Plenge, 2373 m

Karnischer Hauptkamm, Podlanig, Lesachtal, Kärnten. Aufstieg gut 1400 Hm.

P Alpengasthof Wolayersee in Wodmaier, 4 km sw. von Podlanig (15 km von Kötschach, 50 km von Sillian) – Liepelinggraben – „Herrenstiege“ – Bei den Lacken – ob. S-Flanke/SW-Grat Plenge – Abstieg O-Grat (verblasste Markierungen, nicht mehr betreut) – Plengboden (Steig bis vor den Jagdstand verwachsen) – oberste Forststraße nach Westen – Thomerwaldplatzl – Aufstiegsweg – P.

ÜbersichtKartedie Plenge aus NNW, vom Parkplatz Wodmaier; rechts der heute meistbenutzte Aufstieg über die Herrenstiege, der alte Weg über den Ostgrat scheint aufgegebenzur besseren Veranschaulichung der Überschreitung drehen wir zu Beginn eine Runde gegen den Uhrzeigersinn um den Berg; hier ein Winterbild von OSO (Mauthner Alm), zur kalten Jahreszeit werden manchmal entlegene Schiabenteuer über Sittmoosgraben und Raimundaalm auf Grubenspitz und Elferhöhe gesucht, aber auch der Plenge-Ostgrat wurde schon mit Schi befahrenüber den Ostgrat führte früher ein Steig (in der AV-Karte noch markiert), der zurzeit aber nur mehr im Waldgelände unterhalb des Plengbodens gut zu erkennen ist; dafür gibt es für den Rückweg zum Wodmaier 200 Hm parallel über der alten eine neue Forststraßezurück auf der Nordwestseite der Plenge beginnen wir den Aufstieg

Ein einsamer Berg mit Charakter - selbst bei den Einheimischen hat er einen gewissen Nimbus, da er von keiner Seite leicht zu ersteigen ist. Am Gipfel sitzt man in der ersten Reihe fußfrei vor der beeindruckenden Bühne des Mooskofelkamms und der wilden Felsmauern links und rechts der Hohen Warte.
Die Plenge ist kein wirklich schwieriger Berg, bietet aber im Auf- wie im Abstieg eine Reihe von Überraschungen und Herausforderungen, welche auch schon Opfer gefordert haben. So hält man etwa am gut markierten, aber steilen Pfad über die „Herrenstiege“ nach einer langen Reihe von Rinnen und Kesseln am sanften Boden unter der Elferhöhe („Bei den Lacken“) urplötzlich erstaunt inne und wähnt sich in einer anderen Welt. Beim Abstieg am Ostgrat, welcher aufgrund der Lage eigentlich der meistbegangene Weg am Berg sein sollte, fragt man sich von Beginn an, wo die fetten Markierungen der neuesten AV-Karte abgeblieben sind. Noch mehr auf die Orientierung zu achten hat man weiter unten am Plengboden, wo die alte Wegtrasse und die verblichenen Farbzeichen buchstäblich vom hohen Gras verschluckt werden. Deutlich sichtbar wir der Abstieg erst wieder ab der Wiesenschulter mit Jagdstand auf ca. 1900 m, wo der Steig in die schattseitige Flanke wechselt.

Das Phänomen, dass gut ausgeschilderte Wege verwachsen und ganz verschwinden, fällt uns in solcher Deutlichkeit heuer (im Jahr 2024) zum ersten Mal auf; nicht nur hier an der Plenge, sondern beispielsweise auch in der Kreuzeckgruppe, in Südtirol, in der Steiermark oder anderswo. Nach wie vor wird in Österreich das üppige Forststraßennetz weiter ausgebaut (s. die Karte im Bildteil); scheinbar wird es aber immer schwieriger, Leute und Mittel zum Erhalt der bestehenden Wanderweg zu finden. Es bleibt die Hoffnung auf das ehrgeizige digitale Alpine Wegeinformationssystem (AWIS) des Alpenvereins. Mit der Protokollierung der Kontroll- und Wartungstätigkeit allein ist es allerdings noch nicht getan, wenn sich immer weniger Idealisten für den eigentlichen Knochenjob finden lassen.

schon zu Beginn des langen Rinnen- und Muldensystems, im Liepelinggraben, sind manche Steilstufen versichertdie Herrenstiege wird manchmal auch im Winter von Spezialisten mit dem Ziel Elferhöhe angegangen, man sollte dabei aber beste Verhältnisse erwischen: weiter oben wartet eine absturzgefährdete Querung und im Graben selbst können allzuviele Lawinenknollen das Schivergnügen empfindlich trübennach Durchschreiten des unteren Kessels kann man im linken oberen Eck die Felsen überlisten: ...... Über eine Art Rampe (eine Stelle sehr schmal, im Winter Schlüsselstelle) quert man auf die östliche Begrenzungsrippe hinaus ...... und erreicht so einen zweiten Kessel, aus dem man wiederum links oben ...... in ein schmales Schartl ausbüchst, von dem man schon zu unserem Gipfel hinüberblicktTiefblick in den Graben dahinter, ...... dessen steilen Abschluss wir links aufwärts querend überwinden; Vorsicht besonders bei Nässe, nicht durchgehend Sicherungen, hier gab es bereits einen Todesfallnach diesem spannenden Abschnitt erreicht man den romantischen Boden „Bei den Lacken“ nordöstl. unterm Gipfel der ElferhöheRückblick aus der anschließenden Querung auf die Elferhöhe und das Schartl rechts untenden ersten Teil des so erreichten Südwestgrats der Plenge umgeht man auf steilen Grasstufen in der Sonnseite, dann direkt am Grat, zuletzt durch eine Art Kamin ...... auf den kurzen Gipfelgrat; das Kreuz steht nicht am höchsten Punkt, ...... sondern etwas nordwestlich vorgeschoben; Blick auf Lesachtal und Lienzer Dolomitenim Westen der Karnische Hauptkamm mit seinen Seitenästenweiter links die höchsten Gipfel dieser Grenzkette zu Italien ...... und der mächtige Mooskofelkamm (s. Archiv)den Abstieg wollen wir über den Ostkamm nehmen; ein radikaler Wetterumschwung steht bevor, im Dunst das Gailtal mit dem Reißkofelder alte Weg über den Ostkamm wird zurzeit nicht mehr betreut, vereinzelt finden sich noch Steigspuren und verblichene Markierungender Abstieg ist an sich nicht schwierig, der unterste Gratturm (P.2156) ...... wird rechts umgangen (Tipp: nahe am Wandfuß bleiben)bald sieht man zum Plengboden hinunter; hinterm Turm ein kurzer Gegenaufstieg, dann stößt man hin und wieder auf eine alte Markierung im hohen Gras; nach den Felsen noch nicht gleich auf die Schattseite hinüber, sondern eher am Kamm ...... bis auf einen flachen Wiesenboden mit Jagdstand; ab dort ist der Steig im Hochwald hinunter wieder gut zu erkennenum zum Ausgangspunkt zurückzukehren haben wir die Wahl zwischen zwei im Abstand von etwa 200 Hm parallel verlaufenden Forststraßen an der breiten Plenge-Nordflanke entlangder Rückweg auf diesen Forstwegen zum markierten Aufstieg beträgt zwischen drei und vier Kilometer; hier noch einmal der Gipfel mit seinem langgestreckten Ostgratden Rest des Weges zurück zum Parkplatz beim Alpengasthof Wolayersee kennen wir bereits
(08.09.24)

Literatur: Holl: AV-Führer Karnischer Hauptkamm. München: Rother.

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