Lasörling, 3098 m + VIDEOCLIP
Der lange Grat auf einen „Glanzpunkt der Ostalpen“.
Venedigergruppe, Lasörlingkamm, Hopfgarten und St. Jakob in Defereggen, Osttirol. Aufstieg 4000 Hm.
Der längste Anstieg auf diesen Glanzpunkt der Ostalpen (Hubert Peterka) vom südöstlichsten Eckpunkt des gesamten Kammes über zahlreiche Gipfel zwischen 2500 und 3000 m bietet eine großartige Überschreitung auf dem First hoch über dem eigentlichen Lasörling Höhenweg, der dabei nur kurz gestreift wird. Auf die Nächtigung bei der äußerst gastfreundlichen Familie Blassnig auf der preisgekrönten Glanzalm folgen zwei Biwaknächte im Zelt, da auf der Lasörlinghütte kein Platz verfügbar war. Diese Strategie beschert uns einerseits schweres Gepäck, andererseits aber auch jene Flexibilität in der Zeitplanung, welche unsere 20 Monate alte Ronja braucht.
1. Tag, Dölach - Glanzalm.
Exklusive Einheimischen-Gondel von Dölach in Defereggen hinauf zum Weiler Ratzell - Querung Blößegg - Glanzalm.
Ein origineller Auftakt zur Tour: In der kleine Gondel werden an sich nur Einheimische und „Personen in öffentlichem Interesse“ befördert, als Gäste der Glanzalm steht offenbar auch uns dieses Privileg zu. In der „Talstation“ sind vier Telefonnummern angegeben; falls niemand abhebt, hilft das Tourismusbüro weiter. Auf der Bergstation werden wir von einer freundlichen Dame in Empfang genommen, die uns samt Gepäck gleich noch 1,5 km weiter hinauf im Auto mitnimmt. Preis: 1,50 € pro Person all inclusive.
Die größte Überraschung des Tages folgt auf dem Fuße: Die Glanzalm in prachtvoller Lage (hoch überm Eingang des Defereggentales, tolle Sicht auf Villgratner Berge, Lienzer Dolomiten und Schobergruppe, der Glocknerblick kann in 5 min erwandert werden) hat die Auszeichnung zur „Alm des Jahres 2011“ absolut verdient. Nach telefonischer Anfrage werden wir von der gastfreundlichen Wirtsfamilie Blassnig beinahe luxuriös untergebracht (1 Doppelzimmer, 1 Kammer mit Stockbett). In der gemütlich warmen Stube kredenzt man selbstgemachte Spezialitäten des Hauses und natürlich das Osttiroler Falkensteiner Gösser, das bei uns innerhalb kurzer Zeit Kultstatus erlangt hat. Zum Frühstück gibt's gar die Hausplatte mit Schinken, Wildwurst, Käse und Ei, untermalt von den Flügelhornklängen zweier Weisenbläser auf der Hüttenterrasse.
2. Tag, Glanzalm - Steinkassee.
SO-Kamm Rotes Kögele - Mele - Deferegger Riegel - Stanzling - Kreuzberg - Deferegger Höhe - Melspitze - Griften (Zupalkogel) - Donnerstein - Steinkassee.
Die längste Etappe der Tour startet mit einem gutmütigen Rücken auf den ersten von knapp zwanzig teils unbenannten Gipfeln, das Rote Kögele. Gleich dahinter wird der Grat überraschend alpin. Immer wieder zwingen scharfe Abbrüche zu Umgehungen, auf diese Weise sammeln sich bis auf den Deferegger Riegel schon einmal gegen 900 Hm. Hier mündet aus NO der vom majestätischen Gr. Zunig kommende Gratast, hier erblicken wir zum ersten Mal in weiter Ferne den markanten Doppelgipfel des Lasörling.
Auch in weiterer Folge kann etwas Gespür für die Wegfindung nicht schaden: Auf den gut begehbaren Strecken ist die Markierung ausreichend, aber gerade bei manchen unübersichtlichen Querungen wird sie oft einmal schütter, und für langes Herumsuchen ist nicht wirklich Zeit. Im Notfall kann man auf etliche markierte Abstiege ins Defereggen- oder Virgental zurückgreifen. Am Ende des langen Tages finden wir bestätigt, dass unser Skywalk über das östliche Drittel des Lasörlingkammscheitels den Höhenweg durch die Kare entlang dessen Nordflanke in jeder Hinsicht übertrifft. Sich selbst übertroffen haben sich auch wieder einmal die Mädchen: Die zarte Große hat mit gut einem Drittel ihres Körpergewichtes am Rücken auf 10 km Luftlinie 1800 Hm bewältigt, und die kernige Kleine hat uns - obwohl sie drei der acht Gehstunden verschlafen hat - guter Dinge den verträumten Steinkassee erreichen lassen.
3. Tag, Steinkassee - Lasörling - Gritzer Hörndle.
Merschenhöhe - Gosachtörl - Lasörlinghütte - Glauret - Lasörling - Lasörlinghütte - Virgentörl (Mullitztörl) - Gritzer Seen - Gritzer Hörndle.
Am Steinkassee klinken wir uns in den Lasörling Höhenweg ein. Noch oberhalb der Lasörlinghütte, an der Gumpenlacke, finden Ronja und Mama einen idealen Spielplatz, während Roman und Erich ohne Gepäck den Abstecher am Normalweg auf den Lasörling machen. Gemeinsam geht's anschließend übers Virgentörl wieder hinüber auf die Deferegger Seite zu den Gritzer Seen. Nachdem die Zelte stehen, läuft Ronja auf eigenen Beinen noch den Großteil des Steiges zum aussichtsreichen Gritzer Hörndle hinauf.
4. Tag, Gasser Hörndle - St. Jakob in Defereggen.
Froditzen - O-Grat aufs Gasser Hörndle - Tögisch - St. Jakob in Defereggen.
Kurze, aber heftige Sturmböen kündigen bereits in der Nacht den Wetterumschwung im Laufe des nächsten Tages an. Ronja schläft im Zelt abermals wie ein Murmeltier und bekommt nichts mit von dem Getöse.
Mit Roman rennt Erich nach der Froditzen-Querung schnell die 130 Hm über den lustigen Ostgrat aufs Gasser Hörndle (herrlicher Blick auf den Hochgall und den geheimnisumwitterten Panargenkamm). Trotz Dauerlaufes holen sie die Mädchen erst 700 Hm tiefer im Hochwald ein. Unten in St. Jakob treffen wir eine visuelle Vorauswahl für unsere nächste Schitouren-Ferienwohnung. Während Ronja und die Männer sich anschließend die Bäuche mit Leberkässemmel vollschlagen, stoppt die leider nur mehr Zweithübscheste der Gruppe hinaus nach Dölach zur Privatgondel und bringt das Auto.
Eine Linkliste zu weiteren Deferegger Touren findet ihr im Anhang unseres Almerhorn-Berichts.
Hier der Baby scales mountains - Clip zur Tour.
Nächste Folge: Mit Ronjas Tourenschlitten auf die Gagenhöhe (Villgratner Berge).