Hiva Oa und Tahuata

Entdeckungen auf den Südlichen Marquesas.

Hiva Oa ragt als bis zu 1200 m hohe Gebirgskette (der Name bedeutet Langer Firstbalken), umlagert von sattgrünen Tälern aus dem Südpazifik. Von oben hat die Insel die Konturen eines Seepferdchens, welches gerade einen Kopfball spielt. Der Ball, dem allerdings schon reichlich Luft ausgegangen ist, bildet die Schwesterinsel Tahuata mit kaum einem Fünftel der Fläche. Beide Inseln haben eine reichhaltige Flora mit an die 400 verschiedenen Pflanzenarten.
In der Zeit des europäischen Mittelalters lagen sich die durch schroffe Berggrate getrennten Stämme – wie auch auf den anderen Marquesas oder Tuamotus durchaus üblich – mehr oder weniger ständig in den Haaren. Frühe europäische Besucher sahen in diesen rituellen Kämpfen notwendige Beutezüge für Menschenopfer und kannibalistische Nahrungsbeschaffung. Das am besten restaurierte Zentrum eines solchen Stammes ist Iipona nahe Puamau ganz im Osten von Hiva Oa. Darüber hinaus existieren viele andere solche Stätten, teils wilde Bergfestungen, welche aber weder gut zugänglich noch restauriert sind.
Zwei berühmte Europäer haben sich auf der Insel angesiedelt und hier auf dem Kalvarienfriedhof in Atuona auch ihre letzte Ruhestätte gefunden: Paul Gauguin und Jacques Brel.
Auf unserem Programm steht der Besuch der Inselhauptstadt Atuona, die versuchte Besteigung des höchsten Inselgipfels Mont Temetiu, die Erkundung von Iipona, der alten Hauptstadt des Naiki-Stammes, die gesamte Inselumrundung per Schiff und noch ein kurzer Abstecher nach Tahuata.
Allgemeine Reiseinfos sowie Links zu weiteren Touren in Französisch Polynesien im nature-classic-Bericht zum Mouaputa.

Übersicht MarquesasKarteim Bordelais-Kanal, der Meerenge zwischen Hiva Oa - im Bild der wolkenverhangene Mont Temetiu, höchster Gipfel der Insel - ...... und der viel kleineren Schwesterinsel Tahuata im SüdenBlick vom Hafen Tahauku auf Tahuata (links) und den Mont Temetiu; Atuona, das Verwaltungszentrum der Südlichen Marquesas, versteckt sich in der nächsten Bucht hinter der noch beschatteten Landzungeum dorthin zu gelangen, umwandern wir erst einmal die Hafenbuchtvom Strand müssen wir noch ein Stück weiter landeinwärts, ...... da die Flussarme erst weiter hinten von einer Brücke überspannt werden; angesichts des hübschen Mont Temetiu sollte man eine Ersteigung zumindest versuchenPferde sind der ganze Stolz der Marquesas-Bewohner; sie wurden aus Europa eingeführt, viele der schönen Tiere leben halbwild in den Bergen der Inselnin der Nachbarbucht kommen wir dem Hauptort näher; wir versuchen unser Glück zunächst ganz hinten im Talschluss, bis wir nach gehörigem Zeitverlust doch noch den einzigen Steig auf die andere Inselseite aufspüren - links hinter der Gratkante des Temetiuauf dem Tohua Pepeu, dem Haupt- und Zeremonienplatz von Atuonaneben vielen Tikis und weiteren Kultplattformen findet sich in Atuona ein Gauguin-Museum sowie die letzte Ruhestätte des Malers sowie des belgischen Chansonniers Jacques Brelam Nordrand des 2500-Seelen-Ortes finden wir neben einer Bushaltestelle ...... einen Wegweiserstein mit verwirrenden Richtungsangaben; wir verfolgen fälschlich die Gerade in Richtung Talschluss, in die Berge geht es aber bei Ulli links ...... und kurz darauf vor dem Haus wieder rechts in Richtung Alter FriedhofKarte Temetiu; wir sind erstmal irrtümlich in den hintersten Talschluss marschiert, wo ein weiteres Vordringen schon aufgrund der Vegetation kaum möglich ist; mit einem geländegängigen Fahrzeug könnte man bis oberhalb des Alten Friedhofs auffahren - hier beginnt ein ganz passabler Steig durch die teils steile, rutschige Dschungelflanke hinauf zum Kamm (stellenweise verwachsen, Fixseile); über die Fortsetzung des Pfades nach Hanamenu an der Nordwestküste bzw. zum Gipfel des Temetiu konnten wir nichts in Erfahrung bringenBlick auf den Talschluss, welchen wir quasi hufeisenförmig umrundet haben; es folgen ein paar Aufnahmen von diesem Abstecher, erst dann geht's in die Höhedas Sträßchen durch den Bananenhain ...... wird immer schmäler, wir passieren die letzten Hüttennach einem Felsriegel gelangen wir in einen ausweglosen Kessel, ...... in dem der ausgemähte Steig bei einer Quellfassung endetwir kehren um und traversieren die südliche Talseite, ...... an der bald wieder erste Ansiedlungen auftauchenendlich erreichen wir den Alten Friedhof, ...... welcher offensichtlich auf einem der Zeremonialplattformen der Ureinwohner Platz gefunden hatauf holpriger Piste gewinnen wir an Höhe - noch ein Blick in den Talschlussbeim nächsten überwucherten Kultplatz endet die Piste und der Steig beginntbald steigt man aus dem untersten Waldgürtel, selbst hier oben wohnten in vergangenen Jahrhunderten noch Menschen; heute hat sich die Gesamtbevölkerung der sechs besiedelten Marquesasinseln auf knapp 10.000 reduzierthinter einer Anhöhe ...... spazieren wir über eine leicht verwachsene Rampe ...... ins obere Ende eines kleinen Tales hinein, in dem der Dschungel bis auf unsere Höhe heraufreichtdie ortsübliche Wegmarkierung: gelb angemalte Plastikflaschenwieder öffnen sich vom Tal aus betrachtet vermeintliche freie Flächen, ...... welche aber dicht von Farnen bewachsen sind; diese Gewächse geben sich hier einmal eher zahm, oft werden sie auf den Inseln aber übermannshoch, was die Fortbewegung so gut wie unmöglich macht. Auf Nuku Hiva haben wir uns versuchsweise einen Weg darin gebahnt und mit Armen und Beinen die dichten 2 m hohen Gewächse zu Boden gedrückt. Nach etlichen Metern Querung in steilem Gelände geben wir auf, den Weg zurück erlebt man wie die Begehung eines riesigen elastischen Vogelnestesder Dschungel hat uns wieder, der „Weg“ tastet sich ...... an den Fuß der bewachsenen Steilwände heran und schummelt sich geschickt hindurchder Mont Temetiu von Nordwest, der bisherige Anstieg erfolgt ganz links hinter dem Kammwir müssen zurück zum Schiff; Ulli schaut hinauf ...... zu den bewachsenen Wandfluchten, in denen ohne Steig das Vorwärtskommen viel zu aufwändig wäre; an der Basis noch einmal die Farnflächen, welche von Weitem den Eindruck gemähter Bergwiesen machenin Talnähe ist uns der direkte Abstieg jetzt klar; die eigenartigen überdachten Flächen ...... entpuppen sich als Dörranlagen für Koprabeim nächsten Sonnenaufgang passieren wir auf unserer Fahrt rund um Hiva Oa ...... das Cap Matafenua, die Ostspitze der Insel, ...... welche sich als langer schmaler Rücken in den Südpazifik schiebtsteinerner Wächter bei der Einfahrt ...... in die Bucht von Puamaunur wenig oberhalb der Häuser des kleinen Küstenortes erkennt man die gerodete Terrasse der wichtigsten Kultstätte der Insel: Iiponader Weg dorthin führt durch die Gärten ...... typischer Südseehäuser mit ihrer offenen Bauweisepassenden Kopfschmuck für die Dame findet man alle paar Meter auf der Straßeder von dichtem Dschungel umgebene Kultplatz Iipona ist der besterhaltene von Hiva Oa und einer der wichtigsten in Französisch Polynesienam Fuß einer Felswand reihen sich zahlreiche Plattformen und Tikis, ...... darunter der Taka-i-i, eine 2,67 m hohe Steinfigur, die größte bislang auf den Inseln gefundeneeine weitere hochinteressante, für den pazifischen Raum einmalige Skulptur ist Maki-i taua pepe, die „Schmetterlingspriesterin“, welche bei der Geburt ihres Kindes verstarb; auf der Insel munkelt man, dass die Darstellung eines Lamas am runden Podest von der Kon-Tiki-Besatzung um den Norweger Thor Heyerdahl eingemeißelt wurde, um nach ihrer spektakulären 7000-Kilometer-Passage auf einem Balsafloß im Jahr 1947 ihre Theorie der Besiedelung der Inseln von Südamerika aus zu untermauern die Anlage wie wir sie heute sehen stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde von Einheimischen unter der Leitung zweier französischer Archäologen restauriert; die Insulaner zeigen noch heute großen Respekt und tiefe Verbundenheit in Bezug auf die Stättezurück am Strand von Puamau ...... wird bei der Mittagshitze dringend Abkühlung fälligdie Marquesas sind geologisch zu jung, um - wie beispielsweise die Tuamotus - Saumriffe aufgebaut zu haben, welche die Brandung vom offenen Ozean her abhalten; oben drüber? ...... oder doch lieber durchtauchen!wir setzen die Inselumschiffung fort, ...... entlang der Nordküste ...... wieder bis in den Bordelais-Kanal und an der Westküste Tahuatas weiter nach SüdenTahuata hat nur ein Fünftel der Fläche von Hiva Oa, die gut 600 Einwohner verteilen sich auf 4 Dörferder umwölkte Tumu Meae Ufa (Mont Amatea) hoch über dem Koku-u-Strand erreicht ca. 1050 m, ...... das Erscheinungsbild ist ähnlich wie auf Hiva Oa sehr gebirgig und schwer zugänglichTahuata ist die kleinste bewohnte Marquesasinsel, bis auf ein Versorgungsschiff, das alle paar Wochen hier vorbeikommt, existiert keine Verkehrsanbindung; der Hauptort Vaitahu liegt knapp 10° südlich des Äquatorswenn seltener Besuch auf die Insel kommt, macht der Knochenschnitzer sogleich lautstark auf sich aufmerksamam Hauptplatz von Vaitahu die übliche tikigeschmückte Zeremonialplattform für die Inselfestedahinter die katholische Kirche, ...... welche sich - wie auch auf den anderen Inseln üblich - durch eine klimatisch angepasste offene Bauweise auszeichnetobwohl die europäischen Missionare in der Vergangenheit ein oftmals mehr als strenges Regiment mit den Eingeborenen geführt haben, ...... hegen die Nachfahren keinen Groll - der Sanftmut der Inselbewohner ist sprichwörtlich: allesamt Selbstversorger, die von Fischfang und ihrem Garten leben und nicht auf Gelderwerb in unserem Sinn angwiesen sind - was erstaunliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander hatkeine Fischereiflotten, keine Düngemittel, ganzjährige Ernten, die Schweine werden mit Mangos gefüttert ... Bei Sonnenuntergang verlassen wir dieses Paradies und steuern auf die südlichste, letzte der bewohnten Marquesas zu
(02.2023)

Literatur: Schyma: Reise-Handbuch Südsee. Ostfildern: DuMont 2019.
Kay: Tahiti & French Polynesia. Lonely Planet.

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