Bretterwandspitze, 2887 m
Gespaltener Koloss über dem gefährlichsten Wildbach Österreichs.
Granatspitzgruppe, Gradötzkamm, Matrei, Osttirol. Aufstieg 1400 Hm.
P Glanz nö. oberhalb von Matrei in Osttirol, Auffahrt auf schmaler Bergstraße über Hinterburg bis auf 1520 m, ca. 5 km ab Matrei - Glanzer Berg - Köfleralm - Lackneralm (der direkte Aufstieg über Ranzen, Ochsenstein-SW-Kamm und den folgenden Steilgrashang empfiehlt sich nicht unbedingt) - Trog (Steigbeginn) Begürnitzen - Kögelemahd (SW-Kamm) aufs Bunzkögele - Bretterwandhöhe - Bretterwandspitze.
Im Gebiet um Matrei und Kals springen eine Reihe von steil aufgestellten, gelblich und braun angewitterten Kalkglimmerschiefer-Formationen ins Auge. Auch die ca. 800 m hohen Südabstürze unseres imposanten Gipfels erinnern tatsächlich an einen glatten Bretterverschlag, entlang dessen Oberkante wir einem hervorragenden Aussichtspunkt entgegen steigen. Am Fuß dieser wahrlich filmreifen Kulisse, in der oftmals Steinadler auf Tuchfühlung mit den Bergsteigern die Hauptrolle an sich reißen, entspringt der Bretterwandbach, welcher im Jahr 1346 Matrei vollständig zerstört und den Ort auch später noch mehrere Male verwüstet hat. Er galt daher lange Zeit als einer der gefährlichsten Bäche Österreichs. Dem menschlichen Erfindungsgeist und seiner Tatkraft (bis heute entstanden 168 Sperrbauwerke!) stehen unglaubliche fünf Millionen Kubikmeter instabile Gesteinsmassen gegenüber, welche die Bretterwand noch bereithält. Unter diesem Aspekt wirkt das wunderschöne Gipfelkreuz, welches 1970 zum 100-jährigen Bestandsjubiläum von der Matreier Feuerwehr errichtet wurde, als archaischer Beschwörungsversuch unbezähmbarer Naturgewalten.
Ein benachbarter Leckerbissen im südlichen Gradötzkamm: der Grat Gorner - Rotenkogel.
(28.12.2015)
Literatur: Zahel: Osttirol. 50 Touren. München: Rother Wanderbuch 2012.