Knivskjellodden, 71°11'08'' N

Übers Vestfjordfjellet ans wahre Nordkap.

Skarsvåg, Magerøya, Norwegen. Aufstieg mit Gegensteigungen 400 Hm.

Reiseinfos - Knivskjellodden - weitere Touren in Norwegen

Norwegen? - Super! Aber weit. Und das Wetter, die Preise?
Auf unserer Montenegroreise im Mai haben wir beschlossen, das Wagnis einfach einzugehen - und prompt einen Wetterlottosechser gemacht. Fjorde, Lofoten - jeder hat von den legendären Landschaften gehört, was sich darüber hinaus noch in diesem ungeheuer reich gegliederten Land verbirgt, ist eigentlich unvorstellbar. Nach Vollständigkeit trachtende Sammler müssen schier verzweifeln. Wir haben nach drei intensiven Wochen noch ausständige Höhepunkte wie Romsdalen, Trollstigen oder Jotunheimen einfach links liegen gelassen und uns in eine Hytta im Setesdal zurückgezogen.
Das Preisniveau ist für uns sehr hoch - wenn im Supermarkt bloß doppelt so teuer als bei uns, dann Schnäppchen. Halbliterdose Bier im Supermarkt um 4 €, 0.33 l im Lokal um 11 €. Lebensmittel und Getränke haben wir großteils von zu Hause mitgebracht. Hingegen ist eine Hytta (Holzhäuschen auf Campingplätzen) für 4 Leute ab 40 € pro Nacht zu haben.

Ein nüchterner Kurzsteckbrief unserer Reise:
30 Reisetage, 8 Staaten, 22 Nächte im Vito, 5 Nächte in Hyttas, 1 Nacht Autofähre (Polferries) Danzig-Nynäshamn (60 km südl. von Stockholm), 1 Nacht Autoreisezug Hamburg/Altona-Wien, 7700 km (ohne Fähren und Zug), 19 Tourentage. Gesamtreisekosten bei überlegtem Lebensstil: ca. 2.800 € für ein Monat.

Für Wanderer, Kletterer und Schitourengeher sind neben den bekannten Zielen in Süd- und Mittelnorwegen besonders interessant:
- der gesamte Bereich zwischen der berühmten Küstenstraße RV17 und der E6 mit den vorgelagerten Inseln - anmutige Gipfel für jeden Geschmack, teils mit wunderschönen Sandstränden, teils mit gewaltigen Gletschern garniert
- im Raum Narvik zahllose Granitdome aller Kaliber, die Hauptrolle spielt natürlich der norwegische Nationalberg Stetind
- die Lofoten - keine Frage
- die nördlich anschließenden Vesterålen bieten eine gelungene Mischung aus lofotischer Wildheit und sanften Ebenen mit weißen Dünenstränden
- Senja ist eine Welt für sich; besonders im NW-Teil der Insel umrahmen bizarre Bergkämme wilde Fjorde, deren entlegene Dörfer oft nur durch Tunnels zugänglich sind. Der Breidtind trumpft hier mit der wildesten Granitwand auf, aber auch zahlreiche sanftere Wanderungen führen zu spektakulären Aussichtspunkten
- die Insel Kvaløya und der Raum Tromsø
- die Lyngenalpen östl.von Tromsø ragen als vergletschertes Hochgebirge über 1800m hoch aus den Fjorden, man glaubt sich in den Westalpen
- die etwas abseits gelegene Insel Kågen und die Halbinsel Nuovas (Trolldalstind!), die man auf der E6 zwischen Oksfjord und Karvika über den Kvænangsfjelletpass abschneidet. Besser wäre man hier bei Schlechtwetter unterwegs (dazu braucht man nicht viel Glück), damit man erst gar nicht sieht, was sich hier abspielt.
Die Linkliste zu unseren einzelnen Touren findet ihr am Ende des Berichtes, ergänzend haben wir immer wieder Fotos von den verbindenden Reiseetappen aufgenommen, um ein möglichst umfassendes Bild der weitläufigen norwegischen Küstenlandschaft zu zeichnen.

Distanz Mitteleuropa-Nordkap im VergleichReiseroute; die zurückgelegte Strecke entspricht etwa der Entfernung Alaska-HondurasÜbersicht Nordkapvom finnischen Inarisee kommend erreicht man bei Lakselv den Porsangerfjord, einen Ausläufer der Barentssee; noch 180 km zum Nordkapobwohl sich die zahlreichen Rentiere alles andere als panisch verhalten, kommt es immer wieder zu schweren UnfällenNorwegen ist ein Land der Brücken und Tunnels, ihre Zahl wächst ständig; die Tunnelröhren verlaufen mancherorts unter dem Meer und erreichen nicht selten eine Länge von 7 km; im Bild der Skarvbergtunnel an der Ostküste der Porsanger-Halbinselam Kamøyfjord nördlich von Honningsvåg, dem Hauptort von Magerøya; die Nordkapinsel ist mit dem Festland durch einen bis über 200 m tief unter den Meeresspiegel reichenden Tunnel verbunden, seit 2013 fällt keine Mautgebühr mehr anBlick vom Magerøya-Plateau nach O auf den äußeren Porsangerfjordauf der anderen Seite der Tufjord; das Nordkap ist nicht mehr weit

Nun aber zur wunderschönen Tundrawanderung zum nördlichsten Punkt Europas (abgesehen von Spitzbergen, das gleichfalls zu Norwegen gehört).

Knivskjellodden

P Vestfjordfjellet, E69 ca. 6 km vor ihrem Ende - Jalgavárri Plateau - Knivskjellvika - Rundingen O-Küste - Knivskjellodden.

ÜbersichtKarte Nordkap

Die üblicherweise als Nordkap bezeichnete Landzunge - es handelt sich lediglich um den nördlichsten mit dem Auto erreichbaren Punkt Europas - ragt als steiles Schieferplateau 300m aus dem Eismeer, etwa 500 km nördlich des Polarkreises, aber immerhin noch 2000 km vom Nordpol entfernt. Mittlerweile klettern dort alljährlich Hunderttausende aus ihren Fahrzeugen, berappen eine selbst für norwegische Verhältnisse saftige Parkgebühr und sehen meist - gar nichts. Eine Reiseleiterin berichtete von Wetterglück erst beim 15. Versuch, ein Trostkaffee mit Kuchen für 25 Euro vermag auch nicht wirklich aufzumuntern.
Wir machen wie üblich einen weiten Bogen um solche Veranstaltungen, spazieren auf der 18-km-Wanderung entlang der „Messerbergschneide“ noch 1380 m nördlicher als das Nordkap, bewundern bei schönstem Wetter den fetten Wolkenhut über dem Touristenmekka und treffen lediglich auf eine Handvoll Leute.

der für uns relevante, gebührenfreie Parkplatz 6 km vor der Touristenfallegleich westl. des Parkplatzes, auf der flachen Gipfelkuppe des Jalgavárri, reicht der Blick nach O hinüber zum Nordkinn, dem nördlichsten Festlandpunkt EuropasBretterstege helfen über die schlimmsten Feuchtstellen am Vestfjordfjellet; die in manchen Reiseführern angeratenen Gummistiefel sind unnötigam Rand des Fjells zeigt sich erstmals das berühmte NordkapAbstieg in die Knivskjellvika; unser Ziel links außerhalb des Bildrandesjenseits der Knivkjellbucht das beeindruckende Nordkap; mit der fotogenen Wolkenhaube dürften die Autopilger wenig Freude habendas „Gipfelzeichen“ samt Routenbuch an den Gestaden des Eismeers steht nicht ganz am nördlichsten Punktauf den letzten paar Metern der Landzungeder nördlichste Punkt Europasam Wiederaufstieg zum Fjelloben auf dem Plateau rückt zuletzt auch uns der Nebel auf den Pelzauf der Höhe der Porsanger-Halbinsel kommen am Abend die Rentiere ganz nahe ans Lager
(03.08.2013)

Literatur: Mertz: Lappland - 50 Touren in Schweden, Finnland und Norwegen mit Lofoten. München: Rother Wanderführer 2011.
Möbius/Ster: Reise-Handbuch Norwegen. Ostfildern: DuMont 2013.

Weitere Touren in Norwegen:

Barden - Keipen, Überschreitung (Senja, Bergtour)
Botnkrona - Grytfoten, Überschreitung (Sieben Schwestern, Helgeland, Bergtour)
Keiservarden (Hinnøya, Wanderung)
Måtind (Andøya, Wanderung)
Nomelandsfjellet O-Wand „Einfach schön“ 6+ (Setesdal, Klettertour)
Olderbakktind. Stussnes (Troms, Wanderungen)
Pianokrakken W-Wand „Pianohandler Lunds rute “ 4+ (Lofoten, Klettertour)
Reinebringen (Lofoten, Bergtour)
Sandhornet (Sandhornøya, Salten, Bergtour)
Setesdal (Aust-Agder, Klettern)
Stetind (Nordland, Klettertour)
Svolværgeita N-Wand „1910 ruta“ 5 (Lofoten, Klettertour)
Torghatten (Helgeland, Wanderung)
Tromsdalstind (Tromsø, Bergtour)

Zwei Vorschläge für aktive Zwischenstopps auf der Anreise:

Sokole Góry (Częstochowa-Hochland/Polen)
Skuleskogen Nationalpark (Norrländische Ostseeküste/Schweden)

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