Lovćen - drei Gipfel überm UNESCO-Welterbe

Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend am Lovćen.

Dinarische Alpen, Kotor, Cetinje, Montenegro. Aufstiege jeweils 200-300 Hm.

Um fast 1800 m überragen die steilen Felsflanken des Lovćen-Stockes den südlichsten Fjord Europas - die absolut sehenswerte Bucht von Kotor. Die Natur zeigt hier besondere topografische Kreativität und hat hier einen seit dem Altertum heiß umkämpften Brennpunkt der Interessen verschiedenster Völker geschaffen. Diese Diversität an Landschaftsformen und Lebensräumen spiegelt sich in den Besteigungen unserer drei Nationalparkgipfel wider, die man relativ mühelos an einem Tag aneinanderreihen kann. Von Süden nach Norden ersteigen wir erst einen Wandergipfel auf alten österreichischen Militärstraßen, welche uns trotz des heute romantischen Flairs zu denken geben, anschließend den zweithöchsten und für die Montenegriner Identität stiftenden Gipfel des gesamten Massivs und schließlich eine fast alpine Aussichtskanzel, 1000 m über den Wellen der Boka Kotorska, wo zuletzt auch die Hände zugreifen müssen. Keine spannende Schi-Erstbefahrung im entlegenen Hochgebirge, kein Versinken in den eisigen Fluten eines Schmelzwassersees, aber ein an besonderen Eindrücken reicher Tag inmitten des Lebensraumes von mehr als einem Drittel aller in Gesamteuropa vorkommenden Vögel, von 1300 Pflanzenarten, viele davon endemisch, und einer bemerkenswerten Fauna mit allem erdenklichen Getier, vom Grauwolf über den Bären bis zur Giftschlange.

ÜbersichtKartezwischen der aufstrebenden Hauptstadt Podgorica ...... und der malerischen Bucht von Kotor ...... erhebt sich das Lovćen-Massiv als Bindeglied zwischen der mediterranen Welt und dem Karst des Binnenlandes; der Jezerski Vrh mit seinem Gipfelmausoleum von O (Cetinje)

Trešteniči Vrh, 1489 m

P in der letzten Rechtskehre südlich oberhalb von Ivanova Korita, 13 km westl. von Cetinje - eine alte österreichische Militärstraße führt durch die W-Flanke bis knapp unter den Gipfel.

der erste Gipfel des heutigen Tages von N, vom SO-Kamm des Jezerski Vrhfast der gesamte Anstieg verläuft durch Laubwälder über einen 100 Jahre alten Militärwegzahllose Kilometer dieser mit reiner Muskelkraft errichteten Straßen durchziehen jedes Gelände; früher zum schnellen Transport von Truppen und Kriegsgerät, heute als genussreiche Trassen für Wanderer und MountainbikerBlick aus der Westflanke auf die beiden höchsten Gipfel des Lovćenam Gipfelzeichennach O ein weiter Blick ins Landesinnere, uns zu Füßen die alte Hauptstadt Cetinjeim S das Küstengebirge um die 1586 m hohe Rumija (s. Archiv Bergsteigen), links der Skadarseeund im Norden Štirovnik (in Wolken) und Jezerski Vrh, den wir als Nächstes besteigen werden

Jezerski Vrh, 1657 m

P nach der Linkskehre am SO-Kamm (Čista strana, 1490 m, in unserem Fall Schneegrenze) - SO-Rücken - Fußgängertunnel (beleuchtet, an die 500 Stufen) - Njegoš-Mausoleum - Gipfelplattform.

für die montenegrinische Volksseele ist der Jezerski Vrh der wohl bedeutsamste Berg des Landes; eine Straße führt fast bis zum Gipfel, wir fahren bis zur Schneegrenze und besteigen ihn über den SO-Kamm (rechts)der Štirovnik gegenüber ist um fast 100 m höher und hat gleichfalls eine Straße bis zum Gipfel, darf aber wegen einer militärischen Anlage nicht betreten werdenam aussichtsreichen SO-Kamm des Jezerski Vrhdie letzte Etappe zum Gipfel ...... führt über annähernd 500 Stufen durch einen Fußgängertunnel im GratRonja hat sich wacker geschlagenwieder im Freien angelangt erkennt man den Grund, warum dieser Berg als Pilgerstätte, als montenegrinischer Olymp giltam Gipfel hat Petar II. Petrović Njegoš, der große Dichterfürst (Regierungszeit 1830-51) bereits zu Lebzeiten seine letzte Ruhestätte bestimmtNjegoš baute Straßen, gründete Schulen, schenkte dem Land sein Nationalepos und - brachte das Billardspiel nach Montenegro; seine beiden Wächterinnen (die großen!) in montenegrinischer Trachtdas Zentrum der Gedenkstätte - die Granitskulptur des Dichterfürsten unter Goldmosaikdie Aussichtsplattform hinter dem Mausoleumim W der höhere Nachbargipfel Štirovnikim N der See, nach dem der Berg benannt wurde, tief unten der Ort Njeguši, von dem der Dichterfürst seinen Namen ableitetim östlichen Talbecken Cetinje, die alte Hauptstadt Montenegrosim SO kann man ganz hinten den Skadarsee erkennen; bei gutem Wetter schaut man von diesem Platz in fast jede Ecke des Landes bis hinauf zum Durmitor

Pestingrad, 1011 m

P am Krstac-Pass (Restaurant) oder eine Linksabzweigung weiter nördlich - Weiler Knež Do - Militärstraße in den Sattel zwischen Volujak und Đerinski Vrh - nördl. um diesen herum in einen Sattel - Querung auf die Westseite und kurzes Abklettern (I) in die Scharte - O-Flanke Pestingrad.

der Doppelgipfel Pestingrad-Đerinski Vrh ragt mehr als einen Kilometer über dem Weltkulturerbeort Kotor in den Himmelvon S erkennt man unseren Berg als turmartigen Vorgipfel des wuchtigeren Nachbarnder kleine Weiler Knež Do am Ausgangspunkt unserer dritten Wanderung; links der soeben erstiegene Jezerski Vrh; der markierte Fahrweg macht einen weit ausholenden Linksbogen, wir versuchen einen Abschneider vom gemauerten Rondeau aus über die schrofige Wiese ...... und treffen oben am Waldrand auf diesen uralten Hirtenweg (Steinmänner), ...... der nach kurzer Zeit in die Originalroute mündet - schon wieder eine alte Militärstraßevorbei an einem ehemaligen österreichischen Grenzposten ...... geht's in gemächlichem Auf und Ab in den Sattel nördlich des Đerinski Vrh; die beiden Mädels machen sich auf die Suche nach dem markierten Aufstieg zum Hauptgipfel, ...... werden aber trotz Wegweisers während Erichs Spurt zum Pestingrad nicht fündig; wir haben in Montenegro öfter die Erfahrung gemacht, dass besonders die auf den Tafeln schwarz gepunkteten Wege (technisch schwierig zu begehen)  gleich gar nicht existieren, was u. U. zu brenzligen Situationen führen kann (s. Rumija im Archiv Bergsteigen)während Ulli und Ronja also auf ihrer ergebnislosen Suche über so manche Karrenkluft springen und etliche Wändchen erklettern, hat Erich die kleine Schulter an der Westseite erreichteine Schrofenschlucht trennt uns vom Zielder Abstieg in die trennende Scharte - gut markiert, hin und wieder greifen die Hände zudie Scharte gibt einen Vorgeschmack ...... auf einen der besten Gipfelblicke Montenegros
(08.05.2013)

Allgemeine Reise-Infos sowie Links zu weiteren Touren in Montenegro findet ihr zu Beginn bzw. am Ende unserer Wanderungen auf den Ćurovac und die 3-Seen-Runde am Durmitor.

Literatur: Stöckl: Montenegro. München: Rother Wanderführer 2008.

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