Prag – Stadtrunde

Die tschechische Hauptstadt, in ihrer jüngeren Vergangenheit wie so viele andere europäische Metropolen schwer in Mitleidenschaft gezogen, erlebt seit den 1990er-Jahren wieder einen gewaltigen Aufwärtstrend und zählt heute zu den sehenswertesten Städten des Kontinents. Ihre abwechslungsreiche Geschichte, das unverwechselbare Stadtbild an der Moldau als Schmelztiegel tschechischer, deutscher und jüdischer Kultur über viele Jahrhunderte hinweg oder die Vorreiterrolle in vielen Belangen – Universität, Konservatorium oder Technische Uni wurden hier vor den meisten anderen in Europa gegründet – verleihen der Heimatstadt vieler bedeutender Persönlichkeiten ein unvergleichliches Flair. Das geschlossene, gotisch-barocke Erscheinungsbild der Innenstadt, welches seit 1992 zum UNESCO-Welterbe zählt, sowie die reiche Vielfalt traditioneller Kaffeehäuser und Restaurants mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten locken jährlich mittlerweile gegen 10 Millionen Touristen in die „Goldene Stadt“.

Karte Stadtzentrum Prag; wir beginnen mit einem nächtlichen Rundgang durch die Altstadt auf der rechten Moldauseite, überschreiten anderntags den Fluss zur Kleinseite und besteigen den Laurenziberg und die Prager Burg; zum Abschluss besuchen wir das alte Jüdische Viertel sowie die Neustadt und den zweiten Burgberg - Vyšehrad - im Süden der Stadtnach einer gemütlichen Anreise per Bahn vertreten wir uns noch die Beine bei einem abendlichen Bummel durch die Altstadt: das Gemeindehaus - wohl das schönste Jugendstilgebäude Prags - und der Pulverturm vom Ende des 15. Jahrhunderts sind die ersten atemberaubenden Blickfänge, wenn wir vom Bahnhof ins Zentrum marschierender schönste Platz diesseits der Moldau ist der Altstädter Ring mit seinen Prachtbauten; links das Rathausdie Teynkirche auf der Nordostseite des Platzes mit ihren beiden 70 m hohen Türmen steht auf romanischen Fundamentendas Altstädter Rathaus mit seiner berühmten Astronomischen Uhr. Zu jeder vollen Stunde öffnen sich die beiden kleinen blauen Fenster, hinter denen Jesus und seine zwölf Apostel vorbeiziehen. Von den meisten Touristen weniger bestaunt wird die darunter liegende Sphärenscheibe, ein Wunderwerk aus dem 15. Jahrhundert, welches neben der Altböhmischen und Mitteleuropäischen Zeit die Stellung des Mondes und die Tierkreiszeichen anzeigt; die untere Scheibe beinhaltet die zwölf Monate und alle Tage des Jahresam Altstädter Brückenturm beginnt die über 500 m lange Karlsbrücke über die Moldau auf die sogenannte Prager Kleinseite; hinter dem Portal erkennt man den Veitsdom auf dem Burgbergdie Karlsbrücke vom Novotnysteg, wo sich in einer ehemaligen Badeanstalt die größte Disco Mitteleuropas befindetein Kunstwerk neueren Datums (2014) ist der Kopf des Schriftstellers Franz Kafka. Die über zehn Meter hohe Skulptur besteht aus 42 verspiegelten Edelstahlplatten mit 190 bis 520 kg Gewicht, welche sich unabhängig voneinander um eine zentrale Achse drehen. ...... Die Bewegungen der Scheiben können mit mannigfachen Abläufen vorprogrammiert werden, sodass Choreographien von bis zu 40 Minuten Länge entstehenam nächsten Morgen sind wir wieder am Altstädter Ring; die barocke Nikolauskirche rechts des Rathauses findet im gleichnamigen Dom auf der Kleinseite sein GegenstückTeynkirche und Rathaus mit der Astronomischen Uhr, ...... um welche sich beim Spektakel zu jeder vollen Stunde ein ungeheurer Menschenauflauf bildetvom Rathaus führt die Karlsgasse ...... zur gleichnamigen berühmten Brücke, welche wir heute überschreiten wollen; die Brücke ist das eigentliche Zentrum Prags, sie ist die zweitälteste Europas (1357), hier wurden Turniere ausgetragen, es wurde verkauft, verhandelt und Recht gesprochen, die für schuldig Befundenen wurden in Weidenkörben von hier aus in die Fluten getaucht30 Statuengruppen säumen die Brüstungen, die Skulpturen wurden im Laufe von 200 Jahren gefertigt und gehören zu den Höhepunkten böhmischer Bildhauerkunst; Blick auf den 318 m hohen Laurenziberg, den wir nach Besichtigung der Kleinseite besteigen wollendie Prager Kleinseite am westlichen Moldauufer mit Brückenturm, Nikolausdom und Burgberg; rechts unterhalb nahe am Wasser ...... das Kafka-Museum, welches ausführlich das dramatische Leben und das Gesamtwerk des berühmten Schriftstellers würdigtin der Kleinseitner Mostecká ulice auf dem Weg zum St. Nikolaus Dom, ...... dem Hauptwerk des böhmischen Barock mit 75 m hoher Kuppel und einem Deckenfresko, welches 1500 Quadratmeter umfasstauf der Orgel spielte seinerzeit Wolfgang Amadeus Mozart, auch das Requiem für den in Prag außerordentlich beliebten Künstler fand im Dom stattBlick von der Kampainsel, einem Park auf der Westseite der Moldau, auf die Altstadtam Aufstieg zum Laurenziberg; die Schrägseilbahn zum Gipfel ist zurzeit außer Betriebden 60 m hohen Aussichtsturm auf dem „Berg der Prager Verliebten“ kann man über 299 Stufen erklimmen; er wurde 1891 nach dem Vorbild des Pariser Eiffelturms errichtetüber den Verbindungsrücken mit dem berühmten Kloster Strahov (sehenswerte Bibliothekssäle, hochkarätige Gemäldegalerie, Museum des tschechischen Schrifttums) gelangen wir zum Hradschiner Platz ...... und somit zu einem weiteren touristischen Hotspot - dem Prager BurgviertelBlick von der Brüstung des Platzes gegen Osten auf Kleinseite und Altstadtdie Ehrenwache vor dem 1. Burghof; wir durchschreiten in der Folge das gesamte Burgareal, welches auf eine Gründung der Přemysliden Ende des 9. Jahrhunderts zurückgehtdie Westfassade des St.-Veits-Doms auf dem gewaltigen 3. Burghof; den Grundstein legte im 14. Jh. Kaiser Karl IV., der Prag zum Zentrum des Heiligen Römischen Reiches erhobdie Südfassade trägt über einem nicht mehr genutzten Ausgang (rechts unten) ...... die Goldene Pforte, ein Mosaik mit der Darstellung des Jüngsten Gerichtsvorbei am Alten Königspalast erreichen wir den St. Georgsplatz mit der gleichnamigen Basilika, dem wichtigsten romanischen Bau  Prags (915), allerdings mit barocker Westfassade (ca. 1670); links hinten versteckt sich das - tagsüber kostenpflichtige - Goldene Gässchen; in der Nr. 22 wohnte 1917 kurz einmal Franz Kafka, heute erweist sich die Gasse als Goldgrube für die Betreiber von Souvenirlädender Abstieg vom Burgberg über die Alte Schlossstiege führt durch Weingärten (Pinot Noir) mit schönen Ausblicken aufs Stadtzentrum ...... und aufs Moldauknie; der stattliche Neorenaissancebau rechts der Mitte jenseits des Flusses ist das Rudolfinum, Heimstätte der Tschechischen Philharmonie, dahinter verbirgt sich das alte jüdische Viertelüber die Mánes-Brücke - flussabwärts gezählt die neunte Moldaubrücke auf Prager Stadtgebiet und benannt nach einem tschechischen Landschaftsmaler des. 19. Jahrhunderts - kehren wir in die Altstadt zurück; gegenüber wieder die Karlsbrückedie Altneusynagoge im jüdischen Viertel ist eines der ersten frühgotischen Bauwerke Prags (13. Jh.); rechts das einzige jüdische Rathaus außerhalb Israels; eine der beiden Uhren am Glockenturm hat ein hebräisches Ziffernblatt, ihre Zeiger bewegen sich entgegen dem sonst üblichen Uhrzeigersinntrotz des relativ hohen Eintrittspreises war der Alte Jüdische Friedhof für Ronja eine herbe Enttäuschung: unter den 12.000 dicht gedrängten Grabsteinen konnte sie die letzte Ruhestätte Franz Kafkas nicht finden, er liegt im Neuen Jüdischen Friedhof in Prag-Žižkov, gut 4 km weiter östlichein weiteres jüdisches Gotteshaus ist nur wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt: die Jerusalemsynagoge, dessen Portikus der islamischen Kunst entlehnt ist; unentgeltlich für Besucher geöffnet, auch für Konzerte und zwei Dauerausstellungen genutztam Ende unseres Pragaufenthalts wollen wir uns noch einen Eindruck von der Neustadt und vom legendenumwobenen zweiten Prager Burgberg Vyšehrad holenvom berühmten Wenzelsplatz aus (ein Foto bleiben wir schuldig - zurzeit eine riesige Baustelle und Kentucky Fried Chicken gibt's 25.000mal auch woanders) - dringen wir in die labyrinthischen Einkaufspassagen vor: hier das kopfüber hängende Pferd des tschechischen Bildhauers David Černý (geb. 1967, von ihm stammt auch der bewegliche Kafkakopf ein paar Gehminuten weiter) in der Lucerna Passagedurch eine ähnliche Passage im konstruktivistischen Alfa-Palast (Wenzelsplatz Nr. 28) gelangen wir in den Franziskanergarten - eine Oase der Ruhe inmitten all des Trubelsgut ein Kilometer weiter südlich, hinter dem langgestreckten Karlsplatz, steht das Fausthaus; bereits im 16. Jh. versuchte hier ein englischer Alchimist für Kaiser Rudolf II. Gold herzustellen, zusammen mit einem Kollegen aus dem 18. Jh. inspirierte er die Legende um Dr. Faustus, der für die Entschlüsselung naturwissenschaftlicher Rätsel seine Seele dem Teufel verkaufthinter dem Emmauskloster beginnt der Aufstieg zur Nationalen Gedenkstätte am Vyšehrad, dem vielleicht bekanntesten frühmittelalterlichen Burgwall in Böhmen; am Friedhof vor der Basilika St. Peter und Paul sind zahlreiche Künstler, Wissenschaftler und Politiker bestattet, wie hier etwa der Komponist Friedrich Smetana. Die ersten beiden Sätze seines berühmten symphonischen Zyklus „Mein Vaterland“ sind dem Vyšehrad und der Moldau gewidmetder Geiger Josef Suk hatte einen noch berühmteren gleichnamigen Großvater, welcher wiederum Schwiegersohn ...... des weltweit meistgespielten tschechischen Komponisten Antonin Dvořák (1841 - 1904) warüber den Gräbern ragt auf romanischen Fundamenten die neugotische Kirche St. Peter und Paul in den Himmelin der Krypta unter dem Kirchenschiff ruhen seit 1000 Jahren die Přemyslidenherrscher, noch weiter zurück verliert sich die Geschichte in zahlreichen nationalen Sagen bis hin zur Fürstin Libuše, der mythischen Stammmutter und Gründerin Pragsauf dem Vyšehrad finden sich zahlreiche Befestigungsanlagen, deren heutige Gestalt aus dem 17. Jh. stammt; wenn man am rechten Moldauufer zurückspaziert, ...... trifft man kurz vor der Altstadt auf das futuristische „Tanzende Haus“ der Architekten Frank O. Gehry und Vlado Milunić; das heiß umstrittene Gemeinschaftsprojekt aus dem Jahr 1994 soll das legendäre Tanzpaar Fred Astaire und Ginger Rogers versinnbildlichen
(12.2024)

Literatur: Habitz: Prag. Polyglott on tour. München: Polyglott.

 

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