Sentiero degli Dei

Götterweg hoch über der Amalfiküste.

Monti Lattari, Halbinsel von Sorrent, Süditalien. Aufstieg 200 Hm, Abstieg 800 Hm.

Taxi oder Bus von Amalfi nach Agerola, Ortsteil Bomerano, 638 m – sw. zum Ende der Fahrmöglichkeit bei der Grotta Biscotto – breiter, bez. Wanderweg Nr.38 zum Colle la Sella, 578 m – bei der Abzweigung Weg Nr.37 nach rechts zum Bergdorf Nocelle, 443 m – Direktabstieg über 1700 Stufen nach Arienzo – Küstenstraße nach Positano – Bus, Taxi oder Fähre zurück nach Amalfi.

ÜbersichtskarteKarte Sentiero degli Dei

Zwei außeralpine Wandergebiete Italiens sind längst zu internationalem Ruhm gelangt, werden zu allen Jahreszeiten von Besuchern aus der ganzen Welt aufgesucht: zum einen Cinque Terre, die fünf malerischen Dörfer an der Ligurischen Küste bei La Spezia; zum anderen die 600 km weiter südlich gelegene, viel besungene Halbinsel von Sorrent mit den Monti Lattari, ihrem Rückgrat.
O sole mio, far niente und dolce vita sind Markenzeichen von Bella Napoli, die offenbar nicht einmal durch jahrelang sich auftürmende Müllberge verschüttet werden können. Capri, Pompeji mit dem Vesuv und eben jene märchenhafte Amalfitanische Felsküste waren vor 2000 Jahren ebenso beliebt wie heute. Schon Byzantiner und Normannen errichteten hier ihre prunkvollen Herrensitze. 1880 entdeckte Richard Wagner in Ravello den Park des Palazzo Rufolo - Klingsors Zaubergarten 350 m über dem Meer. Heutzutage findet hier - an einem der schönsten Spielplätze der Welt - alljährlich ein internationales Musikfestival statt. Nicht schwindelfreie Musiker haben immer wieder Bedenken, das spektakuläre, über eine senkrechte Felswand hinaus gebaute Stahlgerüstpodium zu betreten.

Tiefblick von „Klingsors Zaubergarten“ nach Maiori und zum Capo d´OrsoRavello, Palazzo Rufolo; Probe des Wiener Kammerorchesters mit dem italienischen Stargeiger Uto Ughider ausgeschlafenste Teil des Orchesters am Beginn des Sentiero degli Dei; Mitte links der Felsturm vor dem Colle la Sella

Weil das Wiener Kammerorchester im Anschluss an Ravello noch in Turin und Mailand konzertiert und wenig Zeit bleibt, sehen wir uns genötigt, aus den über hundert bezeichneten Wanderwegen zwischen Sorrent und Salerno den allerschönsten auszuwählen. Allein die Taxifahrt zum Ausgangspunkt ist ein Erlebnis für sich: das berühmte Amalfi, skurril eingebettet zwischen Felswänden und Schluchten, eine sensationelle Bergstraße über 600 Höhenmeter die schwindelerregende Steilküste hinauf nach Agerola, der „kleinen neapolitanischen Schweiz“.
Unser Götterweg ist gut beschildert und sehr kurzweilig: Grüne Wein- und Obstgärten wechseln mit exponierten, aber einfach zu begehenden Bändern, die man aus steilen Felswänden geschlagen hat. Immer wieder passieren wir verfallene Häuser in höchst romantischen Lagen. Kurz vor dem Colle la Sella gibt’s noch einen schon von weitem sichtbaren Felsturm zu erklettern (Schwierigkeitsgrad 3+, 15 m, zwei Normalhaken, Gedenktafel an der Spitze).

am ersten Abschnitt des GötterwegesErich am Gipfel des Felsturms östl. des Colle la SellaRückblick vom Colle la Sella; der Parkplatz befindet sich Mitte rechts am Kantenabsatz

Nach dem Sattel wird einem schlagartig klar, dass die himmlische Namensgebung zu Recht besteht. Auf einer wahren Götterpromenade bewegen wir uns hoch über dem Meer, umqueren einen aussichtsreichen Sporn nach dem anderen, tauchen in schattige Schluchten, um nach knappen 2 Stunden unvermittelt in ein gepflegtes, blumenbeladenes Bergdorf zu stolpern – Nocelle, immer noch knapp 500 m über dem Spiegel des Tyrrhenischen Meeres. Die sportliche Herausforderung lauert am Ende der Wanderung, beim Abstieg: Mehr als 6-mal die Steintreppe des Turms von Pisa hinunter, dann ist man erst auf der Küstenstraße, welche den oberen Teil von Positano in 200 m Höhe durchzieht. Solcherart extremes Stiegenwandern wird nur mehr in manchen südkoreanischen Gebirgsnationalparks getoppt, etwa am Hallasan auf der Insel Jeju im Gelben Meer. Der Ortskern ist tief unten zwischen zwei Felsschluchten eingeklemmt, staffelartig klammern sich die Häuser mit ihren orientalisch wirkenden Deckenwölbungen an den steilen Hang. Autoverkehr ist hier nicht möglich, aber die schönste Möglichkeit zur Rückfahrt nach Amalfi bietet ohnehin das Schiff.

am Kernstück des Sentiero degli Dei; Blick auf den westl. Teil der Sorrentinischen Halbinselso schlimm ist es nicht - für den Sentiero degli Dei muß man nicht unbedingt schwindelfrei seinentlang der Götterpromenade warten zahlreiche, teilweise versinterte Felswände auf ihre ErschließungTiefblick auf Positanoam Beginn der 1700 Stufen hinunter zur KüstenstraßePositano von Oder Strand von Positano ist nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen
(06.09.2008)

Literatur und Karte: Costeria Amalfitana 1:25 000. Florenz: Litografia artistica cartografica 2008. Nicht das Gelbe vom Ei, aber besser als alles Bisherige; erhältlich in allen größeren Trafiken vor Ort. Mit Wanderführer (italienisch – englisch – deutsch), der unseren Götterweg allerdings verwechselt; auch die Klettergärten sind nicht verzeichnet. Für Kletterer unverzichtbar der neue Führer über die Amalfiküste und ihre Umgebung:
Bottiglieri: Malopasso. Mailand: Edizioni Versante Sud 2008 (Italienisch und Englisch).

Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.

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