Brentenkogel, 1809 m. „Gosauseetriathlon“, 5+
Der „Extremzustieg“ auf die Adamekhütte.
Dachstein, Gosau, Oberösterreich. Aufstieg gut 1200 Hm (Zustieg + 14 Seillängen jeweils ca. 500 Hm + Aufstieg über den Gschlösselkogel zum markierten Hüttenzustieg).
P Vorderer Gosausee - Lacke - Hinterer Gosausee (Hohe Holzmeisteralm/Hintere See Alm) - Jagdsteig zum Einstieg - Gosauseetriathlon auf den Brentenkogel - Ü Gschlösselkogel, 1966 m - Abstieg zum Hohen Riedl und über den markierten Adamekhüttenzustieg (ehem. „Gosau-Reitweg“) und die Gosauseen zurück zum P.
Am südlichsten Zipfel Oberösterreichs wartet ein Allround-Abenteuer der besonderen Art. Vom ersten Schritt an umgibt uns die einmalige, international bekannte Postkartenkulisse von Gosaukamm und Dachsteingletscher, die selbst in Coronazeiten japanische Touristen anzulocken vermag. In den abseitigen Wänden am hintersten Talschluss auf gut eingerichtete Touren zu stoßen gibt wieder Grund zur Freude; neben der Route Glück auf Zeit (8- oder 6/A0) gibt es weiter links noch eine bislang nicht veröffentlichte Tour. Aber wie kommt der Gosauseetriathlon bloß zu seinem Namen? Sind die Erstbegeher samt Bohrmaschine mit dem Rad oder gar schwimmend angereist?
Auch die Kletterei selbst ist anregend, abwechslungsreich, interessant. Im unteren Teil dominieren in recht viel Gras gebettete, kompakte Platten mit schönen Wasserrillen. Ab dem flachen Kopf am Ende der 8. Seillänge (Gamsband, Fluchtabstieg) ändert sich der Charakter schlagartig, es überwiegt nunmehr steile Wandkletterei mit überraschenden, alpineren Zügen. In den wunderschönen letzten beiden Längen werden wir behutsam auf ein neues Szenario vorbereitet: die weitläufige, latschenüberwucherte Karsthochfläche, die es auf etwa einen Kilometer Luftlinie bis hinüber zum bezeichneten Adamekhüttensteig zu überwinden gilt - ein meist wegloses Unterfangen der vielen Möglichkeiten, dem in Bezug auf Zeit und Kondition ausreichend Raum gegeben werden sollte. Nach 14 Seillängen hat man im Latschensud des frühen Nachmittags bald einmal 200 zusätzliche Aufstiegshöhenmeter beisammen, mittleren Dschungelkämpfen wird man kaum auskommen, selbst wenn man die ausgedaubten Gänge findet. In einer Stunde vom Ausstieg zur Adamekhütte (lt. Jentzsch-Rabl-Führer) schafft es allenfalls ein ausgeruhter, mit dem Gelände bestens vertrauter Bergläufer. Eine überlegenswerte Alternative ist vielleicht Abseilen zum Gamsband und Abstieg über den Fluchtweg; fürs weiter nördlich gelegene Glück auf Zeit wird im Hoi-Schall-Führer überhaupt nur mehr Abseilen empfohlen. Falls man aber dennoch auf Schusters Rappen ins Tal zurückkehrt, definiert sich die Bedeutung von „Gosauseetriathlon“ abermals in einem neuen, unmissverständlichen Sinn.
Literatur: Hoi/Schall/Fischbacher/Gruber/Gapp: Kletterarena Dachstein West & Süd. Alland: Schall-Verlag 2019. Genaue Darstellung.
Jentzsch-Rabl: Genussklettern Österreich Mitte. Bad Häring: Alpinverlag. Seillängen und Zeiten zu knapp bemessen.