Cinque Terre

Ligurische Küstenberge, La Spezia, Italien. Aufstiege insgesamt 500-600 Hm.

Am besten von La Spezia oder Levanto mit der Bahn. Die Cinque Terre Treno Card für € 19.50 (Tageskartenpreis Vorsaison 2024) deckt u. a. die Kosten für beliebig viele Zugfahrten in beide Richtungen zwischen den Orten sowie die beiden zahlungspflichtigen Wanderwege Monterosso-Vernazza und Vernazza-Corniglia ab.
Monterosso – Vernazza – Corniglia – Manarola (dieses dritte Wegstück ist schon längere Zeit wegen Felssturz gesperrt, die erbärmlichen Relikte einer ehemaligen Touristensiedlung sind aber wohl noch das größere Übel. Daher entweder mit dem Zug oder den Höhenweg über Volastra, zusätzlich 300 Hm; die Sperren sind kaum zu überwinden) – Riomaggiore (diese vierte Etappe soll nach grundlegender Sanierung im Juli 2024 wiedereröffnet werden, möglicherweise zusätzliche Benützungsgebühr?).

ÜbersichtKartedie vierte Perle in der Kette: Manarola, eine der fünf pittoresken Fischerdörfer am berühmten Küstenweg der Cinque Terre

Um Enttäuschungen vorzubeugen, zu Beginn eine Warnung: Diese an sich traumhafte Wanderung entlang der Ligurischen Küste mit seinen pittoresken Fischerdörfern ist nicht zu Unrecht weltberühmt, aber mittlerweile gleich in mehrfacher Hinsicht irgendwie dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Wir sind die herrlichen alten Verbindungswege zwischen den fünf Dörfern bereits vor mehr als 30 Jahren zweimal abgelaufen – und waren jedes Mal allein unterwegs. Diesmal waren wir Ende Mai, also weit außerhalb jeder Ferienzeit vor Ort und erlebten schon an etlichen Bahnhöfen Anklänge von Panik und Massenhysterie. Auf den Wanderstrecken selbst geht es durchaus noch überschaubar zu; die Massen wandern nicht, sie lassen sich offenbar durch die Dörfer schieben, um an den wenigen stilleren Ecken ihre Bilder zu posten. Des Öfteren kann man Bemerkungen wie „Nie wieder Cinque Terre!“ aufschnappen. -
Dennoch sollte man sich einmal im Leben an die Cinque Terre wagen, sie können auch im Winter wunderschön sein und sind dann vielleicht weniger frequentiert. Und es gibt jede Menge Fluchtmöglichkeiten: Parallel zur Küste existiert eine Vielzahl von Wanderwegen in der zweiten und dritten Etage. Außerdem kann man die klassische Wanderung nach vorne und hinten verlängern – in südlicher Richtung über den Muzzerone (weitläufiges Klettergebiet in fantastischer Lage hoch über dem Meer!) bis Portovenere, in Richtung Genua nach Levanto, Bonassola u.s.w. – die Ligurische Küste ist überall wunderschön.

Neben dem überbordenden Tourismus spielt hier auch der Weinbau eine bedeutende Rolle. Aus den Traubensorten Bosco, Arbarola und Vermentino werden edle Tropfen aus einer der faszinierendsten und spektakulärsten Weingegenden der Welt gewonnen. Die schwindelerregenden Hänge mit ihren oft nur zwei Meter breiten Terrassen sind teilweise nur ganz schwer zugänglich.

Manche Rebenflecken kann man überhaupt nur angeseilt erreichen. Weggespülte Erde wird in Körben wieder an Ort und Stelle geschleppt. Einige Weinbauern müssen die Lese per Boot zu Kelter und Keller bringen. In höheren Lagen transportieren die Frauen die Trauben auf dem Kopf wie so viele andere Lasten auch. Noch immer gibt es kaum mechanische Hilfe. Hier und da ein gelber, angerosteter Lastenlift für Mist und Trauben, das ist alles. (Rino Sanders, 1984)

Heute gibt es alljährlich zur Lesezeit hitzige Diskussionen unter den Weinbauern, wer wann die wenigen „Treninos“ auf dem kühnen Monorailnetz (s. Foto) nutzen darf.

Eingefleischte Bergsteiger werden hier in Küstennähe am ehesten am Monte Rossola fündig, für größere Unternehmungen verweisen wir auf die Apuanischen Alpen zwischen La Spezia und Lucca (s. Archiv Monte Sagro). Dieser Nebenast des Apennin zeigt neben dem Gran Sasso die wildesten Bergformen am ganzen Stiefel.
Aber noch einmal zurück zum Thema Küstenwanderungen: Eine weitere Muss-Tour an der italienischen Westküste ist der Sentiero degli Dei an der Amalfiküste südlich von Neapel. Und noch eine unvergessliche Erinnerung drängt sich auf: der famose Haengnam Küstenweg auf der südkoreanischen Ulleung-do, einer bei uns völlig unbekannten Jurassic-Park-Insel im Japanischen Meer.

unsere Tour startet ganz im Osten der über 300 km langen Ligurischen Küste: Blick von der Wallfahrtskirche von Soviore auf das nördlichste der fünf Dörfer - Monterosso al MareMonterosso ist mit gut 1300 Einwohnern der größte Ort der Cique Terre und durch einen Felssporn zweigeteiltdie beiden Strände sind relativ klein, aber recht malerischRückblick auf den neuen Stadtteil Fegina und die Punta Mesco, auf welche ebenfalls ein schöner Wanderweg führtder zur Altstadt gehörende Strand; auf der Rampe darüber der Checkpoint für die mittlerweile erste (gebührenpflichtige) Etappe - Leute mit unzureichendem Schuhwerk werden zurückgeschicktder 12 km lange Küstenabschnitt wird nicht nur für seine landschaftlichen Schönheiten gerühmt, sondern auch für seinen ausgezeichneten Wein; einziges Hilfsmittel bei der teils schwindelerregenden Arbeit an den terrassierten Steilhängen ist ein engmaschiges Monorailnetz für den „Trenino“Tiefblick auf die märchenhafte Küste mit dem nächsten Ort: ...Vernazza wurde im 11. Jahrhundert gegründet und zählt zu den schönsten Orten Italiensdementsprechend groß ist der Besucherandrang, die einheimische Bevölkerung schrumpft rapid und vermietet ihre Häuser an Feriengäste; die Bootsverbindung zwischen Portovenere und Levanto zu den Dörfern ist ständig ausgelastet, genauso die Bahn ab La Spezia - man wähle tunlichst die frühen Morgenstunden zur Anreisesüdostasiatischer Großstadttrubel im 750-Seelen-Dorf Vernazza zur Vorsaison; Ulli pflügt durch die Massen und ergreift rechts hinauf die Flucht in Richtung Cornigliaabermals müssen wir 200 Hm hinaus über die Dächer; Rückblick nach Monterosso ...... und auf die Punta Mescovon der Höhe erkennt man schon den nächsten Ort: ...... Corniglia; der Ort hat nur mehr gut 200 ständige Bewohner und liegt ausnahmsweise nicht an der Küste, ...... sondern auf einem Felsvorsprung in 100 m Höhevon der Brüstung am meerseitigen Dorfende blickt man direkt zum nächsten Etappenziel, nach Manarolain Corniglia hält sich der Besucherrummel noch einigermaßen in Grenzen, und das hat seinen Grund ...... von der nur knapp über Meeresniveau gelegenen Bahnstation muss man nämlich erst einmal die Lardarina bezwingen, eine lange Ziegelsteintreppe, die besonders bei Hitze so manchen Touri auf einer der zahlreichen Rastbänke stranden lässtden ohnehin gesperrten Weiterweg nach Manarola sollte man erst gar nicht in Erwägung ziehen,vielleicht weniger aufgrund der offiziell vorgegebenen Felsrutschungen, sondern wegen der erbärmlichen, slumähnlichen Reste einer ehemaligen Touristensiedlungmit der Bahn (alle 20 Minuten, meist überfüllt, aber durch die Tunnels in wenigen Augenblicken erledigt) gelangen wir zweckmäßig ins nächste Dorf zum Ende der verwunschenen Etappe (das hell begrünte Band in Ullis Blickrichtung)längst hat die Natur sich das gesperrte Wegstück zurückerobertauch wenn man schon einmal im Zug sitzt und Hitze und Müdigkeit die Motivation anknabbern sollten: Manarola auf keinen Fall auslassen! Das Ortsbild (und die Qualität des gelato) streiten mit Vernazza um den 1. Preis; außerdem verbirgt sich im kleinen Hafenbecken ...... eine Art Wasser-Abenteuer-Spielplatz, ...... welchen Lini und Martin natürlich voll auskosten wollenBlick auf Riomaggiore, dem südöstlichsten der fünf Dörferauch diesen Ort haben wir mit der Bahn anpeilen müssen; die vierte und letzte Etappe der Cinque-Terre-Küstenwanderung, die berühmte Via dell'Amore ...... wird nach langer Sperre generalsaniert und soll im Juli 2024 wiedereröffnet werden; wir sind nun zwar am Ende des Cinque-Terre-Wegs angelangt, aber ...... längst nicht am Ende unserer Möglichkeiten; die einsame Fortsetzung zum ligurischen „Land's End“ beim geschichtlich hochinteressanten Portovenere ist von der Länge her vergleichbar mit dem gesamten Fünf-Dörfer-Weg, führt aber mit mehreren Gegensteigungen in Höhen von 600 m überm Meer; hier der Blick über die Sella Derbi auf den Monte Muzzerone mit seinem großartigen Klettergebiet
(27.05.2024)

Literatur/Karte: Cinque Terre 1:25000, Wanderkarte mit Beiheft (italienisch,französisch und englisch). Rimini: L‘Escursionista 2023.
Locher: Wanderführer Cinque Terre. Ligurien Ost – Genua bis La Spezia. München: Bergverlag Rother.

Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.

 

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