Nuku Hiva – quer durch die Insel

Die größte Insel der Marquesas.

Die Marquesas sind eine zerklüftete, einsame Inselgruppe im Südpazifik, 5300 km sw. von Los Angeles und 1400 km nö. von Tahiti. Sie besteht aus 14 größeren und jeder Menge kleineren Eilanden. Nuku Hiva im Norden ist nicht nur flächenmäßig die größte Insel unter ihnen (340 km2, nach Tahiti die zweitgrößte Insel Französisch Polynesiens), hier leben auch die meisten Menschen (etwa 2600, Gesamtbevölkerung auf den Marquesas etwas unter 10.000). Die Bewohner sind mehr oder weniger Selbstversorger. Tourismus ist auf all den paradiesischen, aber schwierig zu erreichenden Inseln kaum ausgeprägt.
Nach dem Arbeiteraufstand im Juni 1848 wurden mehrere Pariser Familien nach Nuku Hiva verbannt. Für uns wäre das keine nennenswerte Strafe, es gibt genug auf der Insel zu tun. Das fanden zu ihrer Zeit übrigens auch schon kluge Köpfe wie Robert Louis Stevenson oder Herman Melville, der sogar einen Roman über seine abenteuerlichen Erlebnisse hier schrieb (Taipi, erschienen 1846).
Allgemeine Reiseinfos sowie Links zu weiteren Touren in Französisch Polynesien im nature-classic-Bericht zum Mouaputa.

Übersicht SüdseeÜbersicht MarquesasNuku Hiva ist eine gebirgige, von wilden Schluchten durchzogene Insel mit bizarren Felsen, tosenden Wasserfällen, einsamen Traumstränden und vielen anschaulichen Überresten einer für uns weitgehend unbekannten, aber faszinierenden Kulturder schmale Eingang in die Bucht von Tahiohae wird bewacht von bis zu 500 m hohen Felsbergen ...... und zwei kleinen Inseln; hier Moru Nuihinter der Hafenbucht bzw. der Hauptstadt türmen sich die Steilhänge bis über 800 m, im Inselinneren am Mont Tekao bis 1224 munsere Erkundungstour von der Hauptstadt Taiohae bis an die Nordküsteam Weg vom Hafen in den Ort stehen auf einer Anhöhe etliche Tikis - geschnitzte oder steinerne Götter- oder AhnenfigurenTikis sind in der Südsee weit verbreitet - von den Osterinseln bis Neuseeland; sie werden nicht als Götzenbildnisse betrachtet, vielmehr müssen ihnen mittels traditioneller Rituale bestimmte Gottheiten erst „eingehaucht“ werden, damit sie die von den Insulanern erbetenen  Aufgaben erfüllen können exotische Flammenbäume (Flamboyant) rahmen die eigenwilligen Berggestalten; ...... sie gehören zu den Johannisbrotgewächsen, die halbkugelförmigen Baumkronen können einen Durchmesser von bis zu 20 m erreichenim Hauptort selbst steht die Kathedrale Notre Damedie Anlage wurde aus verschiedenfarbigen Steinen von sechs Marquesasinseln errichtettypisch ist die extrem durchlässige Bauweise, ...... welche bei den herrschenden tropischen Bedingungen für ein angenehmes Raumklima sorgtunweit der Kirche der große Platz Piki Vehine Pae Pae mit Plattformen und Tikis, die erst 1989 für das Marquesas-Festival errichtet wurdeein Nonibaum (Morinda citrifolia) mit seinen Früchten, welche nach überreifem Käse „duften“, aber trotzdem roh, gekocht oder als gezuckertes Getränk konsumiert werdenauf fast allen Inseln des Südpazifik ertrinkt man beinahe in Blüten und Früchten, die Bewohner sind Selbstversorger und nicht unbedingt auf Gelderwerb angewiesen, was Lebensweise und Umgang mit den Mitmenschen erheblich beeinflusstwir verlassen den Ort und fahren hinauf in die Bergeüber uns der Mont Muake, 864 mhoch über der Südküste überqueren wir zwei Bergkämme ...... und erreichen schließlich die Taipivaibuchtim gleichnamigen Dorf wieder ein Kulturzentrum ...... mit zahlreichen Tikis und Gebäuden, ...... die auch heute noch bei traditionellen Feierlichkeiten genutzt werdenein kurzer, aber äußerst lohnender Abstecher führt nach Südosten... durch ein bezauberndes Tal ...... zur abgeschiedenen Hooumibuchteinsamste Strände, Tausende Kilometer hinter den Touristenströmen von Hawaii, Tahiti oder Bora Boraeiner der Wasserfälle im hinteren Taipital auf dem Weg zum Col Teavailapuhivahinter dem Pass wieder eine neue Welt: die Hatiheu-Bucht an der Nordküste; im Dschungel verteilt sind zahlreiche kaum ausgegrabene Kultstätten verstecktdie bedeutendste unter ihnen ist Kamuihei, ...... deren Zeremonialterrassen von den Inselbewohnern noch heute bei besonderen Gelegenheiten für rituelle Tänze und Gesänge genutzt werdendie professionellen Akteure beglückwünschen sich nach gelungener Aufführung gegenseitig - ähnlich wie bei einem klassischen Kammerorchesterdie meisten der unzähligen Tempelplätze sind heute vom Dschungel verschluckt; hier fanden große Festlichkeiten für alle Stammesmitglieder statt, aber auch Einzelpersonen suchten die heiligen Stätten auf, ...... um bei den Tikis Unterstützung zu erbitten oder durch Einritzen von Petroglyphen die Erfüllung eines Wunsches zu erreichen - ein besonders wirksames Symbol dafür war (und ist) die Schildkrötedie Lage der wichtigsten Kultstätten um Hatiheu an der Nordküste - dem Lieblingsplatz von Robert Louis Stevenson, dem aus Edinburgh stammenden Meister der Reiseerzählung und Abenteuerliteratur (Die Schatzinsel, Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, ...)Blick auf den kleinen Küstenort Hatiheu; das Foto entstand beim Ersteigungsversuch ...... des vordersten Basaltkegels, auf dessen Gipfel eine Mariastatue thront; die Zustiege waren aber derart verwachsen - und wir wegen einer speziellen Einladung zum Mittagessen in Zeitnot,- dass wir leider abbrechen musstenam Strand von Hatiheuim Restaurant Chez Yvonne, der ehemaligen Bürgermeisterin von Hatiheu, die sich besonders für die Ausgrabung und Restaurierung von Kamuihei verdient gemacht hat, werden Vorbereitungen für ein besonderes Mahl getroffenin einem Umu (Erdofen) werden seit Stunden lokale Köstlichkeiten gegart, ...... welche jetzt Schicht für Schicht ...... freigelegt ...... und den Gästen präsentiert werdendas Mittagessen gerät wieder einmal zum Volksfest
(07.02.2023)

Literatur: Schyma: Reise-Handbuch Südsee. Ostfildern: DuMont 2019.
Kay: Tahiti & French Polynesia. Lonely Planet.
Melville: Taipi. Ein Blick auf polynesisches Leben (1846).

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