Hoher Göll, 2522 m. O-Grat „Kuchler Kamm“, 2

Längster Grat auf einen begehrten Gipfel.

Berchtesgadener Alpen, Göllstock, Golling, Kuchl, Tennengau, Salzburg. Aufstieg 2800 Hm.

P Schwalberbauer, Gasteig, etwa 5 km sw. von Kuchl und 30 km südl. von Salzburg – südl. durch die Wiese und über den Weißenbach – Forststraßensystem gegen Osten (mehrere Möglichkeiten) zum bez. Steig auf den Kl. Göll – Ü Schönbachkopf – Hollerrücken – unbenannter Gratkegel, ca. 2050 m – Vorderes Freieck – Gruberhörner – Hinteres Freieck – Kammerschneid – Kammertalkopf – Grünwandkopf Hauptgipfel – Taderer – Kuchler Göll – Hoher Göll – Rauchfang – Schustersteig oder Kamin (Klettersteige, B) zum Purtschellerhaus – Eckersattel – Dürrfeichtenalm – Sulzeck – Schwalberbauer.

ÜbersichtKarte gesamte RundeDetailkarte Gratstreckeder Hauptteil des Kuchler Kammes von Norden (Abstieg von der Dürrfeichtenalm) 

Der lange, teils wilde Gratzug aus dem Salzachtal auf den monumentalen Hohen Göll misst in Luftlinie etwa fünf Kilometer und wird von Kennern für eine der schönsten Unternehmungen in den Berchtesgadener Alpen gehalten. Erich hat schon vor über 50 Jahren mit dem abenteuerlichen First geliebäugelt. Erst nachdem sich unser Nikolaus in Kuchl angesiedelt hat, wo das Dutzend kolossaler Gratgipfel quasi über der Haustür aufragt, wird das lang gehegte Projekt in die Tat umgesetzt. Zwar übersteigen die klettertechnischen Anforderungen auf der idealen Linie kaum den 2. Grad, dennoch sollte man die Tour nicht unterschätzen, alpinistische Fähigkeiten jeder Art sind permanent gefragt. Trotz zahlreicher Steinmänner gibt es viel Gelegenheit für zeitraubende Verhauer, selbst Leute mit überdurchschnittlicher Kondition können beim ersten Mal nicht sicher sein, die gesamte Runde an einem Tag zu vollenden.
Schon zu Beginn, am Forstwegsystem hinüber zum bez. Anstieg auf den Kl. Göll, hat sich so mancher Aspirant im Licht seiner Stirnlampe gehörig verfranzt. Es gibt mehrere Möglichkeiten – über die unterste, ausgeschilderte hat man den größeren Höhenverlust, was aber in Anbetracht der ausgedehnten Gesamtrunde nicht ins Gewicht fällt. Für den weiteren Anstieg hinauf zum Beginn des Kuchler Kammes s. Bärenstuhl, Kl. Göll und Schönbachkopf.
Erste kleine Herausforderungen zeigen sich am Grat bereits frühzeitig am Hollerrücken. Wenn man diese problemlos bewältigt, steigen die Chancen zum Gelingen der gesamten Überschreitung erheblich. In der ersten Schlüsselpassage zwischen Kammerschneid und Kammertalkopf stecken mittlerweile sechs Bohrhaken, viele ausgesetzte und stark abschüssige Strecken müssen aber ungesichert überwunden werden – wie gesagt, großer Anspruch an Kondition und Konzentration.
Die Geröllrinne hinunter in die Hochscharte ist naturgemäß nicht so fest wie der überwiegende Teil des Kammes, der zweite Grad zeigt sich hier aber nur an einer kurzen Stufe. Der Ostgrat auf den Grünwandkopf bietet recht angenehmen Kraxelspaß. Schöner Biwakplatz am Gipfel.
Recht wild schaut dann der Verbindungsgrat zum Taderer herüber, mit etwas Gespür ist er aber leichter zu haben, als er ausschaut. Auf den Abstieg über dessen nervschonende Gipfelwiese folgt wieder eine spannendere Etappe: das Abklettern durch eine sehr steile Schrofenwand, in der sich eine weit geschwungene, S-förmige Linie anbietet. An der letzten Gruselecke oberhalb einer ausgesetzten Scharte haben wir einen fixen Klemmkeil angebracht, da ein Ausgleiten an dieser Stelle mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest mit schweren Verletzungen enden würde. - Genauere Details zur Wegführung in den Texten der Bilderfolge.
Auch der lange Abstieg vom viel besuchten Hohen Göll (der Link führt zur Schitour durchs Alpeltal) – keinesfalls nur reines Wandergelände - erfordert nochmals ein gehörig Maß an Konzentration, bis zum Parkplatz sind es fast 1900 Hm, dafür ist die Wirtin am Purtschellerhaus sehr freundlich …

Start- und Endpunkt der großen Runde ist der Schwalberbauer über dem Weißenbach in Gasteig; links das Freieck-Massiv, hinten die Göll-OstwandGipfel Nr. 1: der kleine Göll (Aufstiegsbericht mit Gollinger Wasserfall und Schönbachkopf unter „Bärenstuhl“ im Archiv)nach schweißtreibendem Aufstieg aus dem Weißenbachtal stehen wir am eigentlichen Ausgangspunkt des Kuchler Kammes: dem Schönbachkopfnachdem wir uns am ersten, latschenüberwucherten Gratabschnitt - den Steinmännern folgend - in der rechten (nördlichen) Flanke halten, bleiben wir ab der flachen Kuppe des Hollerrücken fast durchwegs am First, ...... welcher von Beginn an etliche ausgesetzte Passagen aufweist; der begrünte Kegel über uns ist ein eigenständiger Gipfel, trägt aber keinen Namendie Scharte zwischen Hollerrücken und dem unbenannten Gratkegel; hinter den Nebeln aus dem Bluntautal die Hochkogel-Nordwestwand im Tennengebirgewir folgen dem eindeutigen Gratverlauf - der Latschenbewuchs ist nirgends störend - ...... bei schöner Aussicht auf Hagengebirge und Hochkönig ...... auf den erwähnten spitzen Gratgipfel, etwa 2050 m, auch der Weiterweg aufs Vordere Freieck ist klar vorgezeichnet, links die GruberhörnerGipfel des Vorderen Freieck mit Rossfeld und Untersbergnoch gibt es reichlich Auswahl an schönen BiwakplätzenÜbergang Gruberhörner und Hinteres Freieckwir erreichen das Hintere Freieck, Rückblick auf den ersten Gratabschnitt, das Tennengebirge und den Dachsteinhier tritt der Hohe Göll wieder in Erscheinung; 100 m weiter nordwestlich (ganz rechts) ...... vor der Osterhorngruppe der Salzkammergutberge das hölzerne Gipfelkreuz ...... mit stilvoller gusseiserner Jesusfigurvom Hinteren Freieck überblicken wir den weiteren Verlauf der Tour; die schwierigsten Etappen erwarten uns am Übergang Kammerschneid - Kammertalkopf sowie beim Abstieg vom Taderer in Richtung GöllUlli und Nikolaus beim Abstieg vom Hinteren Freieck (vom Gipfelbuch alsbald links, südwestlich hinunter); die sichtbare Biwakhöhle im oberen Teil des Abbruchs ...... ist regengeschützt, aber nicht sonderlich bequem, besser schon oben auf der Gipfelfläche; bei unsicherem Wetter sollte man die Überschreitung ohnehin keinesfalls versuchenwährend sich die Kammerschneid als harmlos entpuppt, ...... wird es vor dem etwas niedrigeren Kammertalkopf interessant: den grünen Vorkopf rechts umgehen, nicht zu weit absteigen; beim Pfeil (2 BH) eine schmale Bänderrampe steil hinunter in die Scharte der dahinter liegenden Schlucht, die von einem Klemmblock gebildet wird (kleines Schotterplätzchen, BH); zwei Schritte ausgesetzt nach rechts, die steile Schrofenrinne hinauf und über den schmalen Grat (3 BH, eine Stelle III-) auf den Kammertalkopfdie Stelle von Norden; Tipp: aus dem Schärtchen vor dem Vorkopf nicht gleich hinunter, sondern wenige Schritte schräg rechts hinauf und hinüber zu den Bohrhaken; keinesfalls rechts die Rippe hinunter - beliebte VerhauerstelleNikolaus beim Abklettern an der schmalen Rampenleiste zum BH 2 m oberhalb ...... des kleinen Plätzchens in der Schluchtscharte; beim Erich zwei Schritte rechts vorbei ...... und sofort die steile Rinne in gutem Fels hinauf auf den Grat, wo man bald wieder auf BH trifftauch beim Abstieg zur Hochscharte kommt man leicht in schwierigeres Gelände: nachdem die südwestseitige Gipfelflanke an Steilheit abnimmt, folgt bald ein kleiner flacher Sattel, von dem eine Geröllrinne nach Norden hin abbricht; am besten noch um den kleinen grünen Gratkopf links herum und dann sofort rechts hinunter in die Rinne, ...... die bis auf eine kurze IIer-Stelle hindernislos in die Hochscharte leitet; von hier das Karrenfeld hinauf zum Ostgrat des Grünwandkopf (viele Steinmänner)Rückblick von der Hochscharte zu Rinnenauslauf und Kammertalkopfdie Szenerie im Norden der Hochschartevon der Hochscharte ist gegen SSW ein Abstieg zur Alpwinkelalm und ins Bluntautal möglich, Näheres ist uns nicht bekannt; wir befinden uns über dem Hochscharten-Höhlensystem, zurzeit dem zweittiefsten Österreichsam Ostgrat des Grünwandkopfletzter Aufschwung zum Gipfel ...... des GrünwandkopfGipfelblick gegen Süden auf Schneibstein (s. Archiv) und Steinernes MeerRückblick aufs Freieck ...... mit dem Übergang in die HochscharteSonnenuntergang ...... und Sonnenaufgang am Grünwandkopfauch Nikl hat ein Plätzchen gefunden; bis zum Gipfel des Taderer keine vernünftige Biwakmöglichkeit mehrFrühstück auf 2360 mTaderer, Archenkopf und Göll erglühen ganz ohne Photoshop-Beihilfeam Vorabend hat uns der Weiterweg zum Taderer Kopfzerbrechen bereitet, mittlerweile wissen wir, wo's langgeht: der unbenannte Zwischengipfel wird ziemlich direkt über eine grasige Rampe mit anschließendem Schrofenwandl erklommenjenseits am Grat runter in die folgende Schartedie nächsten kleineren Grataufbauten und -türme links auf Bändern umgehen ...... in die letzte Scharte vor dem Tadererunter den Steilaufbauten in Bildmitte links hinauf aufs Schrofenfeld ...... und darauf etliche Meter nach links queren zu einer deutlichen Rinne, ...... mittels der wir ohne besondere Schikanen den Gipfel überlisten könnenTaderer gegen Nordost (Salzachtal)gleich unterm Gipfel wieder ein bequemes Biwakplätzchen; nach dem entspannenden Gipfelhang ...... folgt eine sehr steile Schrofenwand, durch die man über ein langgezogenes, S-förmiges Bändchen abklettert; sodann leiten etwas weniger steile Schrofen ...... zum kurzen, sehr ausgesetzten Finale hinunter; links bricht das Gelände in eine haltlose Steilrinne ab, an Ullis Logenplatz haben wir einen fixen Klemmkeil belassenRückblick auf die lange zweite Schlüsselpassage der Überschreitung; die folgenden Grataufbauten werden zunächst problemlos überschritten, dann auf Bändern in der linken Flanke umgangenauf diese Weise erreicht man erneut ein Karrenfeld - etwas kleiner als in der Hochscharte - mit Blick ins Gamskar und zum Hochkönig; weiter zum letzten Gegenanstieg rechts der Göllschartedurch eine Reihe von harmlosen Rinnen an einer Art Sporn erreichen wir letztendlich den bezeichneten Kamm bei einem großen Steinmann; vorbei ist die Tour aber noch lange nichtin kurzer Zeit erreichen wir das Kreuz auf dem Kuchler Göll ...... und wenig später den Hohen Göllder lange Abstieg über fast 1900 Hm führt zunächst relativ flach zum Rauchfang, ...... von wo zwei Klettersteige den Wandabbruch am Nordostgrat überwinden helfen; wir wählen den Schustersteig (B), kurz davor zweigt alternativ der „Kamin“ abder Mittelteil ...... und das Schlussstück des Schustersteigeslangsam nähern wir uns dem weithin sichtbaren, quergestellten Gratstück, ...... welches wir am Ende des Steigs am Grasband (Bildmitte) überschreiten müssenFelstor am Salzburger Steigdas gastfreundliche Purtschellerhaus auf knapp 1700 m Höhe; noch 1000 Hm ins Talvom Eckersattel - Rückblick zum Kuchler Kamm vom Grünwandkopf zum Göll - queren wir leicht ansteigend einen guten Kilometer hinüber ...... zur Dürrfeichtenalm ...... und übers Sulzeck hinunter nach Gasteig
(02.-03.07.2022)

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