Thássos - rund um die Insel

Erstaunliche Vielfalt auf der nördlichsten Insel Griechenlands.

Das nur 8 km vom Festland entfernte, gebirgige Thássos wird zu den Nordägäischen (Thrakischen) Inseln gezählt, es ist mit seinen 380 km2 das zwölftgrößte Eiland Griechenlands und erhebt sich bis über 1200 Meter aus dem Meer. Das subtropische Mittelmeerklima mit regenreichen Wintern - oft liegt sogar wochenlang Schnee auf den Bergen - beschert Thássos auch im Sommer großen Wasserreichtum und trotz der Brandkatastrophe 2016 ein grünes Erscheinungsbild, dichte Vegetation und artenreiche Fauna.
Nach der Entführung der überaus hübschen Europa durch den ewig lüsternen Göttervater Zeus sandte der Papa ihre beiden Brüder aus mit dem Hinweis, sie bräuchten sich ohne Schwester nicht mehr zu Hause blicken lassen. Kádmos war nach jahrelanger ergebnisloser Suche vom Delphischen Orakel gut beraten, die Stadt Theben zu gründen. Thássos war reif für die Insel und verlieh der neuen Heimat seinen Namen.
Über wunderschönen, türkis schimmernden Sand- oder Kiesbuchten türmen sich stellenweise alpin anmutende felsige Gipfel, auch architektonisch bietet die Insel eine beeindruckende Bandbreite von gut aufbereiteten archäologischen Stätten über malerische Klöster bis hin zu den idyllischen, steingedeckten Bergdörfern im Inselinnern.
Die schnellste Anreise erfolgt über Thessaloníki, Autofähren verkehren aber auch von Kaválla und Keramotí.
Wir umrunden die Insel im Uhrzeigersinn - ausgehend vom Fährhafen Liménas ins Bergdorf Panagía, auf die Alikíhalbinsel, zum Kloster Archangélou und zuletzt zur einstmaligen Inselhauptstadt Theológos. Im Anhang noch ein paar Fotos von der Fortsetzung unserer Reise am Festland, aus Kavalla und Philippi.
Den höchsten Inselberg Ypsárion besteigen wir in einem eigenen Bericht, Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Griechenland im nature-classic-Bericht zum Olymp.

Karteschnell und unkompliziert: die acht Kilometer lange Überfahrt von Komotiní nach Liménas. Der Ort ist seit 1870 - wie schon in der Antike - wieder Inselhauptstadt, zuvor hatten sich die Bewohner wegen ständiger Piratenüberfälle im Bergland versteckt, die Ruinen waren völlig von Macchia überwuchertdie beschauliche Hafenstadt platzt nur zur Urlaubszeit aus allen Nähten: gute Infrastruktur, jede Menge Strände, Kultur und Unterhaltunggleich hinter dem quirligen Hafen das weiträumige Ausgrabungsgelände mit antiker Agora, einer Reihe von Tempeln, einem Theater und beeindruckenden Stadtmauernnur sieben Kilometer im Landesinneren eines der traditionellsten Bergdörfer auf Thássos: Panagía - nahezu alle Dächer sind mit grauen Schieferplatten gedecktauffallend in den hübschen Dorfgassen ...... der Wasserreichtum - auf den griechischen Inseln eher eine Ausnahmein einem eigenen Bericht besteigen wir den 1204 m hohen Ypsárion (links) und überschreiten den gesamten Kamm nach rechts bis auf den Profitis Ilias, 1100 mdie kleine Insel Kínira vor der Ostküstedie kleine aber hochinteressante Halbinsel von Alikí im Südosten: historische Sehenswürdigkeiten an malerischen Badebuchtengleich am Ansatz der Halbinsel ein Doppelheiligtum aus dem 7. vorchristlichen Jahrhundert mit Kulthöhlen und einem römischen Sarkophagauch die Überreste zweier frühchristlicher Basiliken ...... sind gut erhalten und lassen deutlich die dreischiffigen Grundrisse erkennenauf einem gemütlichen Spaziergang nähern wir uns der Südspitze der Halbinsel, wo besonders zur Römerzeit der begehrte Marmor gebrochen wurde - ein bezauberndes Bouldergebietdie rampenartige Rutsche bot in der Antike wertvolle Hilfe beim Verladen der tonnenschweren Marmorblöckeschon vor gut 2000 Jahren wurde das gesamte Südende der Halbinsel bis zum Wasserspiegel abgetragenam Rückweg auf der Westseite kommen wir an einer Höhlenkirche vorbei, ...... die in den beinahe senkrechten Klippen errichtet wurdekurz vor dem südlichsten Punkt der Insel thront wie eine Festung das Nonnenkloster Archangélou hoch über dem Meerdas vom Verfall bedrohte Erzengelkloster wurde 1974 von tüchtigen Nonnen übernommen ...... und in reger Bautätigkeit auf Hochglanz gebrachtheute wird Archangélou speziell von orthodoxen Touristen aus ganz Osteuropa wieder rege besuchtdie gesamte Westküste der Insel bietet eine bunte Abfolge von einladenden Stränden und Fischerdörfern; zuletzt ein Blick über die alte Inselhauptstadt Theológos, ca. 10 km weg von der Küste am Ende eines sanften Tales gelegenzurück auf dem Festland: der Festungsberg über dem Hafen der lebendigen 70.000-Einwohner-Stadt Kavallaam Fuß der byzantinischen Festung, am Freiheitsplatz, ein doppelstöckiges türkisches Aquädukt aus dem 16. Jh.Blick von der Festung auf die Hafenpromenadekeine 20 km nw. von Kavalla die berühmten Ausgrabungen von Philippi; 50 n. Chr. gründete hier der Apostel Paulus die erste christliche Gemeinde Europasdie Mädels machen neben archäologischen Funden noch Bekanntschaften anderer Artim antiken Theater von Philippi fanden lange vor Christus tatsächlich schon Theateraufführungen statt, die Römer bauten es für Gladiatoren- und Tierkämpfe um; vor 40 Jahren wirkte Erich hier in einem klassischen Kammermusikkonzert mit und heute singt er mit seinen Damen bei Sonnenuntergang ein dreistimmiges Kärntnerlied - so ändern sich die Zeiten
(03.2019)

Literatur: Schwab: Thassos & Samothraki. Erlangen: Michael Müller Verlag 2017.
Terrain Wanderkarte 323 Thasos 1:35.000, mit 15 Wanderrouten.

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