Schluckenriegel, 2054 m

Waldläufer am Marwiesensteig.

Gailtaler Alpen, Lienzer Dolomiten, Mittewald an der Drau, Osttirol. Aufstieg 1200 Hm.

P Riederbrücke, gut 1 km westl. v. Mittewald - schwer auffindbarer Marwiesensteig über den Viehwebenscheitel auf die Rieder Höhe - Ü Schluckenriegel - Ü Kosterberg - Ü Nudlbichl - schwer erkennbare ehem. Jagdsteige übers Herolder Rastl zurück ins Drautal.

ÜbersichtKarteder runde Aussichtsbuckel des Schluckenriegel in den westlichen Lienzer Dolomiten ragt 1100 Meter übers Drautal empor unsere Runde von Norden, dahinter gestaffelt Karnischer Hauptkamm und Sappada-DolomitenBlick von NW übers Drautal

Eine Warnung vorweg: Die vorliegende Runde führt in eine bezaubernde, aber kaum je besuchte Bergwildnis und stellt für Gebietsneulinge eine gewisse Herausforderung dar. Der Marwiesensteig ist (entgegen der Austrian Map und anderen Wanderkarten) zurzeit nicht markiert und erst ab der Höhe von etwa 1300 m deutlicher ausgeprägt. Nach 1100 Höhenmeter trifft man auf der Rieder Höhe, einer dem Schluckenriegelkamm vorgelagerten Kuppe, auf ein relativ neues Gipfelkreuz, das im Schnitt pro Jahr von ca. 20 überwiegend einheimischen Partien besucht wird. Knapp nö. des Kosterberggipfels kürzt überraschenderweise eine gelbe Punktmarkierung die weite Spitzkehre über den Nudlbichl ab - durch erdiges Steilgelände, welches wir so kurz nach der Schneeschmelze lieber nicht betreten wollen. Der Waldkamm hinunter zum Nudlbichl hingegen ist gut zu begehen, fallweise Sturmschäden sind sogar ausgeschnitten. Die verbleibenden Jagdsteige hinüber zum Herolder Rastl und ins Drautal sind etwas für Spürhunde. Die vernünftigste Option führt vermutlich in Fallinie hinunter zur Drau, die eindrucksvolleren Schluchtquerungen diagonal hinunter in Richtung Riederbrücke sind schwer auffindbar, ständigen Veränderungen unterworfen und erfordern Kletterfertigkeit in absturzgefährdetem, brüchigem Gelände. Im Waldgelände unterm Sarchkofel verlieren wir immer wieder die kümmerlichen Spuren, sodass wir für die letzte Schluchtentraverse zu tief geraten und noch vor dem Breiten Lahner durch extrem steiles, grasiges Waldgelände an Bärlappbüscheln und Föhrenzweigen direkt zum Drautalradweg abklettern.
Wer keinen Spaß an derlei grüner Abenteuerromantik finden kann, der begnüge sich mit den Bildern oder kehre am Anstiegsweg zurück. Unverbesserliche Waldläufer gehen morgen gleich mit auf den benachbarten Feierabendbühel (Feuer am Bichl).

einstmals diente der beliebte und markierte Marwiesensteig als aussichtsreicher Zustieg zur gleichnamigen Alm und dem anschließenden Übergang nach Obertilliach im Osttiroler Gailtal; heute ist der untere Teil des Steiges schwer aufzuspüren: Ulli am „Einstieg“ oberhalb des Schotterwerks (s. Karte), rotes Farbzeichen rechts, blauer Richtungspfeil ganz linkszunächst kaum erkennbare Pfadspuren, jedoch frisch ausgeschnittenoberhalb eines Hochstands peilen wir weglos einen halb im Wald verborgenen Felsbuckel an und stoßen auf einer Höhe von etwa 1380 m auf den hier wieder deutlich ausgeprägten Steigvon hier ist die Wegfindung bis über die Kammhöhe zum Kosterberg kein Problem mehr; Blick gegen NW auf Asch (links) und Anras an der Pustertaler Höhenstraße, rechts hinten der Gumriaulein behaglicher Unterstand am Viehwebenscheitel, auf gut 1500 m hoch über der Griesbachschluchtweiter auf einem meist freien felsigen Kamm ...... mit dem Lanser-MarterlDrauabwärts bis hin zur SchobergruppeSpitzenstein und Rainerberg hoch über der wilden Griesbachschluchtdie Rieder Höhe ist eine dem Schluckenriegelkamm nördlich vorgeschobene Aussichtskuppe mit schönem Blick ins Kristeiner Tal und die umgebende Bergwelt der Villgratner: links Gumriaul, Gölbner und Arnhörner, etwas rechts der Mitte Bockstein und der Grat zu den Zarspitzen (s. Archiv)Gipfelkreuz ...... und Gipfelbuch erwecken den Eindruck einer privaten Pilgerstättevom Kreuz steigen wir in wenigen Minuten hinauf zum höchsten Punkt, dem Schluckenriegel; Blick gegen SW auf Breitenstein, Spitzenstein und die namensgebende „Schlucke“der Übergang zum Breitenstein, dem höchsten Berg der westl. Lienzer Dolomiten, ist mühsam, verwachsen und mit leichter Kletterei verbundenPanorama gegen Osten ...... und SSO, unter uns der Schluckenhalsvom Kosterberg ...... laufen wir einen Wiesenkamm hinunter zur Waldschulter des Nudlbichl, ab dort wird die Orientierung wieder problematisch, steile Waldhänge und zwei Rinnen werden gegen Westen gequert ...... zum Herolder Rastl, einer einsamen Lichtung auf einem Waldsporn, der in gerader Linie hinunter zur Drau ziehtSteigspuren tauchen auf und verlaufen sich wieder; an dieser „Wegkreuzung“ auf ca. 1300 m empfiehlt sich (vermutlich!) der Direktabstieg zum Drautal-Radweg; wir haben die Nase noch nicht voll und versuchen die diagonal nach NW verlaufende SchluchtenquerungVorsicht: der Weiterweg über die Schluchten gestaltet sich durchaus abenteuerlich und möglicherweise gefährlich! Wenige Schritte nach der „Kreuzung“ stehen wir auf dem Kopf eines Spornes, der eine kleine Nebenschlucht nördlich begrenzt; links geht's auf wieder gutem Steig in den schottrigen Schluchtgrund hinab ...... und nach etwa 50 m (vor der Engstelle mit Baumverhau) jenseits (links) wieder hinaus auf die grasige Rampewenige Meter danach stehen wir unter diesem Wasserfall im östl. Ast der Hauptschluchtin begrüntem Steilgelände folgt eine erdige Querung hinüber ...... in den Westarm, dessen Überwindung die Schlüsselstelle der Tour darstellt (Pickel zum Trassenschlagen nützlich); jenseits des Waldkammes folgt eine lange, teils grasige Rampe zur letzten Schlucht (Breiter Lahner), der Steig ist oft komplett verwachsen, wir kommen für die Querung zu tief an und steigen direkt über extrem steilen, grasigen Wald zum Radweg ab (ebenso heikel wie die Querung im Bild). Besser vielleicht doch vom Herolder Rastl gerade hinunter.
(30.06.2020)

Literatur: Peterka/End: Alpenvereinsführer Lienzer Dolomiten. München: Rother 1984. Vergriffener Klassiker, manchmal noch antiquarisch zu bekommen.

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