Kap Kaliakra - Kap Shabla

Streifzüge an der nördlichen Schwarzmeerküste Bulgariens.

Schwarzmeerküste, Burgas, Varna, Bulgarien. Aufstiege insgesamt 300 Hm.

Reiseinfos - Küstenstreifzüge - weitere Touren in Bulgarien

Bulgarien - mit knapp 111.000 km² etwas größer als Österreich, allerdings mit nur etwa halb so großer Bevölkerungsdichte - ist seit Jahrzehnten unter Badetouristen als kostengünstiger, lückenlos verbauter Sandstrand bekannt. Die EU-Mitgliedschaft seit 2007 hat dem Großteil der Bevölkerung zu keiner Verbesserung des kargen Lebensstandards verholfen, Nutznießer des Geldsegens sind die Nachfahren der alten Seilschaften aus der Zeit des Warschauer Paktes und damit eng verwobene mafiöse Strukturen. Laut dem weltweiten Corruption Perceptions Index 2011 erreichte Bulgarien mit Platz 83 von 182 das schlechteste Ergebnis innerhalb der Europäischen Union; wer es gar zu bunt treibt, zieht sich vorübergehend nach Dubai, Südafrika oder auf die Malediven zurück.
So hoffnungslos die Missstände in der parlamentarischen Republik Bulgarien auch weiterranken, so wenig bemerkt der Individualtourist eigentlich davon - zu überwältigend ist die Dichte und Vielfalt der Natur- und Kulturschätze dieses großartigen Landes. Von den einsamen Dünenstränden im Nordosten bis hin zum schneebedeckten höchsten Berg der gesamten Balkanhalbinsel, dem fast 3000 m hohen Musala im Rila-Nationalpark, finden sich auf engem Raum fast alle Landschaftsformen, bereichert durch gastfreundliche Städte und Museumsdörfer, überlaufene Wintersportzentren und verschwiegene Klettergärten, 9 UNESCO-Welterbestätten und Dutzende von Naturschutzgebieten.
Freilich sollte man sich abseits der größeren Städte auf manche herben Überraschungen mit großer Bandbreite gefasst machen: fantastische, urtümliche Restaurants, wo man in regionaler Tracht für vergleichsweise halbes Geld ungeahnte Köstlichkeiten kredenzt, neben manchen Kleinstadtlokalen, in die man sich nicht bedenkenlos wagen wird, wenn man sie denn überhaupt findet. Verkehrsarme, makellose Nebenstraßen mit Flüsterasphalt neben schlaglochübersäten Hauptstraßen mit wahnwitzigen Lkw-Fahrern, die ausdauernd daran arbeiten, bei Höchstgeschwindigkeit ihre 18-Meter-Hänger in die Einzelteile zu zerlegen.
Generell wurden wir - wie auch in den anderen (noch) im Dornröschenschlaf verharrenden Balkanländern wie Serbien, Montenegro oder Albanien - als Touristen im privaten Pkw weder von der Polizei noch von der Mafia belangt; ganz im Gegenteil hatten wir den Eindruck, dass man sich mehr Touristen ins Land wünscht und die verwegenen Vorreiter keinesfalls verschrecken möchte. Aufgrund der zügigen Autobahnen durch Ungarn und Serbien ist auch die Anreise weit flüssiger als man meinen möchte. Für abenteuerlustige Individualisten gibt es also keinen wirklichen Grund, diese aufregende Ecke Europas nicht einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht wird der eine oder andere zum Stammgast - die bulgarischen Immobilienpreise betragen 10 % im Vergleich zu Mitteleuropa.

Unsere einzelnen Touren in Bulgarien findet ihr am Ende dieses Pilotberichts, zuerst aber entlang der Schwarzmeerküste von Burgas nach Norden bis zur rumänischen Grenze.

Kap Kaliakra - Kap Shabla

Burgas - Nesebar (UNESCO-Weltkulturerbe) - Varna - Aladzha (Höhlenkloster) - Balchik (botanischer Garten und Schloss) - Kavarna - Kap Kaliakra (Naturreservat, Steilküste) - Kamen Bryag - Yailata (antike Nekropole, byzantinische Festung) - Kap Shabla (östlichster Punkt Bulgariens) - Dobrudzha (Dünenstrände).

unsere Rundtour durch die Nordhälfte BulgariensAusgangspunkt unseres Küstentrips entlang des Schwarzen Meeres ist Burgas, mit gut 200.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Bulgariensin der attraktiven Fußgängerzone mit seinen Jugendstilhäusernder Meeresgarten von Burgas erstreckt sich zwischen dem Stadtzentrum ...... und dem kilometerlangen Sandstranddas UNESCO-Welterbestädtchen Nesebar liegt auf einer 850 m langen und 300 m breiten Halbinsel 30 km nördlich von Burgasder Ort wird in der Hauptsaison von Touristen des nahe gelegenen Sonnenstrandes überflutet, Anfang April sind wir allerdings fast die einzigenberühmt ist Nesebar wegen seiner historischen Altstadt mit 40 mittelalterlichen Kirchen und den typischen Wiedergeburtshäusernunsere Hauptstationen auf dem Weg von Varna zur rumänischen Grenzedas Felsenkloster Aladzha im Naturpark Goldstrand ist das bekannteste an der bulgarischen Schwarzmeerküsteüber eine frei stehende Stahltreppe kann man die oberen Geschoße der bereits im 4. Jahrhundert bewohnten Höhlen erreichen600 Jahre später wurden die Nischen erweitert und in ein Felsenkloster umgewidmet; erst die Osmanen setzten dem ruhigen Leben der Mönche ein Endeim botanischen Garten von Balchik - eine Augenweide hoch über dem Meergleich unterhalb, am Fuß des Steilabbruchs, ließ sich Königin Maria von Rumänien ab 1924 ein exzentrisches Sommerschlösschen bauen, ...... in dessen Innerem heute eine Kunstgalerie untergebracht istfantasievolle italienische Architekten, ein schweizer Gärtner und etliche bulgarische Baumeister verwirklichten dieses Traumprojekt mit seinen Terrassen, Wassermühlen und exotischen Pflanzendie Steilküste rund ums Kap Kaliakra bricht bis zu 70 m tief zum Schwarzen Meer ababenteuerliche Pfade begleiten die AbbruchkanteKali-akra, das schöne Kap, wurde bereits in der Antike bewohnt; das Tor stammt aus der Blütezeit des Zweiten Bulgarenreiches (12. - 14. Jh.)an der äußersten Spitze der 2 km langen Landzunge die winzige Nikolauskapelle, von der man mit etwas Glück sogar Delphine und Kormorane beobachten kanntolle Küstenwanderung auf geschichtsträchtigem Boden - die Runde durchs Ausgrabungsgelände Yailata bei Kamen Bryageine 200 ha große Steppenlandschaft mit 400 Pflanzenarten bricht malerisch zum Schwarzen Meer abromantische Steige führen vorbei an uralten Felsgräbern, Tempeln und Höhlen ...... zum Prunkstück des Grabungsgeländes, einer byzantinischen Festung aus dem 5. Jh. auf einer Klippe 30 m über dem Meerder gesamte Küstenstrich wurde in den 1970er-Jahren von Hippies entdeckt, noch heute besuchen um den 1. Juli an die 2000 Menschen das Gebiet, um den Sonnenaufgang zu feierndie Küstenfelsen sind überdies ein beliebtes Deep Water Soloing Gebiet bei Kletterern, zahlreiche Routen sind dokumentiertdie Szenerie erinnert an manch berühmte Küstenwanderungen am Atlantikder Leuchtturm am Kap Shabla markiert den östlichsten Punkt Bulgariensnördlich von Kap Shabla verflacht sich die Steilküste abrupt und geht in eine wunderschöne Dünenlandschaft mit salzigen Lagunen (Heilschlamm!) über - ein Vogelparadies an der zweitgrößten Zugvogelstraße Europas, der Via Pontica
(04.2016)

Literatur: Böcker/Palahutev: Reise-Handbuch Bulgarien. Ostfildern: DuMont 2011.
Sommerbauer: Bulgarien. Ostfildern: DuMont 2015.
Schetar-Köhte/Köhte: Bulgarische Schwarzmeerküste. München: ADAC-Verlag 2011.
Schetar-Köhte/Köhte: Bulgarien. Handbuch für individuelles Entdecken. Bielefeld: Reise Know-How Verlag, 2013.
Bousfield/Willis: Bulgaria. London, New York, Melbourne, München, Delhi: Dorling Kindersley, 2014.

Weitere Touren in Bulgarien:

Balgarka (Sinite kamani - die „Blauen Steine“, Sliven, Ostbalkan)
Belogradtschik
(Sandstein-Felsenstädte im Westbalkan)
Cherven - Ostrich (Bergwanderungen um Teteven, Zentralbalkan)
Klettergärten in Nordbulgarien
Lednica-Klettersteig (Brestnitsa, Zentralbalkan)
Madara (Shumen, Ostbalkan)
Rusenski Lom (Höhlenkirchen und Klettergärten in den Schluchten zwischen Donau und Balkan)
Strandzha-Naturpark (Biosphärenreservat über dem Schwarzen Meer)

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