Tsiribihina - Flussfahrt

Madagaskar. 120 Kilometer zwischen Baobabs und Krokodilen.

Miandrivazo, Belo-sur-Tsiribihina, Westmadagaskar.

Übersichtder Fluss aus dem All; die weißen Flecken sind SandbänkeKarte Miandrivazo - Morondava mit dem Abstecher nach Norden zum Manambolo und den Tsingys 

Die beiden folgenden Tage werden vielleicht noch abwechslungsreicher, wenn auch wesentlich erholsamer als die Ouvertüre zu unserer Rundreise durch den Süden Madagaskars. Zusammen mit drei Mann Besatzung, einer Köchin und zwei Guides geht es auf eine Art Flusskreuzfahrt den Mahajilo und Tsiribihina hinunter bis knapp vors Mündungsdelta in die Straße von Mosambik. In dem extrem entlegenen Gebiet treffen wir erstaunlicher Weise immer wieder auf freundliche Menschen, die kaum etwas besitzen, aber mit bescheidenem Ackerbau, Fischfang und Handel zufrieden sind. Wir treiben durch zwei Schluchten und können uns bei einem kurzen Landgang in einem Seitencanyon an einem paradiesischen Platz mit Wasserfall erfrischen, umringt von einer Gruppe neugieriger Lemuren. Nach Einbruch der Dunkelheit tanzen wir am breiten Sandufer mit der Crew zu madagassischer Musik ums Lagerfeuer und übernachten im Zelt.
Entlang der Wasserstraße gibt es weit und breit keine Piste, daher muss unser Fahrer Adolphe einen gewaltigen Umweg in weitem Bogen nach Süden auf sich nehmen, um uns am Ende der Flussreise in Belo-sur-Tsiribihina wieder einzusammeln. Anschließend absolvieren wir noch 100 km Pistentraining zum nächsten Fluss und den Stützpunkt für die Tsingys, die bizarren Kalksteinformationen im Bemaraha Nationalpark.
Nächste Etappe: Manambolo (Einbaumfahrt mit Höhlentour) und Kleine Tsingy.
Weitere Touren auf Madagaskar im Anhang unseres Artikels über Antsirabe und der Fahrt von der Hauptstadt bis zum Tsiribihina.

frühmorgens bringt uns Adolphe, unser Fahrer über eine abenteuerliche Sandpiste ...... an den Mahajilo, einen der Quellflüsse des Tsiribihinain der kleinen Siedlung am Flussufer werden wir sofort von einer Kinderschar umringt, die sich über Hefte und Buntstifte freutvom Ufer aus beobachten die Kinder gespannt ...... den Einzug auf unserem „Kreuzfahrtschiff“ein gestrenger „Hafenmeister“ kontrolliert noch einmal die PapiereRonja freundet sich am Oberdeck sogleich mit der Guide-Praktikantin an; Stella ist noch nie aus Miandrivazo herausgekommen, spricht aber ein vorzügliches Englisch, das sie sich selbst übers Internet beigebracht hatder Fluss ist bis auf zwei schluchtartige Durchbrüche breit und oft mit Sandbänken durchsetzt, ...... sodass die Crew im Oberlauf des öfteren ins Wasser muss und uns mit vereinten Kräften wieder flottmachtwir gleiten bald durch scheinbar unbewohntes Gebiet, dennoch ist am Fluss erstaunlich viel los; überschüssige Ernte muss zum Verkauf zum nächsten Markt gebracht werden, ...... die Tante will einen Verwandten besuchen, ...... irgendjemand muss fürs leibliche Wohl sorgen ...... und die Vögel wollen auch ihren Teil abkriegeneine Zebuherde am Flussufer ...... kündigt die nächste menschliche Behausung anvon versteckten Anlegestellen aus ...... wird Reis irgendwohin gebracht - der nächste größere Ort liegt über 100 km stromabwärtsauf bequemer Aussichtsloge mit einer Flut von Eindrücken - der mit Abstand gemütlichste Tag unserer dreiwöchigen Madagaskarrundeunsere Schiffsköchin erspäht es als Erste ...die gefräßigen Reptilien kommen in der Regenzeit aus den Flüssen auf die überschwemmten Reisfelder ...... und stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Bevölkerung dardie Flussfahrt kann auch im Einbaum unternommen werden, dauert dann allerdings fünf Tage - und das Staken 120 km flussaufwärts zurück ins Heimatdorf für die Dreiermannschaft an die zwei Wochenhinter der nächsten Flussbiegung erwartet uns ein Landgang ...... zu einem besonderen Platzdurch einen schmalen Seitencanyon ...... wandern wir vorbei an mehreren kleinen Teichen und Gumpen ...... zu einem idyllischen Felskessel mit Wasserfall, ...... ein paradiesischer Platz weit abseits jeder Straßeauf dem Rückweg zum Schiff wird eine Lemurenbande auf uns aufmerksamRonja zückt eine Banane - ...... „was is denn da los?“ - ...... - und die Brüder werden richtig zutraulichzurück aufs Schiff, ...... wo aus der kleinen Küche im Heck schon vielversprechende Geräusche zu vernehmen sindunsere Köchin zeigt, ...... was sie kannder Steuermann muss den ganzen Tag hinten in seinem Verschlag hocken und steckt nur selten seine Nase aus dem Loch im Dach; das eigenartige Gerät vor ihm werden wir weiter unten erörternwir hingegen bekommen auf dem Oberdeck Kaffee serviertkeine Zeit für schlechtes Gewissen, zu schnell wechseln die vorbeiziehenden Szenerienin der Nähe von Siedlungen treffen wir oft auf Fischer, ...... die mit Netzen ...... oder anderen uns eher unerklärlichen ...... Fangmethoden auf fette Beute hoffenfrisch aus dem Fluss - das wird das Abendessender Tag geht langsam zur Neigedie Farben am Fluss ändern sich, ...... die Schatten werden längerwir passieren die zweite Tsiribihina-SchluchtFußball am Ende der Welt, ...... daneben Bootsbauer bei der ArbeitMückenfang in der Dämmerungnoch schnell nach Hause, bevor es finster wirddie Sonne taucht unter, ...... doch unser Steuermann navigiert unbeirrt der Finsternis entgegenwährend des Abendessens legen wir bei Mondlicht sanft am hohen sandigen Ufer an ...... und stellen auf dem flachen, 150 m breiten bewuchslosen Uferstreifen zwei Zelte aufin einiger Entfernung wird ein tiefes Loch in den Sand gebuddelt - jetzt wird auch die Bestimmung jenes Gerätes neben dem Luftloch des Steuermanns klarzwischen den Zelten und dem Schiff ...... entfacht die Crew aus mitgebrachtem Holz ein Feuer; die madagassische Soirée ist eröffnetunter den Klängen eines mitgebrachten batteriebetriebenen Radios stürzt sich die Schiffscrew mit kindlicher Begeisterung ins nächtliche Tanzvergnügen, natürlich müssen auch wir mitmachen; zur eigentümlichen Musik der Insel wird im Gänsemarsch ums Feuer getanzt, wobei alle spontanen Bewegungen des Frontmanns von der Kette nachgeahmt werdennach einiger Zeit taucht aus dem Nichts eine Mutter mit zwei Kindern auf, um dem verblüffenden Schauspiel beizuwohnenspätabends im Zeltnoch vor Sonnenaufgang sind wir wieder auf den Beinen; es ist ziemlich frisch und eine dicke Nebelsuppe umhüllt unsals wir an Bord gehen, kommen barfuß Kinder aus den nahen Wäldern, um sich an den Resten unseres Feuers die Füße zu wärmenwieder auf dem Wasser, erleben wir ein unglaubliches Schauspielwährend sich langsam die Nebel heben ...... steigt auch die Sonne empor ...... und verzaubert mit ihren Lichtspielen ...... den morgendlichen Flusswir nähern uns einem der wenigen Dörfer am Tsiribihina, die über Land auf einer Piste erreichbar sindAmbatomisy zählt nur wenige Einwohner, ...... wird bei unserer Annäherung aber gleich lebendigbeim Spaziergang über die „Hauptstraße“ ...... klärt uns Stella über die Lebensumstände im Dorf aufhinter den letzten Hütten am Ortsrand ...... steht die Schule, der besondere Stolz des Dorfes, momentan in Winterferienhinter der - noch nach französischem Vorbild - steinernen Ortstafel ...... die Weiten des Tieflandes mit den charakteristischen Affenbrotbäumen, den Baobabsfeine Dame will verreisen; grade zuvor wurde mittels einer langstieligen Schaufel die Naturtreppe zur Anlegestelle ausgebessertbeim Ablegen gibt's Frühstück mit Käseomlettim Anschluss diskutieren die Damen über Albert Camus, man kommt zu dem Ergebnis, ...... dass das Leben gar nicht so absurd ist. Oder doch?an Bord wird es längsam wärmerBadespaß bei den Einheimischender Fluss wird breiter, ...... die Dörfer mehren sich, wir nähern uns dem Mündungsdeltaauf einem Markt bunkert die Mannschaft schnell das Notwendigste für die Rückfahrtkurze Zeit später erreichen wir die ersten „Vororte“ von Belo-sur-Tsiribihina, dem Ziel unserer Flussfahrtrechtzeitig zum Mittagessen erreichen wir den Hafen; hinter uns die Autofähre über den Tsiribihina, die auch wir in drei Tagen auf unserem Weiterweg in den Süden nehmen werdenAbschied von der Crew; Adolphe wartet schon am Uferdie hundert Pistenkilometer nach Norden in Richtung Bekopaka sind eine effiziente Einstimmung auf die „Verkehrswege“ entlang der Südwestküste hinunter bis Tulearfür die Strecke zum Manambolo, dem nächsten Fluss, sind vier Stunden Fahrzeit veranschlagt - ...... unser Fahrer bewältigt sie suverän in dreidie Fähren an madagassischen Flüssen haben mehr oder weniger die gleiche Bauart: ...... zwei Blechwannen, katamaranartig verbunden mit einem Holzdeckbeim Arbeitsplatz des Steuermanns fehlt in diesem Fall das Loch im Dachauf der anderen Flussseite der Ort Bekopaka; wir drehen bei ...... und verlassen die FähreAdolphe bringt uns in kurzer Zeit ...... auf eine Anhöhe über dem Fluss Manambolo ...... ins Hotel L'Olympe du Bemaraha, ...... wo wir die nächsten drei Nächte ...... in einem Holzhäuschen verbringen werdendrei Nächte im selben Hotel kommt auf unserem dreiwöchigen Madagaskar-Trip ohnehin nur zweimal vor, ...... deswegen genießen wir den festen Stützpunkt in vollen Zügendas Hotel liegt inmitten einer parkähnlichen Anlage ...... mit Annehmlichkeiten aller Art; dennoch ...... darf man in den Bungalows mit mancherlei Überraschungsgästen rechnen, die uns in Erinnerung rufen, ...... dass wir uns mitten in der Wildnis befinden
(08.-09.08.2025)

Literatur: Hooge: Madagaskar. Reise-Taschenbuch. Ostfildern: DuMont Reiseverlag 2023.

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