Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Oberdrauburg, Kärnten. Aufstieg 500 - 1700 Hm.
P Pirkach im Drautal, gut 4 km wnw. von Oberdrauburg. Theoretisch gibt es drei Optionen für den Zustieg: den 1100-Hm-Hüttenweg aufs Hochstadelhaus, das Hüttentaxi der rührigen Wirtsfamilie (natürlich nur während der Bewirtschaftungszeit im Sommer) oder ein kaum zumutbarer Fortstraßenhatscher (15 km einfach), welcher 700 m westlich der Öttinger Kirche beginnt (s. Text) – Dreitörlweg zum Raneck (Raineck) – SO-Rücken Rosengarten – Ü Rosskopf.
Der Hochstadel bildet den östlichen Eckpfeiler der Lienzer Dolomiten und ist bekannt durch seine gewaltige Nordwand, eine der fünf höchsten Felswände der Ostalpen. Nach Südosten entsendet er einen langen Grat gegen den entlegenen Pirknergraben, dessen unterster Steilabbruch ins Drautal durch den beliebten Pirknerklamm-Klettersteig begehbar gemacht wurde. Der Gratkamm selbst wächst am Ochsenboden aus den steilen Grabenflanken und leitet erst als licht bewaldeter Rücken zum Raneck (Raineck der AMap), wo er vom legendären Dreitörlweg gequert wird. Ein unmarkierter Steig, welcher sich nur manchmal kurz verliert, leitet problemlos über die Kammhöhe weiter empor zum Rosengarten. Dieses Wegstück ist ob seines Blumenreichtums ein wahres Paradies für Botaniker, ähnlich der südöstlich benachbarten Mussen. Das folgende Gratstück über den zweikuppigen Rosskopf und die noch 100 m höhere Rosskerlspitze zum markierten Hochstadel-Normalweg, der sogenannte Rosskopfgrat, verlangt leichte Kletterei in nicht immer ganz zuverlässigem Gestein. Der Grat wurde bereits 1904 im Abstieg erstbegangen und war seinerzeit sehr beliebt, wird heute aber stark vernachlässigt. Wir sind ihm wegen der schon stark geschrumpften Tageslänge am ersten Adventsonntag nur bis auf den Rosskopf-Hauptgipfel gefolgt.
Die Tour auf den Rosengarten ist ab Hochstadelhaus für berggewohnte Leute ein besserer Spaziergang, aber allemal lohnend. Das ausgedehnte, über 40 km(!) lange Forststraßensystem, welches - beginnend zwischen Ötting und Flaschberg - den Pirknergraben samt den umliegenden Almen durch teils schwieriges Gelände erschließt, ist als Privatstraße ausgeschildert. Das Fahrverbot gilt auch für Radfahrer, die Begehung ist aber generös bis auf Widerruf gestattet.
Etwa sechs Kilometer über dem Talboden entdeckt man auf einer etwas erhöhten romantischen Lichtung eine Gebäudegruppe inklusive fürstlichem Jagdhaus, auf der AMap schlicht mit Hasslacher bezeichnet. Das eindrucksvolle Ensemble ist augenscheinlich als Kulturgut zu werten und wäre auf der Liste der Sehenswürdigkeiten der Gemeinde Oberdrauburg sicherlich ganz weit oben einzuordnen. Wir gratulieren dem stolzen Besitzer.
Literatur: Peterka/End: AV-Führer Lienzer Dolomiten. München: Rother; längst vergriffen, manchmal noch in Antiquariaten oder im Internet zu finden.