Rajasthan - der unbekannte Süden
Schluchten, Tempel und Palastforts zwischen Udaipur und Jaipur.
Indien. Aufstiege bis 300 Hm.
Reiseinfos - Udaipur - Chittaurgarh - Bundi - Jaipur- weitere Touren in Rajasthan
Rajasthan, das „Land der Könige“, einer der 29 Bundesstaaten Indiens, liegt im Nordwesten des Subkontinents und hat knapp die Fläche Deutschlands. Eingebettet in herber landschaftlicher Schönheit zeigt sich hier - auf der geografischen Breite der Zentralsahara - ein Kaleidoskop von Tempeln, Festungen und Palästen, kargen Wüsten und hoch aufragenden Bergzügen, Märchenstädten aus 1001er Nacht erfüllt vom farbenfrohen, chaotischen Getriebe des unverfälschten Indien. Während die drei Traumstädte Jaipur, Jodhpur und Udaipur fixe Bestandteile jeder Pauschalreise sind, warten viele Überraschungen erst im vergessenen, oftmals entlegenen Hinterland.
Die eindeutig vernünftigste Art individueller Fortbewegung in Indien ist der Mietwagen mit einheimischem Fahrer, zumal eine Beschilderung jenseits der Großstädte - falls überhaupt vorhanden - nur in Hindi existiert und das Vorfahrtsrecht offenbar aus dem Kastensystem, kryptischen Alphamännchen-Erkennungsmechanismen sowie dem Blutzucker erwächst. Besonders in den Ballungszentren kann der Straßenlärmpegel bei Mitteleuropäern in Minutenschnelle lähmende Kopfschmerzen erzeugen. Da die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer (inklusive Elefanten, Kamele, Kühe, Schafe und Ziegen) augenscheinlich nach vorne gerichtet ist, wird von sämtlichen Hintermännern des 24-Stunden-Überholslalombewerbs permanent gehupt, oft schlachtenartig mit presslufterzeugten grellen Melodienfolgen jenseits des Erträglichen. Kampfsport fürs Trommelfell. Damit nur ja keiner aufs Hupen vergisst, prangt auf jedem Lkw-Hinterteil die Aufforderung Blow Horn Please OK. Lediglich in wirklich langweiligen Situationen ohne Unterhaltungswert - wie bei überraschend querenden Kuhherden oder Geisterfahrerkolonnen auf der Autobahn - wird anstandshalber aufs Hupen verzichtet.
Schon zu Hause helfen Internetforen bei der Auswahl eines geeigneten Fahrers, der ständig zur Verfügung steht und sich gegebenenfalls auch um Hotels etc. kümmert. Oft entstehen so Freundschaften, man kommt wieder, um mit seinem Fahrer einen weiteren Teil Indiens zu bereisen. Die Preisangebote für unsere 12-Tage-Rundfahrt bewegten sich zwischen 450 € (älterer Mittelklassewagen ohne Klimaanlage) bis 750€ (geräumiger Sechssitzer mit Klimaanlage). Die meisten Driver verfügen über gute Englischkenntnisse und langjährige Erfahrung mit europäischen Reisenden. Unser Fahrer Sunny (www.sunnyfunnytours.in) war daran gewohnt, Touristen ohne große Vorkenntnisse in bewährtem Trott zu bekannten Sehenswürdigkeiten und provisionsträchtigen Hotels zu schleusen. Unsere Art zu reisen - mit Einbeziehung kaum bekannter abgelegener Highlights - brachte ihn anfänglich an den Rand der Verzweiflung, nach etlichen Tagen aber war ihm der Lerneffekt für zukünftige Touren klar, er begleitete uns sogar auf manchen Fußmärschen in für ihn bislang unbekannten Teilen seiner Heimat. Read in your book!
Unsere 2800-km-Runde startet nach einem Fund-Raising-Konzert des Wiener KammerOrchesters zugunsten eines Spitals in Jodhpur nach Westen in die Wüste Thar und zieht im zweiten Teil nach Süden auf die höchsten Spitzen des Aravalligebirges um Mount Abu. Im Folgenden Eindrücke vom dritten Teil der Reise durch den Südosten Rajasthans zurück nach Jaipur und Delhi.
Weitere Touren in diesem Bundesstaat sowie im restlichen Indien findet ihr am Ende des Berichts, erst aber folgen wir verschlungenen, überraschungsreichen Pfaden zwischen zwei Traumstädten Rajasthans.
Udaipur
Die Aravallikette, eins der ältesten Gebirge der Erde, erstreckt sich vom Abumassiv an der Grenze zum Bundesstaat Gujarat über 600 km bis gegen Delhi und teilt Rajasthan in zwei Hälften, bildet die Klima- und Wasserscheide zwischen der Wüste Thar im Westen und den fruchtbaren Ebenen Zentralindiens. Der bedeutende Jain-Tempel von Ranakpur, Kumbhalgarh, die zweitwichtigste von Dutzenden Bergfesten des Landes und das märchenhafte, honigfarbene Udaipur liegen an seinen Abhängen. Diese drei benachbarten Glanzpunkte sind beispielhaft für die landschaftliche und kulturelle Vielfalt Indiens.
Chittaurgarh
Gut 100 km weiter östlich erhebt sich auf einem 11 km langen und 1 km breiten Plateau die wichtigste Festung des Landes über die weiten Ebenen, eine ganze Stadt von Tempeln, Palästen und Wehranlagen, einst begründet auf einem Meer von Blut und Tränen, heute von der Welt bestaunt. Von Chittaurgarh zieht eine Perlenkette von wenig bekannten, landschaftlich oft reizvoll gelegenen kulturhistorischen Attraktionen nach Osten bis zur touristisch noch nicht entdeckten Großstadt Kota nahe der Grenze zu Madhya Pradesh: Die beiden 500 Jahre alten Palastforts von Bijaipur und Bassi (heute zu empfehlenswerten Hotels ausgebaut), die pittoreske Tempelstadt Menal über der Mahanalschlucht, die drei Tempel von Bijolia aus dem 11. Jahrhundert, die 70 m hoch über zwei Flüssen thronende Palastfestung Bhensrorgarh, die weit über 1000 Jahre alte Tempelanlage von Baroli oder der Shivatempel von Geparnath unter dem Wasserfall der Chambalschlucht.
Bundi
Die schon 250 km südlich vor Jaipur gelegene Stadt Bundi wird langsam von Touristen aus aller Herren Länder entdeckt. Von den Dachrestaurants der Havelis, den historischen Privathäusern reicher Kaufleute, erscheinen Palast und Festung im Licht der tief stehenden Sonne wie die Kulisse aus einem Fantasyfilm, auch das Umland hält manche Überraschung bereit, wie etwa Shivatempel und Wasserfall bei Rameshwar.
Jaipur
Die Pink City, mit 3 Millionen Einwohnern größte Stadt Rajasthans, besticht mit ihren Prachtbauten und Basaren, besonders aber mit der Palastfestung Amber (sprich: Amer) hoch über einem ihrer Vororte. Selbst im riesigen Wunderland Indien kann höchstens eine Handvoll weiterer Plätze mit dieser Anlage konkurrieren.
Weitere Touren in Rajasthan:
Mount Abu - auf die höchsten Zacken der Aravallis
Thar - Wüstentrecks
Weitere Touren in Indien:
Cherrapunji - Wanderung zu den Wasserfällen am feuchtesten Punkt unserer Erde
Kaziranga Nationalpark - auf Moglis Spuren im Tal des Brahmaputra
Nandi Hills und Ramnagaram - Wandern und Klettern in Südindien