Seidlwinkltal - die Almen
Wanderfreuden zwischen Glockner- und Goldberggruppe.
Hohe Tauern, Salzburg, Rauriser Tal, Wörth. Aufstiege 400 - 1800 Hm.
P Seidlwinkltal, 1100 m, gut 5 km sw. Wörth - Klausen - Gollehenalm, 1286 m - Palfneralm, 1334 m (bis hierher Tälerbus ab Rauris) - bez. Wanderweg (Almsträßchen) zur Hirzkaralm - Jagdsteig zur Baumgartl Hochalm - Almstraße über Baumgartlam zum Rauriser Tauernhaus, 1526 m - im Tal zurück zum P.
Ein kontrastvolles Revier für kinderreiche Familien wie für nordwandgesichtige Wanderer mit strengem Schritt, idyllische Jausenstationen am Weg zu einem der höchsten Wasserfälle Österreichs, eine Landschaft schöner als in jedem Werbeprospekt und doch selbst im Sommer nur relativ wenig besucht. Die gesamte Wegstrecke von Wörth bis hinauf zur Großglockner-Hochalpenstraße misst beinahe 20 km. Nach dem Kernstück - zwischen dem hintersten öffentlichen Parkplatz am Fuß der Klausen, der eindrucksvollen Kataraktreihe der Seidlwinklache, bis zum Rauriser Tauernhaus - hat man immerhin 7 km in den Beinen. Das Rad leistet hier also gute Dienste, in den Sommermonaten verkehrt auch ein Tälerbus.
Bald hinter der bewirtschafteten Gollehenalm zweigt links eine kurze Stichstraße zu einem Jagdhaus ab, von dem ein unmarkierter, aber guter Steig hinauf zur Bockkar- und weiter zur Gamskarhütte führt. Beide sind nicht bewirtschaftet und vorwiegend für die Jagd gedacht, verschaffen aber einen anregenden Überblick auf die einsamen Kare und Gipfel der nordöstlichen Glocknergruppe, besonders hinüber zur auf gleicher Höhe liegenden Hirzkaralm. Sie ist die empfehlenswerteste Hochalm überm Seidlwinkltal, auf markierter Almstraße von der Palfneralm (5 km ab P, Endstation Tälerbus) einfach erreichbar und teilweise bewirtschaftet. Unvermittelt tritt man aus dem Hochwald und hat das Paradies vor Augen. Als Hüttenberg bietet sich der Hirzkarkopf an, 700 Hm, gute Steigspuren, Gipfelkreuz.
Auf die etwas weiter südlich gelegene Nachbaralm kommt man entweder über einen halb verwachsenen Jagdsteig oder, schneller, über das neue Almsträßchen zurück zur obersten Kehre und über den Baumgartlbach. Hier beginnt eine weitere Almstraße, vorbei an einem Jagdhaus geht's aussichtsreich und in angenehmem Gefälle über die Baumgartlalm (bester Blick auf den Spritzbachfall, einen der höchsten Wasserfälle Österreichs) hinab zum nächsten, berühmten Refugium.
Das Rauriser Tauernhaus im hinteren Talbereich wurde bereits vor über 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, es diente durch die Jahrhunderte als Stützpunkt für die Überquerung des Hochtors (ehemals Bluter Tauern) nach Heiligenblut. Der „Tauernwirt“ durfte aufgrund seines Zapfrechts Getränke ausschenken, dafür musste er mittellose Reisende aufnehmen und verpflegen und den Saumweg über den Tauern instand halten.
Von diesem geschichtsträchtigen Hospiz sind es nur mehr 150 Hm auf einem alten Almweg hinauf zur verfallenen Diesbachalm; schöner Blick auf das innere Tal und die Berge um den Schwarzkopf. Die Alm ist entlegener Ausgangspunkt zu einer der schönsten Schitouren in den Tauern - der perfekten Weißenbachrinne zu den Gipfeln der westl. Goldberge.
Vom Tauernhaus kann man die Talwanderung über Seppenbaueralm und Litzlhofalm bis hinauf zur Großglockner-Hochalpenstraße (Mittertörl oder Hochtor) fortsetzen. Am Rückweg sollte man sich auf der Palfneralm keinesfalls ohne Kaspressknödlsuppenverkostung in den Sattel schwingen.
Für instinktbegabte Extremwanderer, die sich mit Almen nicht zufriedengeben wollen und sich zutrauen, zwischen den Grundmauern auch wieder zurückzufinden, gibt es in den gewaltigen Talflanken reiches Experimentierfeld: An der orografisch linken Seite etwa, also in der Glocknergruppe, unterhalb des mächtigen Schwarzkopf, leitet ein gut versteckter Jagdsteig weit in die grünen Kare hinauf; die Königstour des Seidlwinkltales führt allerdings durch die gegenüberliegende Talseite, von der oben beschriebenen Gamskarhütte weiter zum überirdisch schönen Bockkarsee und auf den höchsten Bergriesen des Rauriser Mitterkammes. Die Einträge im Gipfelbuch des Edlenkopf sind spärlich - sicher nicht wegen mangelnder Aussicht; Interessenten sollten einen Blick auf unseren Beitrag zu seiner Winterüberschreitung und auf die Sommertour von Wörth auf den Leiterkopf werfen, weitere Recherchen über diesen Gebirgszug dürften zurzeit noch ergebnislos verlaufen.