Hetzaukögelschluchten
Unbekannte Oberösterreichische Wildnis.
Totes Gebirge. Almsee, Grünau im Almtal. Oberösterreich. Aufstieg 200-1000 Hm.
Nur eine Autostunde von der oberösterreichischen Landeshauptstadt entfernt liegt einer der schönsten Talschlüsse der Alpen: die Röll, gleich südlich hinterm idyllischen Almsee. Sie ist seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Wanderrevier – die Aufstiege zur Pühringer Hütte über den Röllsattel oder den Grieskarsteig werden beinahe täglich begangen. In den letzten Jahren sieht man hier auch immer mehr Kletterer, Details dazu finden sich auf unserer Neutouren-Seite.
Die wilden Gestalten der Hetzaukögel beherrschen die östl. Begrenzung des Tales. Enge, steile Schluchten durchreißen die meist ungangbaren Steilwände und erlauben manchmal ein begrenztes Vordringen in diese extreme Naturlandschaft. Der überwiegende Teil der Wanderer weiß nicht einmal von ihrer Existenz und geht in geringer Entfernung ahnungslos daran vorbei. Der neugierige Entdeckergeist wird jedoch für die geringe Mühe mit überwältigenden Eindrücken belohnt – unbezähmbare Wildnis nur wenige Schritte neben dem Spazierweg.
Die Zickzack-Schlucht mündet auf etwa 710 m ins flache Kiesbett der Röll, auf der Karte ist ihr regelmäßig eckiger Verlauf auffallend. Da man auf dem Weg zu den weiter südlich gelegenen Schluchten an der Mündung vorbeikommt, lohnt ein Blick ums erste Eck allemal, dann ist aber der Spaß für die meisten wohl auch schon zu Ende.
Wesentlich lohnender ist die folgende Scheren-Schlucht, die sich ohne größere Probleme etwa 200 Hm bis zu einem Doppelwasserfall mit Baumverhau begehen lässt. Hauptattraktionen sind die ständig wechselnden Wasserspiele und das Spannungsgefälle zwischen sonnigen Planschteichen und dem unentrinnbaren Gefängnis auswegloser Felsfluchten.
Noch weiter südlich mündet die größte, am weitesten verfolgbare und vielleicht eindrucksvollste Klamm der Hetzaukögel, die Jakobiner-Schlucht. Der Eingangsbereich wird von den Almtaler Kletterern als hoch romantisches Bouldergebiet genutzt (s. Christian Sadleder, Klettern im Alm-, Krems- und Steyrtal, 1. Aufl. 2006). Bald knickt die breite Schlucht nach O um, zahlreiche Badetümpel zwischen kleinen Wasserfällen bieten sich als Abenteuerspielplätze für größere und ganz große Kinder an. Etwas weiter oben die erste, etwas unangenehme Kletterhürde, die Schlucht wird verblockter, steiler, enger. Verlockend und doch unerreichbar schwebt die Westkante der Jakobinermütze über dem schmalen Schlund. Bei einem Tümpel am Fuß einer unbezwingbaren Wasserfallverschneidung ist endgültig Schluss, alle harten Entdecker können wieder zu den Sonnenplätzen der Genießer zurückkraxeln.