Monte Sagro, 1749 m
Über den Marmorsteinbrüchen von Carrara.
Apuanische Alpen, Toskanischer Apennin, Carrara, Italien. Aufstieg 500-600 Hm.
P Foce di Pianza (Auffahrt von Carrara) – Foce della Faggiola – W-Flanke/NW-Grat Monte Sagro – Abstieg NW-Grat – Cave Crespina – P.
Die Apuanischen Alpen sind ein südlicher Seitenast des Toskanischen Apennin. Ihre Bergformen unterscheiden sich deutlich von den eher sanfteren Gipfeln des Hauptkamms, ähnlich wilde Felsgestalten findet man am gesamten italienischen Stiefel nur mehr um den Gran Sasso in den weiter südlich gelegenen Abruzzen, wo der Corno Grande die höchste Erhebung des kontinentalen Italiens südlich der Alpen darstellt.
Der Monte Sagro ist dank des hohen Ausgangspunktes bei einheimischen Bergwanderern sehr beliebt, an schönen Wochenenden wird man kaum jemals allein auf dem Gipfel stehen. Auf unserer Tour stehen zwei grundverschiedene Eindrücke miteinander im Wettstreit. Schon bei der Auffahrt schweift der Blick über die ansprechenden, vielseitigen Landschaftsbilder zwischen Gebirge und Meer und bleibt doch immer wieder an den gewaltigen, blendend weißen Wunden hängen, die der Mensch seit mehr als zwei Jahrtausenden mit unglaublicher Tatkraft und unter beträchtlichen Gefahren hinterlässt.
Der weltberühmte Carrara-Marmor entstand vor etwa 30 Millionen Jahren durch das Zusammendriften der afrikanischen und europäischen Kontinentalplatte, wobei sich die Kalkablagerungen abgestorbener Meerestiere unter extremem Druck und hohen Temperaturen zum heute so begehrten Gestein wandelten. Die Lagerstätten finden sich bis in eine Höhe von 1900 m als linsenförmige Gesteinskörper, welche bis zu 10 km lang und 400 m dick sein können. Der Abbau erfuhr durch die wechselvolle Geschichte immer wieder lange Unterbrechungen. Seit Michelangelo ist Cararra-Marmor auch international gefragt. Die Förderung hat sich durch moderne Technik im letzten Jahrhundert ums Fünfzigfache gesteigert, was Umweltschützer auf den Plan gerufen hat. Heute findet man das Weiße Gold an Bauwerken von Rom über Paris bis Helsinki oder von New York bis Las Vegas.
Am Rückweg vom Gipfel lohnt sich ein Abstecher in den nahen Crespina-Steinbruch, wo man noch auf altes technisches Gerät und längst verlassene Unterkünfte stößt – ein Industrie-Freilicht-Museum der besonderen Art.
Literatur/Karte: Wanderführer Toskana Nord. München: Bergverlag Rother.
Links zu weiteren Wanderungen und Klettertouren in Italien (südlich der Alpen) im nature-classic-Bericht zum Corno Grande.