders gut gefallen haben uns die Routen an der rechten Wand: Erich in Il volo del calabrone (Hummelflug), 6aBlick von der Auffahrt zur Castellana auf den Muzzerone - nach Finale das bekannteste und traditionsreichste Klettergebiet in Ligurien mit 20 weitläufigen Sektoren und spektakulären Routen bis zu 8 SL zwischen Himmel und Meerein paar Kostproben vom Sektor Cajenna knapp unterm Gipfel: Mutter (La giovane di Altamira) und Tochter (Per i nani) im rechten WandteilErich in La voglia matta, 5cUlli im etwas abgespeckten Klassiker Nichibutsu, 6bvom Muzzerone machen wir einen Sprung über den „Golf der Dichter“ nach Lerici, einem der vielen berühmten Badeorte an der Italienischen Rivierain der Tat hielten sich an der Bucht von La Spezia zahlreiche AutorInnen auf, angefangen bei Dante und Petrarca über George Sand, Byron und Shelley bis zu Charles Dickens; wir befinden uns am Parkplatz des nächsten Steinbruchidylls (Auffahrt wieder sehr eng): La Rocchettadas fein eingerichtete Klettergärtlein (immerhin 3 Sektoren mit etwas über 30 Routen 5a bis 7b) war von der Schließung durch den Grundeigentümer bedroht und wurde daraufhin von der Sektion La Spezia des CAI gepachtetUlli am Überhang von Doberbang, 5c, Sektor OrecchinoMartin tastet sich die Liberi noi liberi tutti, 6a emporganz hinten im Sektor „E ride l'imbecille“ gibt es noch etliche kurze Maximalkraftüberhänge bis 7betwas weiter südlich hat man vom Monte Marcello einen umfassenden Blick auf die Apuanischen Alpen mit den berühmten Steinbrüchen um Carrara; auch hier gibt es einen netten, aussichtsreichen Klettergarten mit 30 Routen hoch über dem Meer, den wir aber auch nach einer Stunde Dschungelkampf nicht gefunden habenhinter der Punta Bianca, der Südspitze der Lerici-Halbinsel, wartet noch ein Deep Water Soloing Gebiet mit 13 Routen bis 7b+ und 18 m Höhe
(05.24)

Literatur: Roccati/Pierpaoli: Onde di Pietra. 1000 Kletterrouten östlich von Finale. Italienisch, englisch, deutsch. Brixen: Idee Verticali Edizioni 2012. Küste Savona – Genua –Deiva Marina und Landesinneres.
Battistella: Muzzerone. Mailand: Versante Sud 2017. Küste Sestri Levante – La Spezia – Punta Bianca.

Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.

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